Internationaler Markt

Die Ölpreise steigen nicht. Der Satz könnte Hoffnung auf einen Regimewechsel am Ölmarkt wecken. Das soll er nicht, denn an der Marktlage hat sich nichts geändert. Die Versorgung ist aktuell knapp mit steigender Tendenz für die nähere Zukunft. Eine stimmungsvolle Schlagzeile kann die Preisrallye jederzeit wieder durchstarten lassen.

Was den Ölpreis momentan fesselt, ist nicht erkennbar. Es könnte die sich wieder ausbreitende Pandemie sein. Aufgrund der fortgeschrittenen Durchimpfung in vielen Staaten ist die Wahrscheinlichkeit für weitere energiesparende Lockdowns allerdings gering. Es könnte die Hoffnung auf ein neues Atomabkommen und das Ende der Sanktionen gegen die iranische Ölindustrie sein. Nach den Erfahrungen der letzten Jahre ist das Eintreten dieses Ereignisses ebenfalls sehr unwahrscheinlich. Die Möglichkeit eines Stimmungswandels innerhalb der OPEC-Allianz, die eine Erhöhung der Ölförderung über den gültigen Plan hinaus bringen könnte, erscheint auch vollkommen abwegig.

Für die Entfesselung der Ölpreise spricht indes der bevorstehende Winter mit seinem Wärmebedarf, der unabhängig von jedwedem Lockdown existiert. Hinzu kommt den Drang unter Großverbrauchern, den vollkommen überteuerten Energieträger Gas wenn möglich durch Öl zu ersetzen, um Kosten zu senken. Ganz aktuell kann man noch die Öffnung der USA für vollständig geimpfte Geschäftsleute und Touristen erwähnen, die die Fliegerei und damit die Kerosinnachfrage stimulieren wird.

Apropos Fliegerei, hierzulande wird im Zuge der Koalitionsverhandlungen mal wieder das Verbot von Inlandsflügen auf die mediale Agenda gehoben. Es ist ein Paradebeispiel für fehlgeleitete politische Zielsetzung. Flugverkehr verursacht gut drei Prozent der deutschen Klimagasemissionen. Die reinen Inlandsflüge sind ein unwesentlicher Teil davon, der für drei Promille unseres gesamten Klimagasaufkommens verantwortlich ist. Angesichts der Herausforderungen, die uns das Klima stellt, wäre es sinnvoller, die Beschäftigung mit so einer Lappalie zu verbieten als die betreffenden Flüge, um sich auf die großen Brocken der notwendigen Veränderung konzentrieren zu können.

An den Börsen zeigten sich die Notierungen für Rohöl seit gestern wenig bullisch. Der Preisauftrieb konzentriert sich derzeit mehr auf Gasöl. Insgesamt sieht es aber nach einer Verschnaufpause aus, die sich die Preisrallye gönnt.

Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 83,60 Dollar und das Barrel Brent zu 85,93 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 738,75 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,8616 Euro. Damit kostet der Euro 1,1601 Dollar.

Nationaler Markt

Die Heizölpreise folgen den Vorgaben des internationalen Markts eng. Sie tendieren seit wenigen Tagen seitwärts, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Die fundamentale Lage am Ölmarkt gibt keinen Anlass, hieraus Hoffnung auf fallende Preise zu schöpfen. Vielmehr spricht sie dafür, dass die Teuerung nach kurzer Pause weitergeht. Im Börsengeschehen darf man natürlich dem Undenkbaren Raum geben und könnte sogar Erfolg haben. Wenn das Absurde ein zu Hause haben sollte, dann ist es sicher an der Börse.

Bei Beobachtern und Kunden ist die Hoffnung auf fallende Preise nach einem kurzen Hoch wieder entfleucht. Dieser Umstand hat momentan wenig Einfluss auf die Bestellungen. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem Unentschieden für die Erwartung an fallende Heizölpreise.

Die Trendkanäle für die Heizölpreisentwicklung geben keinen Grund zur Preiszuversicht. In den fünf kürzeren Zeitbereichen liegen stabile Aufwärtstrends vor. Derzeit bietet nur noch die 10-Jahres-Ansicht dem bullischen Treiben ein wenig Paroli. Einen Trend geben wir hier allerdings nicht mehr an, da er nur den gesamten Bereich überdecken würde. Er wird vermutlich am Jahresende mit der nächsten Stufe der CO2-Steuer als Aufwärtstrend wiedererscheinen.

Unser Satz für alle Unentschlossenen lautet: Es gibt keinen greifbaren Grund, auf bessere Preise zu spekulieren.

Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.

Im Übrigen sind wir der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.

Quelle: esyoil