Internationaler Markt
Nach schwachen Konjunkturdaten aus China und ebenso schwachen Daten zur Benzinnachfrage in den USA brachen die Ölpreise gestern weiter ein. Brent-Rohöl fiel Richtung 71 Dollar je Barrel. Aber dann setzte eine Gegenbewegung ein und die Rohölpreise gingen am Abend nur wenig verändert aus dem europäischen Handel.
Am späten Abend meldete der Branchenverband API in seiner Vorabschätzung steigende Lagerbestände in den USA. Demnach wuchsen die Rohölbestände um 5,2 Mio. Barrel im Vergleich zur Vorwoche; die Bestände der Hauptprodukte (Benzin, Diesel/Heizöl) um weitere 3,7 Mio. Barrel. Die schwachen Benzindaten vom letzten Wochenende sind darin noch nicht einmal enthalten. Die API-Zahlen bremsten daher die Preiserholung über Nacht erst einmal aus. Wegen des Feiertags am Montag erscheint der offizielle Wochenbericht des US-Energieministeriums erst heute Nachmittag.
Heute Morgen erhalten die Ölpreise jedoch Unterstützung aus den USA. Der Haushaltsentwurf hat das amerikanische Repräsentantenhaus passiert, so dass ein Ende des Schuldenstreits in Griffweite rückt. Auch gibt es Hinweise darauf, dass die Zentralbank bei ihrem Treffen im Juni erst einmal nicht an der Zinsschraube dreht. Alles zusammen hebt den Preis für Brent-Rohöl über die Marke von 73 Dollar je Barrel.
Aber damit werden die meisten Mitglieder des OPEC+ Kartells wohl nicht zufrieden sein. Sie treffen sich am 4. Juni, um über zusätzliche Förderkürzungen zu diskutieren. Durch eine Ölverknappung könnte der Ölpreis wieder Richtung 80 Dollar manipuliert werden. Das wäre ein Preis, mit dem wohl die meisten Ölproduzenten zufrieden wären.
Doch schon die letzte Kürzung im April lief nicht so wie geplant. Damals wurde eine Kürzung um knapp 1,2 Mio. Barrel pro Tag beschlossen, doch weniger als die Hälfte davon wird bis heute von den Mitgliedern tatsächlich umgesetzt. Ein neuer Beschluss, dem vermutlich noch halbherziger gefolgt wird, könnte in einer Blamage für das Kartell enden. Vor allem Saudi-Arabien, das sich als De-Facto-Führer des Kartells sieht, will das wohl nicht riskieren. Trader, die auf weiter fallende Ölpreise setzen, riskieren also vermutlich nicht viel. Ein neuer Angriff auf die 70-Dollar-Marke liegt in der Luft, falls die OPEC den Markt nicht doch überraschen sollte.
Heute zum Handelsstart hält Brent mit Mühe das gestrige Preisniveau. Brent-Rohöl kostet derzeit 73,03 US-Dollar je Barrel. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 68,42 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasoil notiert bei 664,00 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,9359 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,0681 Dollar.
Nationaler Markt
Die schwachen internationalen Vorgaben drücken auch auf die deutschen Heizölpreise. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am Morgen einen landesweiten Durchschnittspreis von knapp über 87 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Das Jahrestief von 86 Euro ist jetzt nicht mehr weit entfernt.
Die Zahl der Bestellungen steigt wieder an. Das Preisniveau lockt nun offenbar einige Interessenten in den Markt, die auf günstige Kaufgelegenheiten gewartet haben.
Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, steht allerdings noch auf einer moderaten, mittleren Stufe. Einen wirklichen Kaufdruck gibt es also nicht. Dafür legt der Preisoptimismus weiter zu. Fast 90 Prozent der Voten in der täglichen Lesereinschätzung setzen auf fallende Heizölpreise.
Das könnte auch geschehen, vor allem, wenn die OPEC am Wochenende passiv bleibt und weiterhin schwache Konjunkturzahlen gemeldet werden. Noch ist kein Ende der Preisschwäche im Ölmarkt in Sicht.
In jedem Fall gilt jedoch: Nichts ist billiger als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, auch vor dem Hintergrund der Klimakrise. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.
Quelle: esyoil