Internationaler Markt

In drei Wochen wird der EU-Boykott gegen russisches Rohöl, das über die Weltmeere transportiert wird, wirksam. Gleichzeitig wird der Preisdeckel der G7-Staaten für solches Öl eingeführt. Ziel ist es, die Öleinnahmen Russlands deutlich zu reduzieren, ohne dem Markt das russische Ölangebot in Gänze zu entziehen.

Da die Großabnehmer russischen Öls außerhalb der EU nicht auf die für sie günstigen Einkäufe verzichten werden und müssen, besteht die Gefahr eines russischen Totalausfalls nicht. Gemäß einer Ankündigung von Präsident Putin werden nur solche Käufe ausfallen, deren Käufer die preisliche Deckelung einfordern. Nach dem Rückzug der EU verbleibt dafür nur noch eine kleine Menge des gesamten Angebots. Dieser Umstand lässt erhebliche Zweifel an der Wirksamkeit des Preisdeckels aufkommen. Verbliebe indes eine nennenswerte Nachfragemenge, die nicht mehr bedient werden würde, wäre mit einem harten Preisanstieg zu rechnen, der jedwede Reduzierung russischer Ölexporte kompensieren würde.

In der US-Regierung steht man trotzdem optimistisch zu dem Vorhaben. Finanzministerin Janet Yellen ist überzeugt, dass Russland gerade nach dem Ausfall der EU als größter Kunde gezwungen sein wird, sein Öl zu den fremden Konditionen zu Markte zu tragen. Die Hoffnung begründet sie mit der Abhängigkeit der Ölexporteure von Dienstleistern wie Reedereien, Banken und Versicherungen. Es gibt unter diesen Unternehmen zwar solche, die sich nicht an internationale Gepflogenheiten halten und unversicherte Ladungen mit kaum seetüchtigen Tankern transportieren. Ihre Zahl ist aber begrenzt. Früher oder später müsste auch Russland auf Firmen zurückgreifen, die nach internationalem Standard arbeiten. Diese Firmen würden, wenn sie den Preisdeckel der G7 ignorierten, selbst mit Sanktionen belegt werden.

Wie groß der Bedarf an russischem Öl zukünftig sein wird, hängt wesentlich von den Produktionskürzungen der OPEC-Plus-Gruppe ab, in der Russland einen gewichtigen Einfluss hat, und von der Rückkehr Chinas als weltgrößter Ölimporteur nach der erwarteten Beendigung der Null-Covid-Politik. Jede Andeutung einer Lockerung dieser Politik wird derzeit mit steigenden Ölnotierungen an den Börsen beantwortet. So geschehen Ende letzter Woche, obwohl die verkündete Maßnahme das Wort Lockerung kaum verdient hat.

Die Themen EU-Boykott und Preisdeckel sind angesichts der zeitlichen Nähe der Vorhaben heiß diskutiert aber preislich vollkommen ungerichtet. Ihre zukünftige Wirkung wird derzeit als komplette Überraschung gehandelt.

An den Börsen zogen die Rohölnotierungen Freitag mit der Verkündung der chinesischen Lockdown-Neuigkeiten an. Danach haben sie das Niveau bis zur Stunde gehalten. Die Gasölnotierungen haben bei einem heftigeren Auf und Ab ein ähnliches Resultat zu Tage gebracht.

Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 88,92 Dollar und das Barrel Brent zu 95,96 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 1.004,00 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,9677 Euro. Damit kostet der Euro 1,0332 Dollar.

Nationaler Markt

In den Heizölpreisen schlägt sich das Preisplus am internationalen Markt kaum nieder, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Im Binnenmarkt werden weiterhin Reste der hohen Margen, die sich im letzten halben Jahr während der kundenseitigen Überforderung des Heizölhandels entwickelt hatten, abgebaut. Der wesentliche Teil dieses Preisrückgangs erfolgte in den letzten fünf Wochen aufgrund der Zurückhaltung von privaten und gewerblichen Käufern. Gewerbliche Kunden wandten sich mit dem Rückgang der Gaspreise vom Öl wieder ab.

In der gewohnten Verfassung befindet sich der Binnenmarkt allerdings noch nicht. Das wird am untypischen Preisgefälle zwischen Nord- und Süddeutschland deutlich. Offenkundig ist Öl dort, wo es früher ausreichend zu beziehen war, nun knapper vorhanden. Der Brennstoffmarkt ist hiervon stärker betroffen als der Kraftstoffmarkt.

Das Bestellaufkommen im Hausbrandgeschäft brummt mittlerweile wieder. Unbenommen dessen bleibt die Hoffnung auf günstigere Heizölpreise hoch. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf höchstem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem starken Mehrheitswert für die Erwartung für fallende Heizölpreise.

Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Verfolgen Sie die Preisentwicklung eng, um sich gegebenenfalls in einem noch günstigeren Moment eindecken zu können.

Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.

Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.

Quelle: esyoil