Internationaler Markt

Die Rohölpreise sind weiterhin im freien Fall. Brent-Rohöl rutschte gestern unter 25 Dollar je Barrel. Amerikanisches WTI-Rohöl stoppte sogar erst knapp über 20 Dollar je Barrel und verlor über 20% seines Wertes an einem Tag. Umgerechnet wird ein Liter Rohöl in Rotterdam jetzt für gerade einmal 14 Eurocent je Liter angeboten. Da kann selbst Mineralwasser vom Discounter nicht mithalten.

Die Ölmarktveteranen müssen bis ins Jahr 1998 zurückgehen, um sich an vergleichbare Situationen zu erinnern. Auch damals traf eine plötzlich schwächere Nachfrage (damals ausgelöst durch Währungskrisen in Asien) auf ein ungewöhnlich hohes globales Ölangebot. Die OPEC konnte sich auf keine Förderkürzungen einigen und der Ölpreis sackte damals auf nur noch 10 Dollar je Barrel. Einige Monate später gelang es dann, eine kräftige globale Förderkürzung durchzusetzen, die neben den OPEC-Ländern auch Russland und Norwegen mit an Bord holte.

Auf eine ähnliche Lösung hofft der Ölmarkt auch in der aktuellen Situation. Aber konkrete Anzeichen gibt es noch nicht. Immerhin teilte der Kreml nun erstmals mit, dass er den Ölpreis gerne etwas höher sähe. Das war allerdings zu mager, um bereits als Friedenstaube gen Riad durchzugehen. Die Saudis blieben ungerührt und wollen bis auf weiteres 12,3 Mio. Barrel pro Tag auf den Markt werfen.

Das Überangebot an Rohöl hat einen solchen Umfang erreicht, dass Analysten nun die Wochen zählen, bis alle global verfügbaren Lagertanks voll sind. Schätzungsweise können 900 Mio. Barrel zusätzlich eingelagert werden. Da im Moment etwa 8-10 Mio. Barrel pro Tag zuviel angeboten werden, wären die Lager rechnerisch im Sommer voll; in der Praxis schon deutlich früher. Spätestens dann müssten einige Produzenten zwangsweise ihre Ölquellen stilllegen. Aber so weit will es wohl weder Saudi-Arabien noch Moskau kommen lassen. Sie hoffen, dass die amerikanischen Schieferölfirmen schon in den kommenden Wochen das Handtuch werfen und ihre Produktion einstellen.

Der wöchentliche Lagerbericht aus den USA wurde daher mit einiger Spannung erwartet. Hinterlässt die Ölflut bereits erste Spuren? Die Hoffnung der Optimisten wurden jedoch enttäuscht. Zwar schrumpften die Lagerbestände bei den Hauptprodukten. Aber beim Rohöl gab es einen leichten Lageraufbau um 2 Mio. Barrel. Das überraschte den Markt, denn in der Berichtswoche kamen etwa 7 Mio. Barrel Rohöl weniger ins Land als in der Vorwoche. Das hätte also zu einem Lagerabbau führen sollen. Mit anderen Worten: Die Schieferölproduzenten reagieren offenbar noch immer nicht auf den Kollaps der Ölpreise und die Exportoffensive der Saudis. Damit verflogen die Hoffnungen auf eine rasche Marktkorrektur und der inneramerikanische WTI-Ölpreis brach gestern bis zum frühen Abend um über 20 Prozent ein.

Hier die Bestandsveränderungen in der Übersicht:
Rohöl: -0,4 Mio. Barrel (API) bzw. +2,0 Mio. Barrel (DOE)
Heizöl und Diesel: -3,6 Mio. Barrel (API) bzw. -2,9 Mio. Barrel (DOE)
Benzin: -7,8 Mio. Barrel (API) bzw. -6,2 Mio. Barrel (DOE)
Ölproduktion: 13,1 Mio. Barrel pro Tag (8% mehr als vor einem Jahr)

Auch heute zu Handelsbeginn können sich die Ölpreise nur leicht vom gestrigen Tief lösen. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht im Moment bei 22,46 US-Dollar je Barrel. Die Nordseesorte Brent kostet 26,05 US-Dollar je Barrel. Gasöl notiert bei 274,75 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,9208 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,0868 Dollar.

