Internationaler Markt
Die Ölmärkte müssen im Moment ungewöhnlich viele und zudem schwer kalkulierbare Einflüsse verdauen. In diesem Datenchaos verliert so mancher Trader den Überblick. Um die Lage zu vereinfachen, greifen daher viele Marktteilnehmer auf die mehr oder weniger schlauen Merksätze der Zunft zurück. Gestern war das der Spruch „The trend is your friend“, denn in den letzten zwei Wochen haben die Ölpreise unaufhaltsam um 10 Dollar auf über 60 Dollar je Barrel zugelegt.
Dabei ist die Datenlage nicht eindeutig. Auf der einen Seite bekräftigte der saudische Ölminister Al-Falih gestern die Entschlossenheit des Königreichs, das Angebot weiter zu verknappen. Eine Verarmung des Landes ist übrigens dennoch nicht in Sicht: Die saudischen Förderkosten liegen laut Al-Falih nur bei 4 Dollar je Barrel. Die recht deutlichen Worte der saudischen Regierung verfehlten ihre Wirkung nicht und beschleunigten den gestrigen Ölpreisanstieg.
Ebenfalls positiv wirkten Bemerkungen amerikanischer Notenbanker, dass weitere Zinsanhebungen vielleicht doch nicht notwendig seien. Das nahm einige Zinsängste aus dem Markt, obwohl es natürlich andererseits ein Eingeständnis ist, dass die amerikanische Wirtschaft doch nicht so rund läuft, wie es vom Weißen Haus dargestellt wird.
Weniger rund läuft es offensichtlich auch bei den amerikanisch-chinesischen Handelsgeprächen. Bis gestern Nachmittag überwog der Optimismus, doch ab dem Abend wurde klar, dass es noch ein weiter Weg bis zu einer Einigung ist.
Ebenfalls nicht hilfreich waren die neuesten Preisprognosen der Banken. Nach Goldman Sachs hat nun auch Morgan Stanley seine Preiserwartungen für 2019 deutlich gesenkt.
Schließlich waren auch die aktuellen Wochendaten zu den amerikanischen Lagerbeständen bärischer als erwartet, wurden aber erst einmal ignoriert. Einem leichten Abbau der Rohölbestände von knapp 2 Mio. Barrel stand ein enormer Aufbau der Hauptprodukte von knapp 19 Mio. Barrel gegenüber. Die etwas höheren Importe und etwas schwächeren Exporte können das nur zum Teil erklärten.
Hier die aktuellen Lagerveränderungen in der Übersicht:
Rohöl: -6,1 Mio. Barrel (API) bzw. -1,7 Mio. Barrel (DOE)
Heizöl und Diesel: +10,2 Mio. Barrel (API) bzw. +10,6 Mio. Barrel (DOE)
Benzin: +5,5 Mio. Barrel (API) bzw. +8,1 Mio. Barrel (DOE)
Heute Morgen werden nach der gestrigen Rally erst einmal Gewinne mitgenommen. Die Ölpreise geben um etwa ein Prozent nach.
Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) kostet aktuell 51,64 Dollar je Barrel. Brent-Rohöl notiert bei 60,66 US-Dollar je Barrel. Gasöl liegt bei 561,50 Dollar je Tonne. Der US-Dollar fällt auf 0,8660 Euro. Damit tendiert der Euro bei 1,1546 Dollar.
Nationaler Markt
Für die Heizölkunden kommt die Trendwende am Rohölmarkt zur Unzeit, wie die Heizölpreis-Tendenz zeigt. Die Durchschnittspreise bewegen sich aktuell Richtung 68 Euro je 100 Liter (Standardlieferung). Nur der starke Euro verhindert das Überschreiten der 70-Euro-Marke.
Die Margen im Heizölmarkt sind noch immer ungewöhnlich hoch. In der Lieferkette von der Raffinerie bis zum Endkunden bleiben zusätzliche 5-10 Euro je 100 Liter hängen, obwohl sich die Lage auf den Flüssen weitgehend normalisiert hat.
Dennoch wird sehr viel geordert. Auch das Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Zahl der Käufe und Preisanfragen ins Verhältnis setzt, zeigt eine hohe Kaufbereitschaft für die nächsten Tage und Wochen. Das mathematische Tiefpreis-System schwenkte allerdings in den letzten Tagen von „Kaufen“ auf „Neutral“.
Dazu passt der kurzfristige Preischart über drei Monate. Er zeigt zwar insgesamt abwärts, aber die Trendwende der beiden letzten Wochen ist unübersehbar. Auch der 12-Monats-Chart gibt kein klares Bild. Die Mehrjahrescharts zeigen sogar aufwärts.
Was tun? Die kalte Jahreszeit und der zumindest optisch attraktive Preissturz seit November erhöhen die Kaufmotivation. Hinzu kommt die Sorge, dass die Heizölpreise vielleicht noch weiter anziehen. Der Preisoptimismus der Kunden ist in der Tat stark eingebrochen: Zu Jahresbeginn rechneten noch über 90 Prozent der Kunden in unserer Umfrage mit weiter fallenden Heizölpreise. Jetzt sind es nur noch 60 Prozent.
Es wäre zu riskant, angesichts der vielerorts immer noch langen Lieferfristen zu zögern, wenn der Tank fast leer ist. Wer vorgesorgt hat, kann abwarten, bis sich die Margen in seiner Region normalisiert haben. Der Rohölpreis könnte zwar weiter zulegen, aber er hat einen Teil seines Aufwärtspotenzials wohl schon ausgeschöpft.
Wenn Sie die Heizölpreisentwicklung optimal ausnutzen wollen, sollten Sie aber in jedem Fall genau wissen, wie viel Platz in Ihrem Tank ist. Der esyoil e-Peilstab hilft Ihnen dabei. Mit ihm können Sie Ihren nächsten Heizölkauf noch besser planen.
Doch nichts ist billiger als eingespartes Heizöl: Entwickeln Sie verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen, um Ihre Kosten zu senken und die Umwelt zu schonen.
Quelle: esyoil