Internationaler Markt

Brent-Rohöl kostet am Morgen knapp 82 Dollar je Barrel, also etwas weniger als gestern. Die Rohölpreise halten sich zwar weiterhin über der 80-Dollar-Marke, aber ein weiterer Anstieg ist momentan nicht in Sicht. Einen ungetrüben Preisoptimismus findet man derzeit nur noch bei den Investmentbanken. Sie liegen mit ihren Prognosen allerdings schon seit Jahren regelmäßig daneben. Nicht umsonst heißt es spöttisch, dass Goldman Sachs acht der letzten drei Ölpreiskrisen vorausgesagt hat.

Der Gegenwind kommt derzeit aus den Finanzmärkten und aus dem Ölmarkt selbst. Vor allem die Zinsaussichten haben sich eingetrübt. Zum Jahresstart ging die Händler noch davon aus, dass die Leitzinsen in den USA ab März sinken könnten. Doch nach enttäuschenden Inflationsdaten rechnet man jetzt frühestens ab dem Sommer mit einer Zinswende. Hohe Zinsen belasten die Wirtschaftsaussichten, also auch die Ölnachfrage, und verteuern zudem die Kredite für die Ölpreisspekulanten.

Auch der Ölmarkt selbst gibt im Moment wenig Anlass für steigende Preise. Gestern zeigte der Wochenbericht des amerikanischen Energieministeriums, dass die Rohölvorräte erneut kräftig zugelegt haben. Zwar schrumpften dafür die Benzinlager, aber dafür gab es kaum Veränderungen bei Diesel bzw. Heizöl. Das auch in den USA ungewöhnlich milde Wetter entlastet vor im Nordosten des Landes die Heizölversorgung. Das gilt übrigens auch für den Gasmarkt. Aktuell sind die amerikanischen Gaspreise auf dem niedrigsten Stand seit drei Jahrzehnten. Gerade einmal 0,5 Cent kostet die Kilowattstunde im amerikanischen Großhandel. Auch in Europa sind die Gaspreise wieder auf Vorkriegsniveau.

Neben den wachsenden Lagerbeständen drückt auch die schwache Nachfrage auf die Stimmung im amerikanischen Ölmarkt. Im Moment steht sie drei Prozent unter dem Vorjahr. Hier zusammenfassend die aktuellen Werte aus dem Wochenbericht des amerikanischen Energieministeriums (DOE) und des Branchenverbandes der Ölindustrie (API). Die Daten zeigen die Veränderungen zur Vorwoche:

Rohöl: +4,2 Mio. Barrel (DOE) bzw. +8,4 Mio. Barrel (API)
Heizöl und Diesel: -0,5 Mio. Barrel (DOE) bzw. -0,5 Mio. Barrel (API)
Benzin: -2,8 Mio. Barrel (DOE) bzw. -3,3 Mio. Barrel (API)
Ölproduktion in den USA: 13,3 Mio. Barrel pro Tag (1,0 Mio. über Vorjahreswert)
Ölnachfrage in den USA (4-Wochen-Durchschnitt): 19,5 Mio. Barrel pro Tag (0,6 Mio. unter Vorjahreswert)

In wenigen Tagen kommen die Vertreter des Ölkartells OPEC+ zusammen. Ein Ölpreis knapp über 80 Dollar je Barrel wird bei den meisten Petrostaaten für lange Gesichter sorgen, denn das reicht nur in den reichen und bevölkerungsarmen Golfstaaten für die Finanzierung des Staatshaushalts. Aber die Optionen sind begrenzt. Das Kartell hat bereits mehrere Millionen Barrel vom Markt genommen, um die Preise zu stabilisieren. Intern rumort es. Angola will sich der Förderdisziplin nicht mehr unterwerfen und ist bereits ausgetreten. Das Neumitglied Brasilien fühlt sich ohnehin nicht an die Beschlüsse gebunden. Russland exportiert immer noch große Mengen Rohöl, verdient damit aber wegen der US-Sanktionen und wegen des Importstopps der EU immer weniger.

An den europäischen Ölbörsen geht es heute Morgen erst einmal ruhig los. Brent-Rohöl (Mai-Kontrakt) kostet aktuell 81,63 US-Dollar je Barrel. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 78,08 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasoil notiert bei 813,50 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,9218 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,0847 Dollar.

Nationaler Markt

Die Preise für Heizöl geben erneut leicht nach. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am Morgen einen landesweiten Durchschnittspreis von knapp 101 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Die Flaute im internationalen Rohölmarkt und die schwache Nachfrage nach Rotterdamer Gasoil, dem Vorprodukt der Raffinerien für Heizöl und Diesel, geben im Moment den Ausschlag.

Der Heizölmarkt wirkt angesichts der sinkenden Preise in dieser Woche recht lebendig. Die Zahl der Bestellungen liegt deutlich höher als in den ersten Wochen des Jahres. Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, fiel nach einen kurzen Anstieg allerdings auf die mittlere Position zurück. Das spricht für ein Kaufverhalten, das weniger auf leere Tanks als auf günstige Preisangebote reagiert. Dazu passt sowohl ein ausgeprägter Preisoptimismus in der täglich erhobenen Lesereinschätzung als auch die Kaufempfehlung durch das mathematische Tiefpreis-System.

In der Tat sind die Heizölpreise im Moment trotz der höheren CO2-Abgaben seit Januar unerwartet moderat. Milde Temperaturen auf beiden Seiten des Atlantiks und die schwache Wirtschaft sorgen für ein positives Umfeld. Wer demnächst ohnehin nachbestellen muss, sollte nun am Ball bleiben und eine günstige Kaufgelegenheit nutzen.

In jedem Fall gilt jedoch: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, auch angesichts der globalen Klimakrise und steigender CO2-Abgaben. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.

Quelle: esyoil