Internationaler Markt
Die internationalen Ölpreise waren auch gestern im freien Fall und liegen im Moment nur noch knapp über 70 Dollar je Barrel für Brent-Rohöl. Der Rückgang passt nicht so recht zu den zahllosen Störungen im Ölmarkt weltweit, so dass viele Medien heute etwas hilflos diverse Erklärungsversuche nachreichen.
Das amerikanische Schieferöl oder die höheren US-Lagerbestände müssen wie üblich als Sündenböcke herhalten. Oder die Hoffnung, dass Saudi-Arabien die iranischen Ausfälle ausgleichen wird. Oder die ersten russischen Maßnahmen, das seit Wochen kontaminierte Öl in der Druschba-Pipeline durch sauberes Rohöl zu ersetzen.
Tatsächlich ist es wohl weniger kompliziert, aber dafür schwerer greifbar: Der seit Monaten laufenden Spekulationswelle fehlt der Nachschub. Viele Trader wetten bereits mit hohen Summen auf höhere Ölpreise. Das gilt besonders für die USA. Sowohl bei Rohöl als auch bei Benzin haben sich Spekulanten sehr weit aus dem Fenster gelehnt, also auf Kredit gekauft.
Da reicht dann eine kleine Stimmungsschwankung und die ersten Hedgefonds werfen das Handtuch, da ihnen die Risiken zu groß sind. Fehlt es dann an frischen Impulsen, die neues spekulatives Kapital anziehen, wird aus dem Rinnsal der Verkäufe ein reißender Strom und immer mehr Spekulanten nehmen ihre Chips vom Spieltisch.
Ein zweiter Faktor: Für die größten Investitionsfonds ist der Ölmarkt nur ein Nebenschauplatz. Nach dem Motto „Die Flut hebt alle Boote“ richten sie ihre Risikobereitschaft nach allgemeinen Kriterien aus. Wenn sich dann z.B. die Aussichten der Weltwirtschaft eintrüben, wird Öl verkauft, völlig unabhängig davon, in welcher Verfassung die Ölversorgung gerade ist.
Im Moment ist also unklar, ob der aktuelle Einbruch der Ölpreise nur eine kurze Preisdelle darstellt oder ob wir vielleicht die Jahreshöchstpreise schon hinter uns haben. Auch der europäische Handelstag startet heute Morgen unentschlossen in der Nähe der gestrigen Schlusskurse. Der asiatische Handel über Nacht lieferte keine Impulse.
Alle warten darauf, was in den USA geschieht. Dort laufen am frühen Nachmittag die monatlichen Arbeitsmarktdaten über den Ticker und am Abend die aktuelle Zählung der aktiven Bohranlagen (Rig Count).
Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) notiert aktuell bei 61,72 US-Dollar je Barrel. Brent-Rohöl kostet 70,48 US-Dollar je Barrel. Gasöl steht bei 639,25 Dollar je Tonne. Der US-Dollar kostet 0,8956 Euro. Damit notiert der Euro bei 1,1162 Dollar.
Nationaler Markt
Auch heute reiben sich die Heizölkunden verwundert die Augen. Heizöl bleibt auf dem Jahreshoch, wie die Heizölpreis-Tendenz zeigt. Wie schon gestern geht der steile Fall der internationalen Rohölpreise am deutschen Heizölmarkt spurlos vorüber.
Die Notierungen verharren heute Morgen zwischen 69 und 70 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Die Preisspreizung zwischen den Großstädten hält sich mit 3-4 Euro in den üblichen Grenzen.
Einmal mehr blockiert das unbeirrt teure Gasöl niedrigere Heizölpreise. Gasöl ist das Vorprodukt der Raffinerien für die Herstellung von Heizöl. Die Raffineriebetreiber begründen die hohen Preise mit den Verwerfungen auf dem Ölmarkt: Die Sanktionen gegen den Iran und Venezuela verknappen vor allem das Angebot von schweren Rohölsorten, die einen besonders hohen Output an Gasöl ermöglichen. Die besser verfügbaren, leichten Rohölsorten erzeugen im Raffineriebetrieb zwar viel Benzin, aber eben wenig Gasöl.
Die Heizölkunden nehmen es zur Kenntnis und verzögern erst einmal ihre Bestellungen. Der Markt ist ruhig und wartet bessere Zeiten ab. Das Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Zahl der Käufe und Preisanfragen ins Verhältnis setzt, zeigt nur eine mittlere Kaufbereitschaft an. Viele Verbraucher rechnen sogar mit weiter steigenden Heizölpreisen. In der täglichen Umfrage erwarten 38% der Voten einen Preisanstieg. Das ist ein vergleichsweise hoher Wert.
Die Preischarts für Heizöl unterstützen diese Meinung. Der kurzfristige Preiskanal steigt unbeirrt an. Das gilt auch für den langfristigen Preistrend der letzten Jahre.
Was tun? Die Heizölpreise sind im Moment durch die hartnäckig hohen Gasöl-Notierungen nach oben verzerrt. Wer demnächst bestellen muss, sollte dennoch nicht zu lange abwarten. Noch ist unklar, wie lange der Einbruch der Rohölpreise weiterläuft oder wie schnell sich die Gasöl-Preise normalisieren.
Wenn Sie die Heizölpreisentwicklung optimal ausnutzen wollen, sollten Sie aber in jedem Fall genau wissen, wie viel Platz in Ihrem Tank ist. Der esyoil e-Peilstab hilft Ihnen dabei. Mit ihm können Sie Ihren nächsten Heizölkauf noch besser planen.
Doch nichts ist billiger als eingespartes Heizöl: Entwickeln Sie verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen, um Ihre Kosten zu senken und die Umwelt zu schonen.
Quelle: esyoil