Internationaler Markt

In der EU wünscht man mehrheitlich den Ölboykott gegen Russland. Dem Vernehmen nach soll nun auch Deutschland bereit sein, dieser Maßnahme zuzustimmen. Einzig verbleibender Widersacher sei Pressemeldungen zufolge Ungarn. Ein entsprechender Beschluss muss einstimmig gefasst werden.

An den Ölbörsen werden die Brüsseler Befindlichkeiten zum Thema derzeit heiß gehandelt. Sie sorgen tendenziell für Preisauftrieb. Er dürfte sich auch nach Einführung eines Boykotts schleichend fortsetzen, da Lieferketten über das bereits vollzogene Maß hinaus neu zusammengefügt werden müssen. Dass ein EU-weiter Verzicht auf russisches Öl grundsätzlich ertragen werden kann, wird nicht mehr bezweifelt. Im Ölmarkt erhält derjenige die Ware, der am meisten dafür zu zahlen bereit ist. Gegenwärtig ist die EU also immer im Spiel. Arme Länder werden allerdings auf der Strecke bleiben oder, wie in diesem Fall, sich Russland zuwenden.

Auf den Kriegsverlauf in der Ukraine wird der Ölboykott keinen Einfluss haben. Er dient einer europäischen Moral und dem Zusammenhalt der Gruppe. Dabei kann man heute schon feststellen, dass Kollateralschäden in anderen Teilen der Erde auftreten werden. Zudem konnte die im Westen en vogue gewordene Verlagerung von Kriegen vom Schlachtfeld auf das Gebiet Wirtschaft und Finanzsysteme ihre zielführende Überlegenheit noch nicht ultimativ unter Beweis stellen.

Das bereits vor dem Boykott durch internationale Handelshäuser gemiedene russische Öl und die damit einhergehende Verknappung schlägt sich bisher im Preis vergleichsweise moderat nieder. Das ist nicht zuletzt dem Rückgang der chinesischen Nachfrage im Zuge der Zero-Covid-Politik zu verdanken. Die jüngsten Lockdowns haben signifikante Spuren hinterlassen. Im April wurde 18 Prozent weniger Benzin verbraucht als im gleichen Vorjahresmonat. Bei Kerosin beträgt das Minus sogar mehr als 50 Prozent. Wenn China zurück zur Tagesordnung kommt, wird das ebenfalls einen preistreibenden Effekt haben.

Etwas Preisentspannung wird von der wieder steigenden libyschen Produktion eingebracht. Der Beitrag hat allerdings keine große Bedeutung und gilt als unsicher. Seit der Staat Libyen mit der Ermordung seines Staatsoberhaupts Muammar al-Gaddafi in 2011 praktisch zerschlagen wurde, wird die Ölproduktion immer wieder zur Durchsetzung politischer Ziele attackiert. Das macht sie zu einer der unzuverlässigsten Quellen weltweit. Kein Lieferant muss Lieferungen so häufig mit der Vertragsklausel Force Majeure abkündigen wie die National Oil Corporation.

Heute Morgen bewegen sich die Ölnotierungen an den Börsen auf dem Niveau des Freitagshandels. Rohöl fällt leicht darunter. Gasöl, das Vorprodukt für Heizöl, kratzt am oberen Rand.

Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 104,55 Dollar und das Barrel Brent zu 106,99 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 1.235,00 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,9483 Euro. Damit kostet der Euro 1,0545 Dollar.

Nationaler Markt

Die Heizölpreise steigen moderat, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Zwar befinden sie sich nominell in einem Abwärtstrend. Das ist allerdings nur der Tatsache geschuldet, dass die Preise mit dem Überfall Russlands auf die Ukraine gleichsam explodierten und in der Folge neu bewertet wurden. Mittlerweile steigen sie seit einem Monat fast stetig.

Das Bestellaufkommen für Heizöl ist trotz der hohen Preise lebhaft. Viele Verbraucher verabschieden sich gerade von der Hoffnung auf fallende Preise. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf sehr hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere einem knappen Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.

Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Wenn Sie Heizöl benötigen, sollten Sie präventiv kaufen. Es muss ja keine komplette Füllung des Tanks sein.

Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.

Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.

Quelle: esyoil