Internationaler Markt

Trotz umfangreicher westlicher Sanktionen und eines Preisdeckels scheint die russische Ölindustrie immer noch einen wichtigen Beitrag für den Staatshaushalt und die Kriegswirtschaft des Landes leisten zu können. Die veröffentlichten Wirtschaftsdaten Russlands sehen jedenfalls deutlich besser aus als die deutschen Zahlen. Die Schmach des dysfunktionalen Preisdeckels wollten die USA nicht länger ertragen. Seit Herbst ahnden sie Verstöße gegen die Maßnahme erheblich konsequenter.

Zur Erinnerung, im Dezember 2022 wurde von der G7-Gruppe ein maximaler Preis von 60 Dollar pro Barrel für den Handel mit russischem Öl bestimmt. Ziel war und ist es, die Ölerlöse Russlands zu reduzieren, ohne dem Markt die Ölexporte vorzuenthalten. Ein eventueller Mangel hätte den negativen Effekt steigender Ölpreise. Der Mechanismus hat allerdings nicht die gewünschte Wirkung gezeigt, da Russland, vermutlich mit Unterstützung der sanktionserfahrenen iranischen Mullahs, schnell neue Wege über Schattenflotten und willige westliche Unternehmen fand, sein Öl ohne den 60-Dollar-Deckel auf den Weltmarkt zu bringen.

Durch die härtere Gangart der USA konnten mittlerweile 21 von 50 für Russland fahrende Öltankter außer Dienst genommen werden. Einige Schiffseigner geben das Geschäft umgehend auf, wenn sie ihren Namen auf einer US-Sanktionsliste sehen. Die Maßnahme scheint dem Vernehmen nach Wirkung zu zeigen. Aus dem Finanzministerium in Washington ist zu hören, dass diverse unabhängige Quellen über sinkende russische Öleinnahmen bei gleichzeitig gut versorgtem Markt berichten. Überprüfen lassen sich derartige Darstellung schwer, da dafür russische Daten benötigt werden. Die sind streng geheim. Umfänglich auflösen lässt sich das Problem nicht, da die harte Washingtoner Hand nicht die von westlichen Diensten unabhängige Schattenflotte Russland erreichen kann.

Nach Deutschland kommt derweil fast kein russisches Öl mehr auf direktem Weg. In den Importlisten steht für 2023 ein Anteil Russlands von knapp zwei Promille. Die fünf größten Lieferanten waren Norwegen und die USA mit je 18 Prozent, Kasachstan mit 12 Prozent sowie Großbritannien und Libyen mit je 11 Prozent.

Für die täglichen Preisschwankungen haben die dargestellten Vorgänge eine geringe Relevanz. Hierfür spielt die mögliche Wirtschaftsentwicklung Chinas ein größere Rolle, weil die Ölnachfrage damit verbunden wird. Diese wird weiterhin skeptisch betrachtet. Die Finanzszene glaubt nicht mehr an den einst gepriesenen Wiederaufstieg Chinas. Man nimmt die deutlich gestiegene Reiselust anlässlich des chinesischen Neujahrsfests zwar wahr. Der damit erreichte Umsatz ist sogar größer als vor der Pandemie. Man sieht auch die Bemühungen, den angeschlagenen Immobiliensektor wieder auf Kurs zu bringen, und man registriert weitere konjunkturbelebende Maßnahmen. Dass das alles dem Gedanken einer echten Marktpolitik entstammt, bezweifelt man aber zusehends. An China liegt es derzeit nicht, wenn die Ölpreise steigen, allenfalls dass sie fallen.

Für den Anstieg der Preise ist der Nahe Osten mit seinem geopolitischen Eskalationspotenzial zuständig. Die Raketen der Huthi-Rebellen haben am Sonntag ein Frachtschiff im Golf von Aden getroffen, das nun zu sinken droht. Der Vorgang ruft unweigerlich westliche Marineschiffe auf den Plan, um dem Treiben Einhalt zu gebieten. Die Auseinandersetzung werden die Huthi dankend annehmen, denn sie fürchten die Eskalation vermutlich am wenigsten.

Der Schiffstreffer hängt heute Morgen noch in den Ölpreisen fest. Zur Stunde scheint man an den Ölbörsen etwas locker zu lassen. Die Notierungen mühen sich, ein wenig abwärts zu kriechen.

Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird zu 79,25 Dollar und das Barrel Brent zu 83,29 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 854,00 Dollar. Der US-Dollar kostet aktuell 0,9281 Euro. Damit kostet der Euro 1,0773 Dollar.

Nationaler Markt

Während die börslichen Ölnotierungen stiegen, gaben die Heizölpreise gestern nach, wie die aktuelle Heizölpreis-Tendenz zeigt. Sie befinden sich in der Mitte ihrer Trendkanäle. Damit bestätigen sie die Abwärtsrichtung im kürzeren Zeitbereich. Aktuell ist Heizöl knapp zwei Prozent teurer als vor einem Jahr. Darin enthalten sind allerdings die Erhöhungen der CO2-Abgabe und der Maut. Insofern handelt es sich um ein wirklich moderates Plus.

Die Nachfrage im Binnenmarkt ist sehr ruhig. Die Hoffnung auf günstigeres Heizöl ist wechselhaft. Sie ist ein Spiegelbild der tatsächlichen Preisbewegung. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf mittlerem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem sehr starken Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.

Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Wer spekulieren möchte, sollte die Preisbewegung eng verfolgen.

Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.

Quelle: esyoil