Internationaler Markt

Öl wird günstiger. Dieser zunehmend kolportierte Satz beinhaltet mehr Wunsch als Wirklichkeit. Fakt ist, dass für ein Barrel Rohöl der Sorte Brent Ende September rund neun Euro weniger gezahlt wurden als heute. In Dollar notiert war Brent 16 Prozent billiger. Als wichtigster Grund für diese Entwicklung gilt die Anfang Oktober ergangene Ankündigung der OPEC+-Allianz, ihre Produktion um zwei Millionen Barrel pro Tag zu kürzen, um einem rezessionsbedingten Preisverfall den Wind aus den Segeln zu nehmen. Rezessionsängste wirken in der Tat preismindernd. Die Allianz schaffte es aber, diese Tendenz überzukompensieren.

Nach diversen ungehörten Bitten der USA um mehr Öl verärgerte die Maßnahme Washington dermaßen, dass mit dem Ende der langjährigen Schutzverpflichtung gedroht wurde, die das Land gegenüber Saudi-Arabien eingegangen ist. Indiens Energieminister Hardeep Singh Puri wandte sich im Ton zwar verhaltender, in der Aussage aber klar an die OPEC+ mit der Forderung zur Umkehr von der konjunkturschädlichen Politik.

In diesen Tagen wird Öl in der Tat günstiger, weil die Welt gewahr wird, dass China weiterhin nicht gewillt ist, von der Null-Covid-Politik abzulassen. Im Reich der Mitte stehen schon wieder über 200 Millionen Menschen im Bann von Lockdowns. Das entspricht fast der Hälfte der EU-Bevölkerung, die sich nicht frei bewegen kann. Ihre Mobilitätseinsparung wird in der globalen Ölbilanz sichtbar. Ihre Produktivitätsminderung zeigt Spuren in der Wirtschaftsleistung.

Trotz dieses Dauerumstands wähnt sich die OPEC mittel- und langfristig im Aufwind. Antizipierend für ihren in Kürze erscheinenden jährlichen World Oil Outlook verkündet sie die Erwartung, dass die globale Ölnachfrage bis 2035 rund 13 Prozent zulegen und das entsprechende Niveau dann für mindestens zehn Jahre halten wird. Selbst 2023 wird das Nachfragewachstum über älteren Prognosen gesehen. Überhaupt sei der Aufschwung in den Jahren 2022 und 2023 robust und zeige eine Interessenverschiebung zu mehr Energiesicherheit. Die werde Energiemengen, ausgelöst durch die Umstände des russischen Überfalls auf die Ukraine, von Gas zu Öl verschieben. Die im Widerspruch zu dieser Darstellung unlogische Kürzung der Produktion wird mit höheren Nicht-OPEC-Angeboten erklärt, die allerdings nicht langfristiger Natur sein könnten.

Damit der wachsende Weltölbedarf langfristig befriedigt werden kann, seien nach Meinung der OPEC Investitionen von über zwölf Billionen Dollar nötig. Diesem Bedarf steht die Haltung westlicher Länder und insbesondere der EU entgegen, gar nicht mehr in Öl und Gas zu investieren. Mehr noch, die EU will selbst den durch Investitionen der Vergangenheit abgesicherten Zufluss russischen Rohöls ab Dezember abschneiden. Das betrifft allerdings nur Direktimporte. Importe russischen Öls über andere Länder werden möglich bleiben. Sie werden durch höhere Preise unkenntlich gemacht.

An den Ölbörsen tritt heute Morgen eine ungewöhnliche Preisentwicklung zutage. Eigentlich knapperes Gasöl tendiert homöopathisch abwärts, während Rohöl wieder teurer wird.

Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 87,65 Dollar und das Barrel Brent zu 94,09 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 1.073,50 Dollar. Der US-Dollar kostet 1,0070 Euro. Damit kostet der Euro 0,9929 Dollar.

Nationaler Markt

Die Heizölpreise geben deutlich nach, wie man der aktuellen Heizölpreis-Tendenz entnehmen kann. Der Rückgang ist stärker auf nationale als auf internationale Umstände zurückzuführen. Die durch diverse Schwierigkeiten belastete Binnenversorgung mit Heizöl strebt wieder einem Normalbetrieb entgegen. Wichtigster Grund dafür ist ein Nachfragerückgang, der sich nach dem Aufbau von Krisenmengen in den Verbrauchertanks einstellt. Das führt dazu, dass der Verkäufermarkt langsam wieder in einen Käufermarkt übergeht und es kratzt an den Trendkanälen der Heizölpreise. Im kurzfristigen Zeitbereich liegt seit einigen Tagen ein Seitwärtstrend vor, der vermutlich in einen Abwärtstrend übergehen wird. Einer dauerhaften Veränderung in diese Richtung stehen wir allerdings weiterhin skeptisch gegenüber.

Das Bestellaufkommen im Hausbrandgeschäft ist nach wie vor übersichtlich. Die Hoffnung auf günstigere Heizölpreise hat hingegen Konjunktur. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf mittlerem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem ordentlichen Mehrheitswert für die Erwartung für fallende Heizölpreise.

Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Verfolgen Sie die Preisentwicklung eng, um sich gegebenenfalls in einem noch günstigeren Moment eindecken zu können.

Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.

Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.

Quelle: esyoil