Internationaler Markt

An der Wall Street wird Optimismus ausgerufen und alle stimmen ein. Ölnotierungen folgen der guten Stimmung an den Aktienmärkten. Hintergrund ist die Entzauberung der Omikron-Ängste gemäß dem Motto, die Mutante tut doch nichts, sie will nur spielen. In China und Indien nimmt man sie nicht einmal wahr. Die durchaus realistische Gefahr, dass Versorgungssysteme und das öffentliche Leben aufgrund eines hohen Krankenstands partielle Stillstände erleiden, passt gerade nicht zur Partylaune der Finanzjongleure.

Wenn alle feiern, wird bald wieder über Knappheit an den Rohstoffmärkten geredet. Die Klimarettung muss dann in die zweite Reihe treten. Das ist in der wirtschaftlichen Erholungsphase dieses Jahres bereits geschehen. Kohle erlebte ihren x-ten Frühling. In China und Indien ist sie wichtigster Energieträger bei der Stromerzeugung. Mit einem Plus von neun und zwölf Prozent gegenüber 2020 wird sie in den beiden Staaten, die ein Drittel der globalen Menschheit zu versorgen haben, auf einen neuen Verbrauchsrekord gehievt.

Aber auch in den Musterstaaten der Energiewende hat Kohle Konjunktur. Nach einem Einbruch von 20 Prozent in 2020 wird ihre Verfeuerung zu Stromzwecken in den USA und der EU in 2021 um annähernd 20 Prozent steigen. Ein schwacher Trost, sie wird den 2019er-Verbrauch nicht übertreffen. Für die Folgejahre erwartet man einen Rückgang des Kohleverbrauchs in den alten Industriestaaten, der durch Verbrauchssteigerung in Entwicklungs- und Schwellenländern kompensiert wird.

Trotz gigantischer Zubauten von regenerativen Energieanlagen, am stärksten in China, wird man auf Kohle in absehbarer Zeit nicht verzichten können. Unter den knappen Energieträgern ist sie am üppigsten vorhanden. Bei Öl, Gas und Uran wird Knappheit eher zum Problem, nicht zuletzt aufgrund sinkender Investitionsbereitschaft in die Förderung. Regenerative Energie wird strukturell immer ein knappes Gut sein. Das ergibt sich allein aus ihrer Abhängigkeit von den Widrigkeiten der Natur.

Das abgelaufene Jahr führt uns das exemplarisch vor Augen. Trotz des Zubaus von Erzeugungsanlagen für Wind- und Sonnenenergie sank ihr Anteil am Primärenergieaufkommen in Deutschland gegenüber dem Vorjahr. Ursächlich war das ungünstige Wetter. Um den Bedarf der Bevölkerung zu decken, wurde signifikant mehr Kohle verfeuert, mit dem Effekt einer vier prozentigen Steigerung des CO2-Ausstoßes. Öl wurde anteilig ebenfalls geringer verbraucht. Gleichwohl ist es nach wie vor der wichtigste Energieträger im Land.

Von der gestrigen Überraschungsparty an den Börsen ist heute Morgen nichts mehr zu sehen. Die Ölnotierungen dümpeln auf erhöhtem Niveau seitwärts. Es bleibt abzuwarten, ob die Finanzszene an der Wall Street heute Nachmittag erneut in Feierlaune ist oder ob Katerstimmung aufkommt.

Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 75,69 Dollar und das Barrel Brent zu 78,63 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 673,00 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,8832 Euro. Damit kostet der Euro 1,1319 Dollar.

Nationaler Markt

Die Heizölpreise legen zu, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Der gestern noch postulierte Seitwärtstrend wird schneller beschädigt als gedacht. Statt einer distinguierten Gelassenheit zwischen den Jahren zeigten Finanzjongleure auf dem Parkett endzeithafte Gewinnsucht. Man darf gespannt sein, wie die Show weitergeht.

Der Binnenmarkt für Heizöl ist lebhafter als erwartet. Die Preisrichtung gibt den Ton an. Bestellungen kommen recht flott herein. Beobachter ziehen ihre Hoffnung auf tiefere Preise derweil ein wenig zurück. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem passablen Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.

Die Trendkanäle für die Heizölpreisentwicklung lassen durchaus noch Preiszuversicht zu, denn in den 3- und die 6-Monats-Ansichten weisen sie abwärts. In den drei weiteren Zeitbereichen liegen Aufwärtstrends vor. Für die 10-Jahres-Ansicht verzichten wir auf einen Trend, da dieser nur durch einen fast vollflächigen Seitwärtskanal dargestellt werden könnte. Das wäre aussagelos. Eine unnatürliche, weil nicht marktgerechte Störung der Preisentwicklung kommt zum Jahreswechsel mit der Erhöhung der CO2-Steuer ins Spiel. Sie wird Heizöl um 1,6 Cent pro Liter oder 1,60 Euro pro 100 Liter verteuern.

Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Zu diesen Preisen kann man noch kaufen.

Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.

Im Übrigen sind wir der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.

Quelle: esyoil