Internationaler Markt

Nach einem kurzen Ausflug Richtung 93 Dollar fielen die Rohölpreise gestern wieder auf das Ausgangsniveau von knapp 90 Dollar je Barrel zurück. Noch immer prägen Zinserhöhungen, Inflationsraten und düstere Konjunkturaussichten die Diskussion.

Die preisstützenden Trends konnten sich kaum Gehör verschaffen. Die iranischen Atomverhandlungen sind offensichtlich gescheitert. Teheran lehnt eine wirksame Überwachung durch die Internationale Atombehörde ab. Eine Einigung rückte in den letzten Tagen in weite Ferne. Der Ukrainekrieg spitzt sich unterdessen erneut zu. Die Teilmobilmachung in Russland und die Geländegewinne der ukrainischen Truppen setzen den Kreml politisch unter Druck.

In wenigen Wochen starten die EU-Sanktionen gegen russisches Öl. Sie werden eventuell durch einen Preisdeckel für russische Öllieferungen ergänzt. Das ist ein Vorschlag, der vor allem von amerikanischer Seite immer wieder ins Spiel gebracht wird. Die EU lehnt die Idee mit guten Gründen ab, denn die Wirksamkeit ist mehr als unsicher. Die Zeit drängt nun allerdings. Schon Anfang Oktober müsste eine Einigung gelingen, um den Preisdeckel mit den EU-Sanktionen zu synchronisieren.

Das OPEC+ Kartell hält trotz der globalen Ächtung des russischen Angriffskriegs an seinem Bündnis mit Moskau fest. Einzelne Mitgliedstaaten sind mit den Rohölpreisen unzufrieden, wenn sie auf die haushohen Margen im Gasmarkt blicken.

Der Ölmarkt blickt vor dem Winter auf relativ geringe Lagerbestände. Regionale Preisverzerrungen, Raffinerieausfälle und Verknappungen führen immer wieder dazu, dass die Dieselpreise nach oben ausbrechen.

Doch im Moment dominiert die Sorge vor einer schwindenden Ölnachfrage. Zumindest in den USA sind die Zentralbanker bereit, eine Rezession zu risikieren, um die galoppierende Inflation wieder einzufangen. Im Euroraum und in Großbritannien sieht es nicht viel anders aus. Selbst in Japan wird man nun aktiv.

Was nach wie vor fehlt, sind jedoch klare Belege dafür, dass die internationale Ölnachfrage tatsächlich unter den Prognosen bleibt. Seit dem Sommer bleiben die Vorhersagen relativ stabil. In China und eventuell auch in den USA könnten die Erwartungen sogar übertroffen werden. Das Tauziehen der gegensätzlichen “Narrative” im Ölmarkt könnte sich in den nächsten Monaten also verschärfen.

Davon ist am heutigen Morgen allerdings noch nichts zu spüren. Der Handel startet gemächlich mit nur geringen Preisausschlägen. Die Nordseesorte Brent kostet aktuell 89,90 US-Dollar je Barrel. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 82,90 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasoil notiert bei 993,00 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 1,0189 Euro wert. Damit steht der Euro bei 0,9810 Dollar.

Nationaler Markt

Trotz der niedrigen Rohölpreise legt der Preis für Heizöl heute wieder zu. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt einen landesweiten Durchschnittspreis von nahezu 158 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Damit bleibt der Heizölpreis in seinem Aufwärtstrend, der im April bei etwa 120 Euro startete.

Vor allem die steigenden Gasoil-Preise sind dafür verantwortlich. Die Margen für das Vorprodukt von Diesel und Heizöl sind auf Rekordhöhe. Hinzu kommen nach wie vor hohe Frachtraten für die Binnenschiffe auf dem Rhein, auch wenn die Wasserstände im Moment etwas weniger kritisch sind als noch vor einigen Wochen. Der dritte Faktor ist ein sehr starker Dollar, der Öl für den Euroraum verteuert.

Die Folgen des Preisanstiegs der letzten Tage machen sich jetzt im Binnenmarkt bemerkbar. Die Zahl der Bestellungen geht zurück, bleibt aber immer noch auf einem hohen Niveau. Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, fällt auf die mittlere Stufe.

Die Zahl der Preisoptimisten legte dagegen zu. Ihr Anteil kletterte in der täglichen Lesereinschätzung von etwa der Hälfte auf zwei Drittel der Stimmen. Viele warten nun offenbar auf günstigere Kaufgelegenheiten.

Die Aussichten dafür sind jedoch gemischt. Die Versorgung für den Winter ist noch nicht abgeschlossen. Extrem hohe Gaspreise sorgen für zusätzliche Nachfrage nach Heizöl. Ein Preisrutsch scheint daher noch nicht in Sicht.

Daher gilt nach wie vor: Nichts ist billiger als Heizöl, das nicht verbrannt werden muss. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihr Heizverhalten und ihre Heizlösung. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche nützliche Tipps bereit. Das senkt die Kosten und schont Klima und Umwelt.

Quelle: esyoil