Internationaler Markt

Die Rohöleinfuhren nach Deutschland sind im ersten Halbjahr um rund 16 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Das geht aus den aktuellen Zahlen des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) hervor. Der Mengenanstieg ist Ausdruck einer sich vom Corona-Schock erholenden Wirtschaft. Ihm folgt ein Ölpreis-Schock als Folge des angekündigten EU-Boykotts gegen russische Energielieferungen. Die Juni-Einfuhren von Rohöl waren die teuersten seit Einführung der BAFA-Statistik im Jahr 1991. Es ist zu erwarten, dass Rohöl mit Inkrafttreten des EU-Ölboykotts im Dezember noch teurer wird.

Der vom BAFA ausgewiesene Preis ist über alle Importe gemittelt. Die größten Lieferungen kamen im ersten Halbjahr mit einem Anteil von 32 Prozent aus Russland, einem Anteil von 12 Prozent aus den USA, einem Anteil von 10 Prozent aus Kasachstan, einem Anteil von 9 Prozent aus Großbritannien und einem Anteil von 37 Prozent aus diversen anderen Ländern. Der Vorjahresvergleich der Liefermenge aus Russland, der Anteil war mit 34 Prozent ähnlich hoch, lässt das Preisanstiegspotenzial für den Moment erahnen, wenn das relativ günstige russische Öl endgültig verbannt ist. Besonders bitter stößt dabei auf, dass der Boykott nachgewiesenermaßen keinerlei Auswirkung auf den Kriegsverlauf in der Ukraine hat.

Preisanstieg erfährt das nach Deutschland eingeführte Öl mittlerweile in nicht mehr zu vernachlässigender Art auch vom immer stärkeren Dollar. Ursächlich ist die rigorose Zinspolitik der US-Notenbank (Fed), die damit um wirksame Inflationseindämmung kämpft. Trotz anders lautender Unkenrufe könnte die Angelegenheit ohne eine Rezession in den USA durchgestanden werden. In Europa und anderen Teilen der Erde wird das kaum so glimpflich verlaufen. Insbesondere die deutsche Wirtschaft ist aufgrund der Energiepreisexplosion höchst absturzgefährdet. Und wieder stellt sich die Frage, ob die nicht kriegswirksamen Energieboykotte gegen Russland einer wirtschaftlichen Logik folgen und wenn ja, welcher?

Im Fall einer veritablen Rezession in Europa und Asien darf man immerhin auf so viel Zerstörung von Ölnachfrage hoffen, dass die erwartungsgemäß steigenden Ölpreise einen spürbaren Dämpfer erhalten. Dagegen bereitet sich die OPEC-Plus-Allianz aber bereits vor. Sie ist gewillt, mit ihrer Mengensteuerung jeden Preis zu stützen, der unter die 100-Dollar-Marke für das Barrel Rohöl gefallen ist, also bereits heute einzugreifen. Die Mitglieder werden sich in der kommenden Woche zum Thema beraten.

Zu den preisrelevanten Einflüssen gehört unter anderen die Hurrikan-Saison in den USA. Die zeigte sich im Jahresverlauf bisher milde. Nun baut sich ein erster Sturm hoher Kategorie südlich von Kuba auf. Aktuellen Prognosen zufolge wird er die Ölinfrastruktur im Süden der USA nicht treffen. Er wird an der südlichen Ostküste auf Land laufen und dort vermutlich zum temporären Stillstand des üblichen Lebens führen. Damit hat dieser Sturm nach heutigem Stand eher ein kleines Preissenkungspotenzial.

Nach einem Preisrückgang am Ende der letzten Woche sehen wir die Ölbörsen heute Morgen schon wieder im Abwärtsmodus. Die Notierungen geben bisher noch moderat nach.

Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 78,39 Dollar und das Barrel Brent zu 85,58 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 950,50 Dollar. Der US-Dollar kostet 1,0318 Euro. Damit kostet der Euro 0,9687 Dollar.

Nationaler Markt

Die Heizölpreise fallen wieder, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Eventuell kommt es nun doch zu einer Verschiebung der unteren Grenzen der Aufwärtstrends. Eine Trendumkehr liegt aber noch nicht in der Luft. Die verschiedenen Energiearten werden teuer bis sehr teuer bleiben. Unter ihnen stehen die nicht leitungsgebundenen Energieträger vergleichsweise gut da. Heizöl ist derzeit sogar der günstigste Brennstoff in der Ein- und Zweifamilienhausklasse eng gefolgt von Holzpellets. Beide Brennstoffe bieten in der Krise den Vorteil der Speicherbarkeit am Ort der Nutzung. Eigenständig denkende und handelnde Menschen schätzen die Unabhängigkeit, die darin steckt. Es sei allerdings darauf hingewiesen, dass trotzdem kleine Mengen leitungsgebundenen Stroms zum Betrieb der entsprechenden Heizanlagen benötigt wird. Abhilfe kann hier ein Batteriespeicher schaffen.

Um die Heizölbestellungen ist es ruhiger geworden, obwohl die Preise vergleichsweise gut sind. Die Lieferzeiten sind im Allgemeinen allerdings katastrophal lang. Ware und Logistik stehen nur unzureichend zur Verfügung. Dieser Umstand hat den Markt zu einem Verkäufermarkt werden lassen. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf mittlerem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem ordentlichen Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.

Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Versuchen Sie zu kaufen, um mit Ihrer Bestellung nicht in eine noch tiefere Versorgungskrise zu geraten.

Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.

Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.

Quelle: esyoil