Internationaler Markt

Am Ölmarkt schwadroniert man über die Möglichkeit einer größeren Anhebung der Ölproduktion, als es das monatliche Programm der OPEC-Allianz vorsieht. Die vielen Worte dazu ändern nichts an der Tatsache, dass der Markt heute genauso bullisch ist wie vor einer Woche. Die Preise marschieren munter aufwärts. Das gilt ganz besonders für Gasöl, dem Vorprodukt von Heizöl.

Selbst wenn die OPEC-Allianz nun von ihrer eingeübten Linie, Monat für Monat 0,4 Mio. Barrel Rohöl pro Tag zusätzlich zu fördern und auf den Markt zu bringen, abweichen würde, änderte das nichts an der gegenwärtigen Versorgungsknappheit. Denn wirksam wäre die Anhebung erst im November. Die Oktoberproduktion ist längst fixiert. Bis November dürfte die Unterdeckung aufgrund der kühleren Jahreszeit und der Flucht großer Verbraucher aus der Gasversorgung sogar noch anwachsen.

Die Gaspreise in Europa jagen seit einigen Monaten von einem historischen Hoch zum nächsten. Sie sind mittlerweile sechsmal so teuer wie im langjährigen Mittel. Wer kann, ersetzt den Energieträger durch Öl. Dadurch wird ein Teil der Gasknappheit auf den Ölmarkt übertragen und sorgt dort für Preisauftrieb. Im Vergleich zu Gas ist er immerhin vergleichsweise moderat.

Die Preisbewegungen lassen vermuten, dass enorme Mengen Gas und Öl fehlen. Das ist allerdings nicht der Fall. Die börsengetriebene Bepreisung der Rohstoffe reagiert lediglich höchst sensibel auf Abweichungen von den Versorgungsgleichgewichten für Angebot und Nachfrage. Das geschieht nach folgendem Muster.

Der tägliche Rohölbedarf liegt bei ungefähr 100 Mio. Barrel. Wenn nun längerfristig ein Prozent entsprechend einer Menge von Mio. Barrel fehlt, ist die Gesamtversorgung keineswegs von einem Crash oder Blackout bedroht, auch wenn Bilder aus Großbritannien das derzeit zu vermitteln scheinen. Um einem solchen Mangel vorzubeugen, haben sich Staaten zur Haltung von nationalen Sicherheitsvorräten verpflichtet. Preislicht wird die einprozentige Fehlmenge allerdings nicht linear gewürdigt, sondern exponentiell. Dabei folgt die börsengetriebene Reaktion keiner Rechenformel, sondern den Emotionen von Finanzjongleuren und Ölhändlern.

Sollte sich die OPEC-Allianz in dieser Lage erbarmen und mehr Öl als programmiert in den Markt pumpen, ist eine kurzfristige Preisreaktion nach unten zu erwarten. Sie wird aber kaum von Dauer sein. Die Vorsicht empfiehlt dem geneigten Ölverbraucher, von weiterer Teuerung auszugehen.

Nach einer Rückkehr in Richtung Dreijahreshoch am Freitag tendieren die Ölnotierungen zum Wochenstart wieder etwas tiefer. Die Szene scheint ihre Startpositionen vor der Entscheidung der OPEC-Allianz zu suchen. Diese Entscheidung soll übrigens heute getroffen werden.

Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 75,44 Dollar und das Barrel Brent zu 78,87 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 678,25 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,8615 Euro. Damit kostet der Euro 1,1604 Dollar.

Nationaler Markt

Die Heizölpreise ziehen unerbittlich weiter aufwärts, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Heute erwartet sie ein echter Überraschungstag. Je nach der Entscheidung der OPEC-Allianz für mehr oder viel mehr Ölförderung können sich die Heizölpreise aufwärts oder abwärts bewegen. In den folgenden Tagen dürfte es bei einem Abwärts allerdings um so schneller wieder aufwärts gehen. Alles in allem bleibt Aufwärts wohl das Gebot des Monats.

Das Heizölgeschäft in Deutschland ist nun sehr belebt. Heizölbestellungen kommen flott herein. Die Hoffnung auf fallende Preise ist weitgehend verschwunden. Ohnehin ist sie ist in diesem Jahr außerordentlich volatil. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht auf höchstem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem ungewöhnlich starken Mehrheitswert für die Erwartung an steigende Heizölpreise.

Die Trendkanäle für die Heizölpreisentwicklung geben keinen Grund zur Preiszuversicht. In den vier kürzeren Zeitbereichen liegen stabile Aufwärtstrends vor. Die weiter in die Zukunft gerichteten Zeitbereiche verharren noch in Abwärtstrends. Sie werden allerdings Jahr für Jahr durch die Erhöhung der CO2-Steuer vom reinen Marktgeschehen entkoppelt.

Unser Rat an alle Unentschlossenen lautet: Verfolgen Sie die Preisentwicklung heute eng. Es könnte sich eine etwas freundlichere Kaufsituation ergeben.

Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.

Im Übrigen sind wir der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.

Quelle: esyoil