Internationaler Markt

Die Ölpreise drehten gestern wieder Richtung Süden. Brent-Rohöl konnte sich nur kurz über der Marke von 75 Dollar je Barrel halten. Danach ging es drei Prozent abwärts.

Der Elan nach der Zinspause der US-Zentralbank hielt nur kurz an. Auch die optimistische Nachfrageprognose der Internationalen Energieagentur (IEA) verhallte schnell. Die IEA rechnet nach wie vor mit einem Mehrverbrauch von knapp 3 Mio. Barrel pro Tag in diesem Jahr. Auch 2024 soll es weiter nach oben gehen. Erst in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts wird der globale Ölverbrauch endgültig ein Plateau erreichen und dann fallen.

Die meisten Händler sind allerdings deutlich pessimistischer. Gleich drei News gaben dieser Perspektive neue Nahrung.

Zum einen ließ die Fed das Tor für weitere Zinserhöhungen später im Jahr offen. Schon jetzt liegen die Leitzinsen über 5 Prozent. Weitere Anhebungen könnten die US-Konjunktur endgültig ausbremsen, so die Befürchtung. Heute Nachmittag wird die EZB die Zinsen für den Euroraum höchstwahrscheinlich weiter anheben.

Hinzu kommen erneut schlechte Konjunkturdaten aus China. Sowohl die Zahlen für die Industrieproduktion als auch für den Einzelhandel im Mai lagen unter den Erwartungen.

Auch der Wochenbericht zum amerikanischen Ölmarkt fiel nicht so aus wie erwartet. Die Rohölbestände stiegen sehr deutlich um 8 Mio. Barrel im Vergleich zur Vorwoche. Die Vorräte für Benzin und Diesel/Heizöl legten ebenfalls um jeweils 2 Mio. Barrel zu. Die Nachfrage ist immer schwer einzuschätzen, bleibt aber anscheinend auf oder – übers Jahr gesehen – sogar unter dem Vorjahresniveau.

Hier die Veränderungen im amerikanischen Ölmarkt im Vergleich zur Vorwoche. Die Zahlen stammen aus den Wochenberichten des Energieministeriums (DOE) und des Branchenverbandes API:

Rohöl: +7,9 Mio. Barrel (DOE) bzw. +1,0 Mio. Barrel (API)
Heizöl und Diesel: +2,1 Mio. Barrel (DOE) bzw. +1,4 Mio. Barrel (API)
Benzin: +2,1 Mio. Barrel (DOE) bzw. +2,1 Mio. Barrel (API)
Ölproduktion in den USA: 12,4 Mio. Barrel pro Tag (0,4 Mio. über Vorjahreswert)
Ölnachfrage in den USA (4-Wochen-Durchschnitt): 19,9 Mio. Barrel pro Tag (0,2 Mio. Barrel über Vorjahresniveau)

Der Handel geht angesichts dieser Nachrichtenlage recht vorsichtig an den Start. Brent-Rohöl kostet am frühen Vormittag 73,33 US-Dollar je Barrel. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 68,37 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasoil notiert bei 686,00 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,9251 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,0808 Dollar.

Nationaler Markt

Heizöl wird am Morgen angesichts der schwachen internationalen Vorgaben billiger. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt im Moment einen landesweiten Durchschnittspreis von 88,4 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Das Jahrestief bei 86 Euro bleibt damit in Sichtweite.

Der Markt ist in dieser Woche wieder aufgewacht. Der leichte Preisanstieg zum Wochenbeginn hat offenbar einige Verbraucher aufgeschreckt. Auch die täglichen Medienberichte zur Zukunft der Heizung in Deutschland sorgen dafür, dass niemand das Thema aus den Augen verlieren kann.

Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, bleibt daher auf der hohen Stufe. Dazu passend steigt die Zahl der Preispessmisisten. Knapp ein Drittel der Stimmen erwarten in der täglichen Lesereinschätzung höhere Heizölpreise. Vor wenigen Tagen lag dieser Anteil noch bei lediglich zehn Prozent.

Die Spannung im Ölmarkt steigt an. Der Ölpreis kann sich derzeit nicht über 75 Dollar je Barrel stabilisieren, bleibt aber über 70 Dollar. Wer demnächst ordern will, muss nichts überstürzen, sollte aber die aktuelle Entwicklung im Auge behalten.

In jedem Fall gilt jedoch: Nichts ist billiger als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, auch vor dem Hintergrund der globalen Klimakrise. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.

Quelle: esyoil