Internationaler Markt

Der durch Russland deklarierten Drosselung von einer halben Million Barrel Öl pro Tag im März folgte die nicht minder überraschende Ankündigung des Weißen Hauses, im Februar weitere 26 Mio. Barrel Öl aus den strategischen Reserven der USA freizugeben. Die Abfolge der Verlautbarungen hielt die Ölpreise im Zaum. Ihnen haftet allerdings das Stigma der Unfreiwilligkeit an.

Gestern unterstrich die EU Energiekommissarin Kadri Simson, dass die Förderkürzung Russlands Ölindustrie durch Sanktionen aufgezwungen wurde. Die Unternehmen seien nicht in der Lage, die Produktionsmengen aufrechtzuerhalten, weil sie keinen Zugang mehr zu den benötigten Technologien hätten. Da Russland Mitglied der OPEC-Plus ist, sollte das fehlende Öl allerdings durch die Allianz kompensiert werden, ohne die selbstgesteckten Drosselungsziele von zwei Millionen Barrel pro zu verletzen. Diese bestehen seit November 2022 und enden im Dezember 2023. Sie referenzieren auf die Produktion im August 2022. Russland hatte sich im Rahmen der Vereinbarung auf eine Tagesproduktion von 10,48 Mio. Barrel festgelegt. Nach Angaben der Internationalen Energie Agentur (IEA) lag das Land bereits im Dezember 2022 mit 0,71 Mio. Barrel pro Tag im Soll. Das Defizit stützt die Unfreiwilligkeitsthese.

Mit der weiteren Freigabe aus den strategischen Reserven der USA können diese auf einen neuen Tiefststand sinken. Sie haben bereits im letzten Jahr das niedrigste Niveau seit 1983 erreicht. Deshalb erwartete man nichts anderes als den Aufbau der Reserven. Die Unfreiwilligkeit der angekündigten Maßnahme geht zurück auf einen Kongressbeschluss aus dem Jahr 2015. Um diesen Beschluss zu kippen, müsste das Gremium erneut beschließen. Das wäre angesichts des gegenwärtigen politischen Klimas, in dem sich Republikaner und Demokraten unerbittlich bekämpfen, vermutlich ein aussichtsloses Vorhaben. Deshalb setzt das Weiße Haus auf Umsetzung des alten Beschlusses und die zügigere Beschlussfassung zur ohnehin anstehenden Wiederbeschaffung der Reservemengen.

Es handelt sich dabei um mehr als 200 Mio. Barrel. Diese zu beschaffen, dürfte über das Jahr 2024 hinausgehen. Die Käufe werden den tendenziell knapp versorgten Markt stressen und für ein bullisches Grundrauschen sorgen. Mit seinem Auftreten ist ab dem vierten Quartal 2023 zu rechnen.

Aktuell dämpft die Freigabe der Reserven die bullischen Impulse aus russischem Förderdefizit und chinesischer Nachfragesteigerung. Dem steht die Sorge vor weiteren Leitzinserhöhungen durch die US-Notenbank gegenüber. Die heute zur Veröffentlichung anstehenden Inflationsdaten liefern Stoff für weitere Spekulation zum Thema. Diese wird sich auch in den Ölnotierungen offenbaren.

An den Ölbörsen herrscht heute Morgen gespannte Zurückhaltung, bei der die Notierungen trotzdem einen Hang zur Teuerung demonstrieren.

Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird zu 79,32 Dollar und das Barrel Brent zu 86,11 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 850,00 Dollar. Der US-Dollar kostet aktuell 0,9311 Euro. Damit kostet der Euro 1,0783 Dollar.

Nationaler Markt

Die Heizölpreise folgen nach wie vor den hinterlegten Trendkanälen, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Der Abgang kann als glücklicher Umstand gewertet werden, da aus einer reinen Ölmarktsicht etwas anderes zu erwarten war. In den beiden kurzen Zeitintervallen regt sich mittlerweile ein Streben zu Höherem, was auf ein Wiederandocken an den internationalen Markt hindeutet. Der Preisrückgang der letzten Wochen hatte wenig mit den entsprechenden Börsenvorgaben zu tun. Er wurde im Wesentlichen durch eine reduzierte Binnennachfrage provoziert. Auslöser dafür war der Rückgang der Gaspreise, der für die Abkehr großer gewerblicher Verbraucher vom Heizöl sorgte.

Aktuell ist das Bestellaufkommen sehr entspannt. Die Lieferzeiten drohen nicht erneut davonzulaufen. Gleichzeitig erweist sich die Hoffnung auf günstigere Heizölpreise als stabil hoch. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf mittlerem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem starken Mehrheitswert für die Erwartung für fallende Heizölpreise.

Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Zu diesen Preisen können Sie immer noch kaufen.

Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser. Weitere Informationen.

Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.

Quelle: esyoil