Internationaler Markt

Die EU bastelt weiterhin am Boykott gegen russische Öllieferungen. Gesucht werden trickreiche Formulierungen, die den unterschiedlichen Befindlichkeiten und Versorgungszwängen der Mitgliedsstaaten gerecht werden. Eins steht dabei bereits jetzt fest, einen dezidierten Boykott der EU zu einem eindeutigen Zeitpunkt wirksam eingeführt wird es nicht geben. Das ändert nichts an der Tatsache, dass Ölprodukte, insbesondere Heizöl und Diesel, bereits heute knapp sind, weil aus Russland nicht mehr die üblichen Mengen bezogen werden. Dieser Umstand treibt Preise und Inflation in Europa aufwärts.

Die Inflationsrate hat mittlerweile einen Wert erreicht, den es zuletzt in der Frühphase des ersten Golfkriegs gab. Dabei kämpften Irak und Iran zwischen 1980 und 1988 um die Vorherrschaft am Persischen Golf. Nach großen menschlichen und wirtschaftlichen Verlusten bei beiden Parteien endete der Krieg durch Waffenstillstand. Einen Sieger gab es nicht. Der kriegsbedingte Verlust und die Teuerung von Öl führten hierzulande zu einer ungewöhnlich starken Inflation und der schwersten Rezession seit Bestehen der Bundesrepublik Deutschland. Andernorts auf der Welt gelten die Umstände dieser Zeit als finale Auslöser der diversen Schuldenkrisen.

Ein Anstieg der Inflation war nach den exzessiven geldpolitischen Maßnahmen zur Besänftigung von Finanzkrisen und den wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie lange erwartet worden. Die Annahme, dass die Europäische Zentralbank (EZB) seit Jahren viel zu viel Geld bei viel zu geringer Wirtschaftsleistung ins System gepumpt hat, kann allerdings nicht zweifelsfrei zur Ursache der aktuellen Inflation erklärt werden. Vielmehr kann man davon ausgehen, dass der aktuelle Mangel an Waren aufgrund von zerstörten Lieferketten zu Preis- und Inflationsauftrieb führen. Den ersten Schub brachten Corona-bedingte Lockdowns. Die kraftvollere Fortsetzung wird nun durch Öl- und Gasboykotte befeuert.

Die höchsten Preissteigerungen im Februar dieses Jahres wurde bei Heizöl mit 40 Prozent, bei Kraftstoffen mit 26 Prozent, bei Festbrennstoffen mit 19 Prozent sowie bei Lebensmitteln wie Speiseöl mit 19 Prozent und Gemüse mit 10 Prozent ermittelt. Man kann davon ausgehen, dass diese Zahlen bei einer Normalisierung der Umstände rasant sinken werden. Allerdings gibt es keine verlässliche Vorstellung davon, wann die Corona-Maßnahmen und der Überfall auf die Ukraine enden werden, um zur Normalität zurückzufinden. Ölpreisteuerung und hohe Inflation werden uns auf unbestimmte Zeit erhalten bleiben.

Unter Fachleuten wird das Für und Wider von Zinserhöhungen durch die EZB zur Bändigung der Inflation kontrovers diskutiert, weil dem vermeintlichen Erfolg das beachtliche Risiko gegenübersteht, noch größeren Schaden anzurichten. Der moralische Druck, den eine bestialische Kriegsführung in diesem Moment erzeugt, verhindert indes die notwendige Diskussion über die Folgenabschätzung von Energieboykottpaketen der EU. Politik sollte aber nicht als Reaktion auf einzelne Eindrücke von Krieg erfolgen. Sie sind kein Charakteristikum des aktuellen Waffengangs, sondern inhumaner Ausdruck jedes Krieges. Politik sollte Lösungen auf Basis von Zielen, die man erreichen will, entwickeln. Die Formulierung solcher Ziele fehlt derzeit. Auch das spricht nicht für eine baldige Beendigung der unglücklichen Umstände, die die diversen Parteien derzeit erdulden.

An den Ölbörsen kommt es momentan zu einer Trennung der Preisbildung bei Rohöl und Gasöl, dem Vorprodukt für Heizöl. Während die ersten Kontrakte noch seitwärts tendieren, werden die zweiten bei heftigen Auf- und Abschwüngen aufwärts getrieben.

Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 104,50 Dollar und das Barrel Brent zu 106,81 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 1.260,50 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,9501 Euro. Damit kostet der Euro 1,0521 Dollar.

Nationaler Markt

Die Heizölpreise steigen beschleunigt, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Zwar kann man ihnen nominell noch einen Abwärtstrend testieren. Das ist allerdings nur der Tatsache geschuldet, dass die Preise mit dem Überfall Russlands auf die Ukraine gleichsam explodierten und in der Folge neu bewertet wurden. Mittlereile steigen sie seit einem Monat fast stetig. Wir haben diesen Widerspruch durch die unterschiedlichen Trendkanäle in der 3- und der 6-Monatsansicht unserer Heizölpreis-Tendenz zum Ausdruck gebracht.

Das Bestellaufkommen für Heizöl ist trotz der hohen Preise sehr lebhaft. Viele Verbraucher verabschieden sich gerade von der Hoffnung auf fallende Preise. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf sehr hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere einem knappen Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.

Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Wenn Sie Heizöl benötigen, sollten Sie präventiv kaufen. Es muss ja keine komplette Füllung des Tanks sein.

Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.

Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.

Quelle: esyoil