Internationaler Markt

Die Rohölpreise fielen gestern den zweiten Tag in Folge. Von 103 Dollar je Barrel schrumpfte der Wert von Öl im Eiltempo auf aktuell 95 Dollar. Das entspricht in etwa dem Ölpreis im Februar. Die Marktbeobachter raufen sich die Haare, denn es gibt keinen erkennbaren Grund für diesen plötzlichen Preisrutsch. Also werden die üblichen Verdächtigen zitiert: Zinserhöhungen oder Covid-Lockdowns in China.

Die tatsächliche Lage im Ölmarkt ist umstritten: Die OPEC-Länder bleiben weit unter ihren Förderquoten, stellen aber immerhin etwas mehr Öl als im Frühjahr zur Verfügung. Die USA produzieren so viel Öl wie zu Beginn der Pandemie, aber die höheren Exporte sind nur dank der Freigabe der nationalen Ölreserven möglich. Das wird jedoch in einigen Wochen enden.

Dritter Faktor sind die russischen Ölexporte, die sich seit Kriegsbeginn auf einem unerwartet hohen Niveau halten. Das frustriert vor allem Washington, denn die Kombination aus hohen Ölpreisen für die USA und gleichzeitig hohen russischen Öleinnahmen ist genau das, was man durch die Sanktionen eigentlich verhindern wollte.

Daher diskutieren die Finanzminister der G7-Staaten jetzt erneut den Vorschlag eines Preisdeckels für russisches Öl. Die Käufer sollen demnach weltweit nur einen bestimmten, reduzierten Preis an Moskau zahlen. Im Gegenzug werden diese Kunden von allen Sanktionen verschont. Das soll die russischen Einnahmen dezimieren, aber gleichzeitig die globale Ölversorgung verbessern.

Der Vorschlag besticht im ersten Moment, kann aber in der Praxis nur funktionieren, wenn sich mehr Länder als bisher der Allianz gegen Russland anschließen. Danach sieht es aber nicht aus. Billiges russisches Öl wird außerdem von den Raffinerien in allen Ländern so stark nachgefragt werden, dass der Preisdeckel im Nu aufgeweicht ist. Vermutlich wird es also bei den bereits in der EU beschlossenen Sanktionen zum Jahreswechsel bleiben.

Die einzigen harten Daten lieferte gestern der übliche Wochenbericht aus den USA. Wobei das Attribut “hart” selbst hier relativ ist, denn die Zahlen passten in der Summe nicht so recht zusammen. Der berühmte Adjustment Factor machte über eine 1 Mio. Barrel pro Tag aus. Das Energieministerium (DOE) konstatierte anders als der Branchenverband API trotz der Freigabe nationaler Reserven einen Abbau der gewerblichen Rohölbestände um 3,3 Mio. Barrel gegenüber der Vorwoche. Bei den Ölprodukten gab es nur geringe Veränderungen.

Hier die Zahlen der Wochenberichte von DOE und API und die Veränderungen gegenüber der Vorwoche:

Rohöl: -3,3 Mio. Barrel (DOE) bzw. +0,6 Mio. Barrel (API)

Heizöl und Diesel: +0,1 Mio. Barrel (DOE) bzw. -1,7 Mio. Barrel (API)

Benzin: -1,2 Mio. Barrel (DOE) bzw. -3,4 Mio. Barrel (API)

Ölproduktion: 12,1 Mio. Barrel pro Tag (0,6 Mio. über Vorjahreswert)

Nachfrage (4-Wochen-Durchschnitt): 20,0 Mio. Barrel pro Tag (1,4 Mio. unter Vorjahreswert)

Zum Handelsstart geben die Ölpreise erneut nach. Die Nordseesorte Brent kostet aktuell 94,78 US-Dollar je Barrel. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 88,74 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasöl notiert bei 1072,25 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,9982 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,0017 Dollar.

Nationaler Markt

Die deutschen Heizölpreise sanken seit Wochenbeginn von 170 auf aktuell knapp 164 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Die Heizölpreis-Tendenz zeigt allerdings, dass die Preisverzerrungen der letzten Monate erst ansatzweise abgebaut sind. Während Rohöl seit Kriegsbeginn im Februar nur etwa 10% teurer wurde (in Euro), legte der Heizölpreis fast 80% zu.

Aber die Verbraucher haben keine Wahl und bestellen weiterhin in großer Zahl. Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, steht seit mehreren Wochen auf einer hohen Stufe. Die Umfrage in der täglichen Lesereinschätzung zeigt dagegen einen wieder wachsenden Optimismus. Über zwei Drittel der Voten rechnen mit weiter fallenden Heizölpreisen in den kommenden Tagen. Vor einer Woche lag dieser Anteil nur bei knapp über 40%.

Ein Ende der Preiskreisen ist allerdings weder bei Heizöl, noch bei Erdgas oder Strom in Sicht. Auch angesichts der langen Lieferzeiten sollte man rechtzeitig für den Winter gerüstet sein.

Generell gilt gerade in diesen Zeiten: Nichts ist billiger als Heizöl, das nicht verbrannt werden muss. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihr Heizverhalten und ihre Heizlösung. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche nützliche Tipps bereit. Das senkt die Kosten und schont Klima und Umwelt.

Quelle: esyoil