Internationaler Markt

Verzweiflung – die Fallzahl dieses Zustands steigt in der werktätigen Bevölkerung. Während der Krise koppelt sich die Finanzwelt mal wieder von ihr ab. Börsianer strotzen vor Hoffnung. Sie wissen die Zentralbanken an ihrer Seite. Hoffnung wird auch in der Ölwelt gelebt. Hier ist sie allerdings in dem Satz „die Hoffnung stirbt zuletzt“ gut verpackt.

Eigentlich müssten Ölförderer so verzweifelt sein wie Goethes Zauberlehrling. Sie werden der Quellen, die sie anbohrten, nicht mehr Herr. Eine Ölflut ergießt sich über die Welt. Die Tanklager drohen in Kürze überzulaufen. Man weiß nicht, wohin mit den unbeherrschbaren Mengen. In dieser Not kommt frohe Kunde aus den US-Lagerstätten. Dort stiegen die Bestände in der letzten Woche nicht ganz so stark wie befürchtet. Das beflügelte ölaffine Finanzjongleure. Sie jagten die Notierungen in die Höhe. Die gewannen binnen 24 Stunden mehr als 20 Prozent an Wert. Es sind bewegte Zeiten. Derartige Kursraketen werden üblicherweise über Wochen oder Monate entwickelt.

Die zuständigen Institutionen DOE (Department of Energy) und API (American Petroleum Institute) berichten über geringere Rohölzuflüsse als erwartet und über unerwartete Benzinabflüsse. Die US-Produktion sank minimal, während die Benzinnachfrage spürbar stieg. In den veröffentlichten Daten wird die Veränderung zur Vorwoche wie folgt wiedergegeben:

Rohöl: +9,0 Mio. Barrel (DOE) bzw. +10,0 Mio. Barrel (API)
Heizöl und Diesel: +5,1 Mio. Barrel (DOE) bzw. +5,5 Mio. Barrel (API)
Benzin: -3,7 Mio. Barrel (DOE) bzw. -1,1 Mio. Barrel (API)

In Summe ergibt sich ein Aufbau von 10,4 (DOE) bzw. 14,4 (API) Mio. Barrel. Der Zufluss ist gegenüber der Vorwoche mehr als halbiert. Die Auslastung der Raffinerien stieg auf immer noch sehr niedrige 70 Prozent.

Unterstützung bekamen die bullisch eingestellten Finanzjongleure gestern aus Norwegen, das sich an den Kürzungen der Ölproduzenten beteiligen will. Die genannten Zahlen deuten allerdings eher darauf hin, dass das Land seine Produktion ausbaut. Netto kommt bei steigenden Kapazitäten und verkündeten Kürzungen kaum eine Drosslung heraus. Mit derartigen Rechenkunststücken gehen viele ölfördernde Länder an die Öffentlichkeit. Sie sind auch ein Grund, weshalb trotz großspuriger Ankündigungen kein Ende der Ölschwemme absehbar ist.

Die Ölnotierungen werden ihren gestrigen Höhenflug wohl weder fortsetzen noch halten können. Die physische Marktlage spricht weiter für sehr tiefe Ölpreise. Heute Morgen sehen wir an den Börsen bereits einen Rückgang der aufgewirbelten Ölnotierungen.

Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 16,86 Dollar und das Barrel Brent zu 23,91 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 223,00 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,9186 Euro. Damit kostet der Euro 1,0885 Dollar.

Nationaler Markt

Heizöl wird etwas teurer. Mit fortschreitender Zeit sollten die Preise trotzdem weiter sinken. Das jedenfalls deuten die Trends in der aktuellen Heizölpreis-Tendenz an. Sie wurden weniger von Finanzspekulation als vielmehr vom physischen Markt geformt.

Wir hören immer noch Beschwerden darüber, dass der Preissturz am internationalen Markt nicht eins zu eins im Binnenmarkt wiedergeben wird. Die Antwort darauf ist so gleichtönend wie die Beschwerde. Es liegt an der nicht endenden Auftragsflut, die Kunden dem Handel bescheren. Dessen Logistik ist vollkommen überlastet. Der Markt hat sich vom Kunden- zum Händlermarkt gedreht. Das heißt, nicht die Nachfrager, sondern die Anbieter bestimmen den Preis. Die Steuerungseigenschaft des Preises ist die gleiche wie im Kundenmarkt mit dem Unterschied, dass nun nicht das Geschäft angefacht, sondern abgebremst werden soll. Sobald die Nachfrage abebbt, werden sich die Verhältnisse wieder umdrehen. Das ist das Grundmuster unserer Marktwirtschaft.

Viele Beobachter der Heizölpreise werden mit dem aktuellen Preisanstieg zu Kunden. Die Überzeugung, dass Heizöl noch günstiger wird, ist aber nicht vollkommen erloschen. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht auf höchstem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem deutlich gesunkenen aber ordentlichen Mehrheitswert für die Erwartung an tiefere Heizölpreise.

Die Heizölpreistrends sind Mutmacher für die Spekulation auf fallende Preise. In fast allen Zeitbereichen werden Abwärtsaussichten dargestellt. Einzig in der kurzfristigen Ansicht zeigt der Einfluss des knappen Angebots im Binnenmarkt einen wechselbereiten Trend.

Das Tiefpreis-System zeigt in fast allen Regionen der Republik Kaufsignale. Nur im Westen fehlt eins.

Unser Rat an alle Unentschlossenen lautet: Die Heizölpreise sind klare Kaufpreise. Allerdings kann der Preisverfall weitergehen. Es bleibt eine Marktlage für Spekulanten.

Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.

Im Übrigen sind wir der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.

Quelle: esyoil