Internationaler Markt

Die Rohölpreise konnten seit gestern Nachmittag um 2 Dollar auf 75 Dollar je Barrel zulegen. Auslöser war die unerwartet rasche Beilegung des Hauhaltsstreits in den USA. Nach dem Repräsentantenhaus stimmte auch der Senat dem Vorschlag zur Erhöhung der Schuldengrenze zu. Damit ist der Weg frei für die Finanzierung eines neuen Haushaltsjahres.

Von der OPEC+ gibt es dagegen nichts Neues. Fast alle Marktbeobachter schließen eine Förderkürzung beim Kartelltreffen übermorgen aus. Allerdings lagen sie damit schon einmal falsch, als das Ölkartell im April überraschend entschied, sein Ölangebot um über eine Million Barrel pro Tag zu kürzen. Vorsichtshalber nehmen daher viele Trader ihre Wetten auf fallende Ölpreise vom Tisch und warten erst einmal ab.

Der Wochenbericht des amerikanischen Energieministeriums hat die ersten Schätzungen weitgehend bestätigt. Die Rohölbestände legten kräftig um 4,5 Mio. Barrel im Vergleich zur Vorwoche zu. Dabei halfen allerdings höhere Importe mit, so dass Rückschlüsse auf den US-Markt schwierig bleiben. Zumindest die Benzinnachfrage scheint relativ schwach zu bleiben, was so kurz vor dem verlängerten Ausflugswochenende rund um den Memorial Day eher überraschend ist.

Hier die Veränderungen im amerikanischen Ölmarkt im Vergleich zur Vorwoche. Die Zahlen stammen aus den Wochenberichten des Energieministeriums (DOE) und des Branchenverbandes API:

Rohöl: +4,5 Mio. Barrel (DOE) bzw. +5,2 Mio. Barrel (API)
Heizöl und Diesel: +1,0 Mio. Barrel (DOE) bzw. +1,8 Mio. Barrel (API)
Benzin: -0,2 Mio. Barrel (DOE) bzw. +1,9 Mio. Barrel (API)
Ölproduktion in den USA: 12,2 Mio. Barrel pro Tag (0,3 Mio. über Vorjahreswert)
Ölnachfrage in den USA (4-Wochen-Durchschnitt): 20,0 Mio. Barrel pro Tag (0,4 Mio. über Vorjahreswert)

Insgesamt sollten die Zahlen die Ölpreise eher belasten, aber im Moment scheint der Markt mit anderen Themen voll beschäftigt zu sein. Heute wartet der Markt vor allem auf die neuen Arbeitsmarktdaten aus den USA, die am frühen Nachmittag veröffentlicht werden.

Am frühen Morgen starten die Ölpreise auf dem höheren Level des Vortages. Brent-Rohöl kostet derzeit 75,12 US-Dollar je Barrel. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 70,86 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasoil notiert bei 686,75 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,9282 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,0772 Dollar.

Nationaler Markt

Die Heizölpreise reagieren bisher nur wenig auf den deutlichen Anstieg der Rohölnotierungen. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am Morgen einen landesweiten Durchschnittspreis von 88 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Der aktuell etwas stärkere Euro entlastet den Heizölmarkt dabei ebenso wie die gute Versorgungslage bei den Händlern.

Die Zahl der Bestellungen stieg in den letzten Tagen, aber das Niveau ist nur leicht überdurchschnittlich. Die Käufergruppen, die vor allem auf günstige Preise warteten, greifen jetzt zu. Viele andere Verbraucher sind offenbar schon versorgt. Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, stieg gegenüber gestern um einen Tick auf die Stufe Hoch.

Der Preisoptimismus kam von seinem gestrigen Hoch etwas zurück. Das passt zur höheren Bestellaktivität der Schnäppchenjäger. Aber noch immer setzen über 80 Prozent der Voten in der täglichen Lesereinschätzung auf fallende Heizölpreise.

Nach der Erleichterungsrallye wartet der Markt jetzt das OPEC-Treffen am Wochenende ab. Sollte es dort keine Überraschungen geben, könnte sich in der nächsten Woche wieder die übliche Tristesse im Ölmarkt durchsetzen. Es gilt weiterhin, dass kein Ende der Preisschwäche im Ölmarkt in Sicht ist. Preise um 75 Dollar je Barrel sind, vor allem wenn man die Inflation der letzten Jahrzehnte herausrechnet, auf einem historisch niedrigen Niveau.

In jedem Fall gilt jedoch: Nichts ist billiger als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, auch vor dem Hintergrund der Klimakrise. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.

Quelle: esyoil