Internationaler Markt

Nach dreiwöchigem Verfall wechseln die Ölbörsen die Richtung. Die Dynamik legt zwar eine Fortsetzung des Abgangs nahe. Die überverkaufte Marktlage steht aber dagegen. Der Positionskampf ging gestern zugunsten der Bullen aus. Die hatten in den Wochen zuvor, Ölpapiere verkauft und damit ein Vakuum geschaffen, das nun wieder aufgeblasen werden kann.

Das Geschehen scheint dem saudischen Energieminister Prinz Abdulaziz bin Salman recht zu geben, der mehrfach darauf hinwies, dass die Preisentwicklung von kruder Spekulation statt von einem fundamentalen Marktverständnis geprägt ist. Diese Auffassung wird auch im gestern veröffentlichten Monatsbericht der OPEC unterstrichen. Die Berichterstatter sehen Angebot und Nachfrage robust aufgestellt. Weder das eine noch das andere zeige derzeit Anzeichen von Schwäche. Der Markt werde in diesem und im kommenden Jahr jeweils um über zwei Prozent wachsen.

Im Bericht wird die hohe Nachfrage Chinas ausdrücklich betont. Dem Land wurde immer wieder konjunkturelle Behäbigkeit unterstellt. Sicher eine Einschätzung mit Wirkung auf die Preisentwicklung. Auch die Angebotsseite erweise sich stärker, als oft kolportiert wird. Förderländer, die nicht dem Kartell angehören, produzieren mehr Rohöl als prognostiziert wurde. Dem begegnet Saudi-Arabien mit freiwilligen zusätzlichen Kürzungen, um das Marktgleichgewicht zu erhalten. Das Grundrauschen der Produktionskürzungen werde von allen anderen Mitgliedern des Ölkartells sehr diszipliniert aufrechtgehalten. Einzig der Iran ist aufgrund der gegen ihn verhängten Sanktionen von den Quotenregeln befreit. Er hat mit seinem Beitrag eine leichte Überproduktion der OPEC im Oktober verursacht.

Nicht zuletzt wegen der üppigen Produktionsreserven der OPEC liegt nach deren Einschätzung eine außerordentlich entspannte Versorgungslage vor, in der ein streng geführtes Kartell die Ölpreise steuern können sollte. Die jüngste Marktlage zeigt allerdings, dass das ein Wunschtraum ist. Der Ölpreis wird nicht nur durch physische Marktmechanismen bestimmt. Er hat auch eine nicht zu vernachlässigende virtuelle Komponente. Wer sollte das besser wissen, als die Kommunikationsleute von Prinz Abdulaziz bin Salman.

Die ungeliebte Spekulation wird man nicht aushebeln können. Auch wenn die aktuelle Lage am Ölmarkt robust sein mag, bleibt die preisentscheidende Frage, ob am Ende etwas zu viel oder etwas zu wenig Öl im Markt ist. Man kann sowohl das eine als auch das andere bewirken. Es wird aber niemand alle Details der zukünftigen Handlung bekannt geben. Darüber lässt sich nur spekulieren und das ganz besonders gut in einem aus dem Ruder gelaufenem geopolitischen Umfeld.

Spekuliert wird derzeit übrigens trefflich über die US-amerikanische Urlaubslust zu Thanksgiving. Sie soll mehr als 55 Millionen Menschen in Bewegung setzen, die meisten davon automobil. Selten sind mehr Menschen anlässlich dieses Fests unterwegs gewesen. Das ist natürlich ein großes Ding für die Ölindustrie. Erwartbare Absatzrekorde werden allerdings schon angezweifelt. Spritsparende Motoren und E-Mobilität könnten die Bonanza verderben.

Verdorben werden aus Sicht der Verbraucher nun auch die Ölpreise. Die Notierungen stiegen gestern um drei Prozent beim Rohöl Brent und vier Prozent beim Gasöl. Heute Morgen geben sich die Börsen geläutert. Die Finanzjongleure denken offenkundig über die nächsten Schritte nach, statt drauflos zu zocken. Man sollte sich aber auf einen wilden Nachmittag einstellen. Dann kommen die Heißsporne der Wall Street dazu.

Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird zu 78,29 Dollar und das Barrel Brent zu 82,54 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 813,25 Dollar. Der US-Dollar kostet aktuell 0,9337 Euro. Damit kostet der Euro 1,0708 Dollar.

Nationaler Markt

Heizöl wird heute Morgen teurer, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Der durchschnittliche Anstieg beträgt ein Prozent bei einer Lieferung von 3.000 Liter. Hier zeigt sich die Trägheit vom Börsenpreis zum Endverbraucherpreis positiv. Spekulationsaverse Menschen können sie noch nutzen, um einer möglichen Trendumkehr zuvorzukommen. Die Möglichkeit einer solchen Umkehr sollte man immer auf dem Radarschirm haben, auch wenn sie, wie gestern, abwegig scheint. Naheliegenderweise sollte sie in diesen Tagen allerdings aus dem geopolitischen Umfeld kommen. Das ist nun nicht der Fall. Der aktuelle Preisanstieg ist übrigens deutlich geringer als der, den die nächste Stufe der CO2-Abgabe zum 1. Januar bringt. Dieser Anstieg wird gut drei Cent pro Liter betragen. Fälligkeit wird der Aufschlag im Moment der Lieferung, nicht zum Zeitpunkt der Bestellung. Gleichwohl sollte er in den Angeboten weitgehend eingepreist sein, weil die mögliche Lieferzeit meisten bereits feststeht.

Im Binnenmarkt kommen die Bestellungen momentan noch sehr lebhaft herein. Bei weiter steigenden Preisen werden sie, wie auch die Hoffnung auf günstigeres Heizöl, zurückgehen. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem sehr starken Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.

Das mathematische Tiefpreis-System wirft weiterhin Kaufsignale für die ganze Republik aus.

Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Achten Sie auf die Lieferzeiten des Handels. Die versprechen nicht immer Lieferungen in diesem Jahr.

Neues zum Heizungsgesetz finden sie in den News vom 12. September 2023.

Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.

Quelle: esyoil