Internationaler Markt

Die Ölpreise bekommen mehr Rückenwind. Die Trader preisen ein neues geopolitisches Risiko ein. Das EU-Embargo und die Produktionskürzungen der OPEC+ stützen.

Der Geheimdienst Saudi-Arabiens warnt aktuell vor Angriffen aus dem Iran. Er geht davon aus, dass diese unmittelbar bevorstehen und sowohl Ziele auf dem eigenen Staatsgebiet anvisieren als auch die irakische Stadt Erbil betreffen könnten. Sollte das Szenario eintreten, dürfte in Saudi-Arabien die Ölinfrastruktur zu den vorrangigen Angriffszielen gehören. An den Ölbörsen führt diese mögliche militärische Eskalation deshalb zu einer Risikoprämie.

Ob die chinesische Null-Covid-Strategie in absehbarer Zeit beendet wird, das war gestern eines der marktbestimmenden Themen. Gerüchte über ein angebliches „Wiedereröffnungskomitee“ trieben die Rohölpreise in der ersten Tageshälfte an. Nach einem Dementi des chinesischen Außenministeriums gaben Brent und WTI zwar Teile des Anstiegs wieder ab. Doch ganz wollten die Trader von diesem Gedanken nicht lassen.

Derzeit trübt Chinas Null-Covid-Politik die Nachfrageaussichten des weltweit größten Ölimporteurs stark ein. Das hatte bislang für preisdämpfende Impulse an ICE und NYMEX gesorgt. Die Aussicht auf einen möglichen Strategiewechsel, der die Wirtschaft und die Ölnachfrage anschieben würde, dürfte diesen Impuls auch heute in den Hintergrund stellen. Allerdings muss sich dann zeigen, was an den Gerüchten dran ist.

Aus den USA meldet der Branchenverband API landesweit stark gesunkene Rohölbestände. Die vorläufigen Zahlen übersteigen die Erwartungen deutlich. Auch die ohnehin niedrigen Benzinbestände sollen deutlicher gesunken sein als im Vorfeld erwartet. Separat betrachtet könnte das auf eine gestiegene US-Nachfrage hinweisen und wäre damit ein weiterer preisstützender Faktor. Die Trader warten für eine genauere Markteinschätzung auf den offiziellen US-Ölbestandsbericht des Department of Energy (DOE) am Nachmittag, der umfangreicheres Datenmaterial zur Verfügung stellt.

Derweil bleibt das bevorstehende EU-Embargo auf russisches Öl stützend. Allerdings reichen die Analystenprognosen über die Folgen für den Ölmarkt von Angebotsschock bis hin zu lediglich leichten Problemen.

Die Marktteilnehmer verfolgen in dieser Woche weiter, in welchem Umfang die OPEC+ ihre für diesen Monat geplanten Produktionskürzungen tatsächlich umsetzen kann. Anfang Oktober war eine Kürzungsmenge von 2 Millionen Barrel pro Tag (B/T) beschlossen worden. Die Allianz will damit dem Preisrückgang entgegenwirken, der zuletzt vor allem durch die Sorge vor einer globalen Rezession in Gang gehalten wurde. Bislang stützte das die Preise, auch wenn wohl kaum einer mit der vollumfänglichen Umsetzung des Kürzungsplans rechnet.

Rezessionsängste und Nachfragesorgen bleiben trotz allem beständige Begleiter in dieser Zeit. Vor diesem Hintergrund erwarten die Marktteilnehmer den heutigen Zinsentscheid der US-Notenbank Fed durchaus mit einer gewissen Spannung. Weniger wegen des erwarteten Zinsschritts von 75 Basispunkten als viel mehr in der Hoffnung, dass Notenbankchef Jerome Powell eine künftig sanftere Gangart ankündigen könnte.

Die Rohölnotierungen starten heute Morgen oberhalb ihrer gestrigen Tageshochs. Gasöl hingegen setzt den Abwärtskurs fort, was im Binnenland zu weiteren Preisnachlässen führen dürfte.

Das Barrel der US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht aktuell bei 88,71 Dollar. Die Nordseesorte Brent kostet 94,94 US-Dollar das Barrel. Eine Tonne Gasöl wird zu 1042,50 Dollar gehandelt. Der US-Dollar kostet heute Morgen 1,0112 Euro. Damit ist der Euro für 0,9887 Dollar zu haben.

Nationaler Markt

Die Heizölpreise sinken weiter, wie die aktuelle Heizölpreis-Tendenz zeigt. Sie folgen zum einen den nachgebenden Gasölpreisen am internationalen Markt. Zum anderen macht sich die zuletzt geringere Binnennachfrage bemerkbar.

Heizöl kostet heute Morgen im Bundesdurchschnitt 146,50 Euro je 100 Liter bei einer Standardlieferung von 3000 Litern. Heizölkunden verhalten sich abwartend. Sie schauen wieder optimistischer auf die Preisentwicklung und dürften jetzt auf noch etwas mehr Nachlass spekulieren.

Das Schwarm-O-Meter für Heizöl zeigt eine mittlere Kaufbereitschaft. Es misst die tatsächlich aufgegebenen Bestellungen nach einer Preisanfrage. In der tagesaktuellen Lesereinschätzung erwartet eine große Mehrheit künftig sinkende Preise.

Das mathematische Tiefpreis-System zeigt ein Kaufsignal.

Orientierungshilfe für alle Unentschlossenen: Beobachten Sie die Preisentwicklung zeitnah, wenn sie vor dem Winter noch bestellen müssen oder wollen. Nutzen Sie günstige Preismomente. Das Risiko steigender Preise in Folge des für Anfang Dezember geplanten EU-Embargos auf russische Öllieferungen ist noch nicht aus der Welt.

Um gute Kaufzeitpunkte optimal nutzen zu können, sollten Sie genau wissen, wie viel Platz in Ihrem Tank ist. Unser e-Peilstab plus hilft Ihnen dabei. Mit ihm messen Sie den Füllstand Ihres Heizöltanks jederzeit einfach per Knopfdruck.

Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.

Im Übrigen sind wir der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.

Quelle: esyoil