Nationaler Markt

Die Heizölpreise verharren heute auf dem Vortagesniveau, wie die Heizölpreis-Tendenz zeigt. Der durchschnittliche Preis liegt im Moment zwischen 54 und 55 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter).

Dieses Preisniveau spiegelt den Fall der Rohölpreise nur teilweise wider. Ihr Einfluss ist ohnehin stark geschrumpft, denn ein Fall der Brent-Rohölpreise um beispielsweise 10% senkt die Heizölkosten rechnerisch im Moment nur um 2 Euro je 100 Liter. Ebenso wichtig sind die Steuern und Abgaben sowie die Kosten für die Raffinerien, Transport, Lager und Handel.

Im Moment trifft ein knappes Angebot auf eine ungewöhnlich hohe Nachfrage nach Heizöl. Die Händler sind in manchen Regionen überlastet, zumal die Virusepidemie auch hier das Personal erheblichen Risiken aussetzt und die Abläufe erschwert. Das erklärt bis zu einem gewissen Grad die starken Preisunterschiede zwischen den deutschen Regionen, in denen Heizöl zwischen 45 und 63 Euro je 100 Liter kostet. Die Probleme machen sich besonders in Bayern bemerkbar, wo das Heizölangebot nur mit erheblichem logistischem Aufwand ausgebaut werden kann.

Im Moment ist der deutsche Heizölmarkt noch recht lebendig. Das könnte sich ändern, denn das Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Zahl der Käufe und Preisanfragen vergleicht, steht nur noch auf der mittleren Stufe. Andererseits ist die Kundschaft bei den Preisen wieder optimistischer geworden. Im Moment setzen 77% der Stimmen in der tagesaktuellen Umfrage auf fallende Heizölpreise.

Die Preischarts verbreiten ebenso Optimismus, auch wenn in der kurzen Frist die aktuellen Preise am oberen Rand ihres fallenden Preiskorridors kratzen. Mittel- und langfristig zeigen die Trends hingegen stabil nach unten.

Was tun? Die Preise sind in den gut versorgten Regionen Deutschlands sehr attraktiv. Wer demnächst ordern will oder muss, hat hier keinen Grund abzuwarten. In Regionen mit Versorgungsengpässen und entsprechend hohen Heizölpreisen könnte sich das Abwarten jedoch lohnen.

Wenn Sie die Heizölpreisentwicklung optimal ausnutzen wollen, sollten Sie aber in jedem Fall genau wissen, wie viel Platz in Ihrem Tank ist. Der esyoil e-Peilstab plus hilft Ihnen dabei. Mit ihm können Sie Ihren nächsten Heizölkauf noch besser planen.

Doch nichts ist billiger als eingespartes Heizöl: Entwickeln Sie verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen, um Ihre Kosten zu senken und die Umwelt zu schonen.

Übrigens: Es gibt immer wieder Missverständnisse darüber, was das Klimapaket der Bundesregierung für Ölheizungen bedeutet. Die Folgen sind weniger einschneidend als oft dargestellt: Bestehende Ölheizungen können ohne Einschränkungen weiterlaufen. Ab dem Jahr 2026 sollen lediglich neue Ölheizungen (auch Ersatzgeräte) regenerativ ergänzt werden, also etwa mit Solarwärme für Brauchwasser. Aber auch hier gibt es viele Ausnahmen, wenn z.B. kein Gas- oder Fernwärmeanschluss vorhanden ist oder wenn die Kosten unverhältnismäßig hoch wären.

Quelle: esyoil