Internationaler Markt

Gestern ging es den dritten Tag in Folge steil abwärts. Brent-Rohöl kostete am Abend nur noch 92 Dollar je Barrel und damit etwa 10 Prozent weniger als zum Wochenstart. Wie schon in den Tagen zuvor fehlte ein konkreter Auslöser für die Preisbewegung.

Ganz im Gegenteil: Eine rasche Einigung im Atomkonflikt mit dem Iran erscheint mittlerweile unwahrscheinlich. Der Optimismus, der sich in der letzten Woche breit gemacht hatte, ist verflogen. Teheran will offenbar verbindliche Zusagen, dass Sanktionen nicht plötzlich wieder eingeführt werden können. Die USA bestehen auf einer stärkeren Überwachung der iranischen Atomanlagen. Die Europäer stehen irgendwo dazwischen, während sich Moskau mit Teheran verbündet hat. Zumindest kurzfristig wird daher wohl kein zusätzliches iranisches Öl auf den Markt kommen.

Auch das anstehende Treffen des Ölkartells OPEC+ in der kommenden Woche könnte mit einer vagen Erklärung enden. Trotz des Preisrutsches wird die Organisation wohl keine Förderkürzungen ankündigen, zumal die aktuellen Mengen weit unter den Förderzielen liegen. Aber die Saudis werden die Gelegenheit sicherlich nutzen, auf die zahlreichen Versorgungsrisiken und knappen Lagerbestände hinzuweisen und die Möglichkeit zukünftiger Quotenkürzungen offenhalten. Konkretere Aktionen werden nicht erwartet, denn auch das Kartell wartet erst einmal den Ausgang der Iran-Verhandlungen ab.

Der Markt blickt gleichermaßen auf die Nachfrageseite. Neue Lockdowns in Chengdu und teilweise auch Shenzhen könnten die Konjunktur und den Verkehr, also auch die Ölnachfrage in China wie schon im Frühjahr dämpfen. Im Oktober will sich der Quasi-Autokrat Xi Jinping auf dem Parteitag der KP China eine weitere Amtszeit sichern. Bis dahin muss die Covid-Strategie als Erfolg verkauft werden. Wenn überhaupt, dann wird es erst danach einen Strategiewechsel in der Pandemie geben.

Die USA hingegen meldeten gestern überraschend starke Konjunkturdaten. Der Effekt der steigenden Zinsen ist noch nicht zu spüren. Heute werden die Arbeitsmarktzahlen für den August mit Spannung erwartet. Belastbare Zahlen für den Juni zeigen eine erstaunlich hohe Ölnachfrage. Die weniger verlässlicheren, aber dafür aktuelleren Wochendaten deuten hingegen auf eine schwächere Nachfrage.

Im Moment hat sich der Preistrend an den Ölbörsen jedoch von den Fundamentaldaten abgekoppelt. Die weitere Preisentwicklung erscheint völlig unklar. Viele Hedgefonds warten an der Seitenlinie und halten sich zurück.

Am frühen Morgen machen die Ölpreise einen Teil der gestrigen Verluste wett. Die Nordseesorte Brent kostet aktuell 94,01 US-Dollar je Barrel. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 88,22 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasöl notiert bei 1080,25 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 1,0022 Euro wert. Damit steht der Euro bei 0,9975 Dollar.

Nationaler Markt

Der Preisrutsch der letzten Tage konnte am Trend nichts ändern: Seit dem Sommer steigen die Heizölpreise. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt aktuell einen gegenüber gestern fast unveränderten Preis von knapp 164 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter).

Die Frachtkosten auf dem Rhein sind in dieser Woche etwas niedriger als in der Vorwoche, bleiben aber relativ hoch. Ihr Beitrag zum Anstieg der Heizölpreise ist jedoch begrenzt und machen je nach Standort zusätzliche 3-6 Euro je 100 Liter aus.

Ob nun Preisanstieg oder Preisrutsch: Die Zahl der Bestellungen bleibt seit dem Juli auf einem weit überdurchschnittlichen Niveau. Das gilt auch für das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst. Es zeigt, dass nicht lange taktiert oder spekuliert wird. Vorsorge geht vor. Etwas überraschend ist der erneut gestiegene Preisoptimismus der Verbraucher. Die tägliche Lesereinschätzung zeigt einen relativ hohen Anteil von 76% der Voten, die auf einen Fall der Heizölpreise setzen. Das sind fast doppelt so viele wie vor einer Woche.

Der Preistrend ist unklar: Wird der absehbare Konjunkturabschwung die ebenso sichtbaren Versorgungsrisiken entschärfen können? In dieser unübersichtlichen Lage ist es sicherer, rechtzeitig für den Winter gewappnet zu sein.

Generell gilt jedoch: Nichts ist billiger als Heizöl, das nicht verbrannt werden muss. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihr Heizverhalten und ihre Heizlösung. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche nützliche Tipps bereit. Das senkt die Kosten und schont Klima und Umwelt.

Quelle: esyoil