Internationaler Markt
Der Ölpreis eskaliert nur scheinbar im Gleichtakt mit dem allmächtigen russischen Kriegstreiber. De facto handelt es sich um zwei unterschiedliche Handlungsstränge.
Der Ölpreis wird von einer Vielzahl unterschiedlicher Marktteilnehmer beeinflusst. Darunter sind Rohstoffhändler, die für den physischen Warenfluss sorgen. Sie meiden russisches Öl derzeit, weil sie befürchten, im Verlauf der Geschäfte in eine Sanktionsfalle geraten zu können, die ihnen den Weiterverkauf der beschafften Ware verbietet. Ein Großteil der russischen Ölexporte, die gut sieben Prozent des globalen Ölkonsums decken, steht den Händlern damit nicht mehr zur Verfügung.
Dieser Umstand wirkt definitiv bullisch. Er bietet der anderen großen Gruppe des Ölmarkts, den Finanzjongleuren, die Gelegenheit, durch die Spekulation auf steigende Kurse nahezu todsichere Gewinne einzufahren. Diese Gruppe ist der Verstärker der aktuellen Preisentwicklung. Die Anwesenheit von Finanzjongleuren ist sehr volatil. Zu gegebener Zeit werden ihre Wetten die Preise in die Gegenrichtung treiben.
Die Debatte um die Sanktionierung russischen Öls wird derzeit heißer diskutiert als nötig. Wenn man sie einmal von der moralischen Komponente befreite, liefe sie auf eine Verschiebung der gehandelten Ölmengen hinaus. Länder, die sich politisch nicht in den Krieg um die Ukraine hineinziehen lassen wollen, würden Öl aus Russland zu einem günstigeren Preis als von anderen Lieferanten beziehen. Das nicht bezogene Öl dieser Lieferanten stünde nun den parteiischen Kunden zur Verfügung, zu einem etwas höheren Preis und gegebenenfalls in etwas geringerer Menge. Es fehlten dem Markt vielleicht ein bis zwei Prozent. Darauf sollten sich Verbraucher ohne größere Probleme einstellen können.
Im signifikant kleineren Weltmarkt für Gas ist eine solche Umstellung erheblich schwieriger, weil es eine größere Pipelinegebundenheit gibt und weil Russland einen größeren Weltmarktanteil als beim Öl hat. Beides ist bei Kohle nicht der Fall. Hier ist eine Verschiebung der Bezugsquellen relativ leicht zu erreichen. Derartige Handelsverschiebungen lassen sich erheblich schneller realisieren, als die hinreichende Ertüchtigung heimischer regenerativer Energiebezüge. Allerdings übertreffen die deutschen Energieimporte von Russland mit 35 Prozent beim Öl, 55 Prozent beim Gas und 50 Prozent bei Steinkohle die jeweiligen russischen Weltmarktanteile deutlich.
Es gibt genug Gründe, den Energiemarkt tiefgreifend umzustellen. Bedrohungen durch Krieg, Klima und Umwelt sind die offensichtlichsten. Ein Regimewechsel erfordert lediglich menschliche Konsequenz. Wenn Krieg überhaupt zu etwas nütze ist, dann dazu diese Konsequenz durch so etwas wie eine friedvolle Kriegswirtschaft freizusetzen.
Ganz anders sieht es indes mit dem anderen Handlungsstrang der gegenwärtigen Eskalation aus. Dem einsamen Autokraten im Kreml stehen alle Möglichkeiten humanitären Wahnsinns bis zur totalen Vernichtung unseres Habitats zur Verfügung. Damit einen Umgang zu finden, ist weit schwieriger als mit dem Energiethema und hoffentlich nicht unmöglich.
Heute Morgen hat die preisliche Eskalation einen weiteren Höhepunkt gefunden. An den Ölbörsen schnellten die Notierungen um annähernd zehn Prozent in die Höhe. Die Preisentwicklung übertreibt die physische Marktlage in typischer Weise einer schweren Krise.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 124,21 Dollar und das Barrel Brent zu 127,30 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 1328,00 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,9200 Euro. Damit kostet der Euro 1,0866 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise erklimmen einen nie für möglich gehaltenen Spitzenwert, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Angesichts der hoch emotionalen Entwicklung verzichten wir auf die Trendkanäle in den verschiedenen Zeitstufen. Sie sind der Versuch einer Preisantizipation auf lineare Art und Weise. Bereits in einem normalen Börsenumfeld ist dieser Versuch gewagt. Mittlerweile wurde der lineare Verständnisraum vollständig verlassen. Wissenschaftlich betrachtet befinden wir uns im Chaos. Damit hat alles Lineare bis auf Weiteres ausgedient.
Der Binnenmarkt für Heizöl ist trotz der explodierenden Preise außerordentlich belebt. Bestellt wird aus Sorge vor stetiger Teuerung oder aufgrund einer Vorratsnot. Die Hoffnung auf tiefere Preise ist an der Realität zerplatzt. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere einem deutlichen Minderheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.
Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Die Preise werden zu gegebener Zeit wieder runterkommen. Unabhängig davon sollten Sie jetzt aber tun, was Sie zu Ihrer Beruhigung als Vorbereitung auf eine veritable Krisenzeit tun müssen.
Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil