Internationaler Markt

Das OPEC-Meeting am Wochenende endete mit einer Überraschung. Die meisten Beobachter hatten mit einer Fortsetzung des bisherigen Kurses gerechnet. Saudi-Arabien, das eine Führungsrolle in der OPEC hat, drängte jedoch offenbar auf eine erneute Kürzung der Förderquoten, also ähnlich wie im April, als sich das Kartell überraschend zu einer Verringerung des Ölangebots durchgerungen hatte.

Die Diskussionen zogen sich jedoch hin. Offenbar wurden die Gespräche immer hitziger. Riad konnte sich nur teilweise durchsetzen und entschloss sich daher zu einem Alleingang. Das Ölangebot des Königreichs wird ab Juli um 1 Mio. Barrel pro Tag verkleinert. Das entspricht etwa 10 Prozent der saudischen Ölmengen und einem Prozent des globalen Ölangebots. Die Entscheidung gilt zunächst nur für den Juli. Es ist im Moment unklar, ob sie verlängert wird. Klar ist jedoch, dass der saudische Kronprinz mit allen Mitteln den Ölpreis wieder auf das Wunschniveau über 80 Dollar schieben will.

Die übrigen Kartellmitglieder verkündeten, dass sie die bisherigen Beschlüsse bis Ende 2024 mittragen wollen. Da die OPEC jedoch immer wieder kurzfristig auf Marktveränderungen reagiert, ist diese Absichtserklärung eher symbolisch. Russland wollte sich zu überhaupt nichts verpflichten und die VAE, die Vereinigten Arabischen Emirate, werden ihre Produktion sogar erhöhen.

Ähnlich wie in den 80er Jahren will Saudi-Arabien den Ölmarkt offenbar im Alleingang managen. Damals ging das jedoch nicht lange gut. Riad musste seine Produktion immer stärker kürzen, um die Weltmarktpreise zu stabilisieren. Das hielt das Land jedoch nicht lange durch. Eine Kehrtwende folgte, die Saudis fluteten den Markt und die Preise stürzten ab. Auch jetzt wird Riad in Asien Marktanteile aufgeben müssen, vor allem an die Konkurrenz in den VAE und an Russland, das sich mit hohen Rabatten in den Markt drängelt, um die EU-Sanktionen zu umgehen.

Durch den OPEC-Rummel ging eine andere Nachricht fast unter: Die Zahl der Ölbohranlagen in den USA fiel in der letzten Woche um weitere 15 auf 555 Anlagen. Das ist der niedrigste Wert seit über einem Jahr. Die Chancen, dass die USA den Ausfall der OPEC-Mengen ausgleichen wird, stehen also schlecht.

Die Ölpreise reagieren bisher nur verhalten auf die Meldung aus Saudi-Arabien. Damit setzt sich die vorsichtige Preiserholung fort, die am Freitag durch das Ende des Haushaltsstreits in den USA ausgelöst wurde. Brent-Rohöl stieg bisher um zwei bis drei Prozent. Die Händler halten sich noch zurück und warten auf den Start des Ölhandels in den USA.

Brent-Rohöl kostet am frühen Vormittag 77,13 US-Dollar je Barrel. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 72,76 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasoil notiert bei 704,00 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,9350 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,0694 Dollar.

Nationaler Markt

Die Heizölpreise folgen dem internationalen Ölmarkt und steigen um knapp zwei Euro gegenüber Freitag an. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am Morgen einen landesweiten Durchschnittspreis von 89,6 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Neben den höheren Rohölpreisen belastet auch der schwächere Euro den Markt.

Die Zahl der Bestellungen blieb in der letzten Woche eher unter dem Durchschnitt. Nach dem jüngsten Preisanstieg könnte sich das ändern. Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, hält sich weiterhin auf einer hohen Stufe. Gleichzeitig schrumpft die Zahl der Preisoptimisten. Nur noch drei Viertel der Voten setzen in der täglichen Lesereinschätzung auf fallende Heizölpreise. Vor wenigen Tagen waren es noch um die 90 Prozent.

Die Ölpreise stehen jetzt an einem kritischen Punkt. Wenn der saudische Überraschungscoup ähnlich wie im April verpuffen sollte, steht einem raschen Rückzug der Rohölpreise Richtung 70 Dollar je Barrel nichts mehr im Weg. Aber die Risiken einer Preiswende nach oben sind nun gestiegen. Wer demnächst Heizöl kaufen will oder muss, sollte daher die Preisentwicklung in diesen Tagen besonders aufmerksam verfolgen.

In jedem Fall gilt jedoch: Nichts ist billiger als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, auch vor dem Hintergrund der Klimakrise. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.

Quelle: esyoil