Internationaler Markt

Die Folgen der saudischen Entscheidung vom Wochenende, noch mehr Öl als bisher vom Markt zu nehmen, hielten nicht lange vor. Die Rohölpreise sprangen gestern nach der überraschenden Ankündigung aus Riad zunächst über 78 Dollar. Aber die Rallye entpuppte sich als Strohfeuer. Schon am Nachmittag ging es wieder abwärts und heute Morgen steht Brent-Rohöl mit deutlich unter 76 Dollar je Barrel wieder auf dem Niveau der letzten Woche.

Der Ölmarkt blickt jetzt wieder auf die Nachfrageseite. Rezession in Deutschland, steigende Zinsen auf beiden Seiten des Atlantiks und die relativ schwache Konjunkturerholung in China deuten an, dass die Prognosen zum Ölverbrauch schon bald nach unten korrigiert werden müssen. In den chinesischen Metropolen steigt zudem die Zahl der Corona-Infektionen wieder bedenklich an. Mit Spannung werden nun die Handelsdaten für den Mai erwartet.

Trotzdem bleiben viele Forschungsinstitute noch optimistisch und erwarten einen steil steigenden PKW- und Flugverkehr über die Sommermonate, vor allem in den USA, aber auch in Ostasien. Die saudische Aramco vertraut auf diesen Schub und erhöht aktuell die Preise für seine Ölsorten für alle großen Absatzmärkte. Die Händler hatten eher mit Rabatten gerechnet und waren überrascht. Doch da im Juli die Förderung gekürzt werden soll, hat Aramco ohnehin weniger Öl für den Export zur Verfügung und kann deshalb auf eine attraktive Preisgestaltung verzichten.

Auch steigt im Hochsommer die inländische Ölnachfrage in Saudi-Arabien regelmäßig steil an. Wegen der extremen Temperaturen laufen die Klimaanlagen im ganzen Land auf Hochtouren. Der zusätzliche Strom kommt dann häufig aus Ölkraftwerken. Niedrige Stromtarife verhindern nach wie vor den sparsamen Umgang mit Energie.

In immer mehr Regionen der Welt sind Klimaanlagen allerdings kein Luxus mehr, sondern durch den Klimawandel lebensnotwendig geworden. Südasien und Teile Ostasiens stöhnen seit Wochen unter extremen Hitzewellen. Kommt dann noch eine hohe Luftfeuchtigkeit hinzu, ist es nicht mehr weit bis zur sog. Kühlgrenztemperatur. Die durch den Stoffwechsel erzeugte Wärme im Körper kann dann nicht mehr abgeführt werden.

Schon nach wenigen Stunden unter freiem Himmel droht dann der Kollaps. Das hat neben den menschlichen auch unmittelbare wirtschaftliche Folgen. Die Bauwirtschaft und die Landwirtschaft liegen in diesen Regionen immer wieder brach, weil die Arbeitsbedingungen unerträglich geworden sind.

Besser temperiert startet dagegen heute der Ölhandel in Europa. Brent-Rohöl kostet am frühen Vormittag 75,63 US-Dollar je Barrel. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 70,99 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasoil notiert bei 693,75 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,9327 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,0720 Dollar.

Nationaler Markt

Der deutsche Heizölmarkt ignoriert im Moment die Preiswende auf den internationalen Märkten. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am Morgen einen landesweiten Durchschnittspreis von knapp unter 90 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Der steile Rückgang der Rohöl- und Gasoilpreise wird noch nicht weitergegeben.

Das könnte auch an der deutlich steigenden Zahl von Bestellungen liegen. Der kurze Preisanstieg zum Wochenstart hatte offenbar viele Verbraucher verschreckt. Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, bleibt daher auf einer hohen Stufe. Die Zahl der Preisoptimisten ist erneut geschrumpft. Nur noch zwei Drittel der Voten können sich laut der täglichen Lesereinschätzung einen Rückgang der Heizölpreise vorstellen. Das liegt weit unter den sonst üblichen Werten.

Dieser Pessimismus scheint jedoch übertrieben. Der Markt hat die saudische Förderkürzung schneller als erwartet verdaut. Wer demnächst Heizöl kaufen will, muss daher nichts überstürzen, sollte aber den Markt im Auge behalten.

In jedem Fall gilt jedoch: Nichts ist billiger als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, auch vor dem Hintergrund der Klimakrise. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.

Quelle: esyoil