Internationaler Markt
Die Rohölpreise haben sich seit gestern kaum von der Stelle bewegt. Ein kurzer Ausbruchversuch im Schlepptau der Aktienmärkte brach schnell zusammen. Heute Morgen steht Brent-Rohöl daher ähnlich wie gestern knapp über 80 Dollar je Barrel. Der Ölpreis fällt damit die dritte Woche in Folge.
Der Krieg zwischen Israel und der Hamas wird weiterhin als ein Nebenschauplatz für die globale Ölversorgung angesehen. Die Risiken gelten als gering. Geopolitische Beobachter sind da weniger optimistisch. Mittlerweile sind militärische Auseinandersetzungen zwischen Israel und USA auf der einen Seite und den vom Iran gesteuerten Truppen und Milizen auf der anderen Seite an der Tagesordnung. Neben Israel und dem Gazastreifen gilt das mittlerweile für den Südlibanon, das Westjordanland, Syrien und Irak. Hinzu kommen immer wieder Angriffe aus dem weit entfernten Jemen, entweder Richtung Saudi-Arabien oder bis nach Israel.
Für den Ölhandel steht jedoch noch immer der Zustand der globalen Ölnachfrage im Zentrum. Dem saudischen Ölminister platzte angesichts der fallenden Ölpreise gestern der Kragen. Er machte vor allem Spekulanten dafür verantwortlich, dass die zusätzlichen Förderkürzungen Saudi-Arabiens bisher nicht den gewünschten Effekt hatten. Alles sei „nur ein Trick“, wetterte Prinz Abdulaziz. Der saudische Staatshaushalt ist in diesem Jahr ungewohnt klamm, denn die Kombination aus geringeren Exportmengen und bestenfalls mittelmäßigen Erlösen per Barrel macht sich jetzt bemerkbar.
Hinzu kommt erstmals die Konkurrenz Russlands in südasiatischen Märkten. Rosneft, Lukoil & Co. drängeln sich mit hohen Rabatten in Länder, wo bisher die Golfstaaten unangefochten dominierten. Da gleichzeitig amerikanische Rekordmengen und zusätzliche iranische Exporte auf den Weltmarkt kamen, verpuffte die Marktmanipulation der Saudis.
Die Preisschwäche hat auch die wichtigsten Ölprodukte erfasst. Die Benzinnachfrage ist schon seit dem Sommer zu gering, um bei den Raffinerien für einträgliche Margen zu sorgen. Sie setzen zum Ausgleich auf Diesel. Hier sprudeln die Gewinne nach wie vor, was sich an den vergleichsweise hohen Dieselpreisen an den Tankstellen zeigt. Aber auch beim Diesel bröckelt die Fassade. Die Nachfrage bleibt unter den Erwartungen und das Angebot steigt. Moskau hat gestern ein Ende seiner Exportbeschränkungen für Ölprodukte angekündigt. Das wird vor allem die Lage in Europa entlasten.
Die Preise bleiben daher unerwartet niedrig. Brent-Rohöl kostet heute zum Handelsstart 80,23 US-Dollar je Barrel. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 75,86 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasoil notiert bei 811,00 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,9372 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,0667 Dollar.
Nationaler Markt
Verzögert kommen die schwachen Weltmarktpreise auch im deutschen Heizölmarkt an. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am Morgen einen landesweiten Durchschnittspreis von etwas unter 105 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter).
Weitere Preissenkungen wären möglich, wenn sich die Handelsmargen normalisieren sollten. So lange wollen viele Verbraucher aber offenbar nicht warten. Das Kaufinteresse ist mittlerweile extrem stark. Die Zahl der Bestellungen nähert sich Rekordwerten.
Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, bleibt wie schon gestern auf der zweithöchsten Stufe. Auch das mathematische Tiefpreis-System bleibt im grünen Bereich. Dasselbe gilt für den Preisoptimismus der Verbraucher. Fast 90 Prozent der Stimmen setzen in der täglichen Lesereinschätzung auf sinkende Heizölpreise.
Auch wenn die aktuelle Schwäche der Ölpreise nicht nur ein „Trick der Spekulanten“ ist, wie es der saudische Energieminister vermutet, sondern reale Hintergründe hat, kann der Wind jederzeit drehen. Der Nahostkonflikt, geringe Lagerbestände und eine zumindest stabile globale Ölnachfrage könnten die Preise rasch wieder klettern lassen. Es lohnt sich daher, den aktuellen Preistrend zeitnah zu verfolgen und bei passender Gelegenheit die Vorräte aufzustocken.
In jedem Fall gilt jedoch: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, nicht zuletzt vor dem Hintergrund der globalen Klimakrise und der demnächst wieder steigenden CO2-Abgaben. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.
Quelle: esyoil