Internationaler Markt
Sorgen um die hinreichende globale Energieversorgung beherrschen die Preisentwicklung. Mit der Beendigung einiger Sanktionselemente gegen den Iran gaben die USA dem Handel gestern immerhin einen kleinen bärischen Effekt. Er beflügelte Hoffnungen auf einen neuen Atomvertrag und die Rückkehr des blockierten Öls aus dem Iran. Anlässlich möglicher Konsequenzen des Russland-Ukraine-Konflikts und der Schwierigkeiten, die einige OPEC-Mitglieder beim Hochfahren ihrer Ölproduktion haben, benötigt der Markt das iranische Öl dringend.
Der Paradigmenwechsel zu einer klimafreundlichen Energieversorgung erhöht die Hürden, diese auch sicher zu gestalten. Aus heutiger Sicht werden die Preise steigen, entweder aufgrund von Knappheit oder weil der beschleunigte Aufbau des neuen Systems sehr kostspielig ausfallen wird.
Die EU-Kommission hat begriffen, dass der Umbau von einer fossilen zu einer klimaneutralen Energieversorgung nicht in der von ihr vorgeschlagenen Geschwindigkeit machbar ist. Anstatt diesen Umstand offen zu kommunizieren und den Plan realitätsnäher zu gestalten, erklärt die Kommission Atomkraft und Erdgas kurzerhand zu klimafreundlichen Energien. Sie erhöht damit das wunschgemäße Angebot per Definition. Im Fall von Erdgas hält diese Definition weder technisch noch wissenschaftlich, was sie verspricht. De facto ist Erdgas nicht mal der am wenigsten klimaschädliche fossile Energieträger, als der er politisch verkauft wird. Sein Klimaschadenspotenzial liegt zwischen Heizöl und Kohle.
Als das Treibhausgas schlechthin gilt Kohlendioxid (CO2). Es ist das typische Verbrennungsgas. CO2 wird bei der Verbrennung von Erdgas in der Tat 40 Prozent geringer ausgestoßen als bei der Verbrennung von Kohle und 24 Prozent geringer als bei der Verbrennung von Heizöl. Erdgas wird allerdings nicht verlustfrei vom Bohrloch zum Bestimmungsort transportiert. Zwischen ein und fünf Prozent des Gases entweichen in die Atmosphäre. Dort wirkt das Gas 80mal schädlicher als CO2. Trotz der gegenüber CO2 geringen Menge ist der Gesamtschaden, den die Erdgasnutzung in der Atmosphäre anrichtet, 10 Prozent größer als bei der Verwendung von Heizöl.
Der EU-Kommission geht es um die Wahrung eines Leitbilds und eine auskömmliche Energieversorgung. Das Leitbild lässt sich mit dem Nimbus von Erdgas eher einhalten als mit politisch schlechtgeredetem Öl. Zur Auskömmlichkeit wurden in der letzten Maßnahme vor Inkrafttreten der Klimafreundlichkeitsdefinition sogar Ziele zum sukzessiven Ersatz von Erdgas durch regenerative Gase gestrichen. Es handelt sich um eine Bitte, die u.a. von der deutschen Regierung erhoben wurde.
An den Ölbörsen spielt die Taxonomie, unter deren Dach die Klimafreundlichkeitsdefinition der EU stattfindet, derzeit keine sichtbare Rolle. Die Hoffnung auf iranisches Öl ist dort hingegen eingeschlagen. Die Notierungen befinden sich seit gestern Morgen auf dem Rückzug. Noch hält die Bewegung an.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 90,79 Dollar und das Barrel Brent zu 92,06 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 839,50 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,8765 Euro. Damit kostet der Euro 1,1403 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise drehen kurz vor Erreichen eines Zehnjahreshochs bei, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Es handelt sich um die Frucht der Hoffnung auf mehr Öl für den Weltmarkt. Da sie bisher wenig substanziell ist, empfiehlt es sich nicht, hieraus einen Kaufzeitpunkt abzuleiten.
Der Binnenmarkt für Heizöl ist trotz der hohen Preise einigermaßen belebt. Bestellt wird aus einer Vorratsnot heraus oder aus Sorge vor stetiger Teuerung. Die Hoffnung auf tiefere Preise ist eingebrochen. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere einem bemerkenswerten Minderheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.
Die Trendkanäle für die Heizölpreisentwicklung lassen keine Preiszuversicht zu. Sie weisen allesamt aufwärts. Für die 10-Jahres-Ansicht verzichten wir auf einen Trend, da dieser nur durch einen fast vollflächigen Seitwärtskanal dargestellt werden könnte. Das wäre aussagelos.
Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Nennenswert günstiger wird Heizöl in naher Zukunft kaum werden.
Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.
Im Übrigen sind wir der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil