Internationaler Markt

Russland schickt sein Militär in die Ukraine. Es handelt sich nach westlichem Verständnis nicht um eine Invasion, weil der Aufmarsch auf bereits besetztem Gebiet stattfindet. Die täglichen Warnungen vor einem russischen Überfall auf die Ukraine werden somit fortgesetzt. Ob Moskau im Begriff ist, einen detaillierten Plan abzuarbeiten oder ob situativ gehandelt wird, erschließt sich den Beobachtern nicht. Der Umstand, dass Putin die gestrige Militärbewegung noch vor einer Woche ablehnte, legt die opportunistische Variante nahe.

Die Energie- und Ölmärkte waren bereits im Alarmzustand. In Erwartung der westlichen Reaktion auf die russische Vorgabe treten sie nun in die heiße Phase. Der Westen wird nach eigenen Worten keinesfalls militärisch, sondern ausschließlich wirtschaftlich reagieren, das aber umso härter. Sanktionen russischer Energielieferungen gehören derzeit noch nicht zu den Waffen, die die EU zieht. Sie werden erst aufgefahren, wenn eine Invasion, die den Namen verdient, stattfindet. Dem naiven Betrachter der Lage stellt sich allerdings die Frage, wer hier in Energieangelegenheiten wen sanktionieren wird?

Frau von der Leyen, Präsidentin der Europäischen Kommission, bemerkte dazu, dass man in den letzten Wochen hart und erfolgreich an einer Diversifizierung der Energieimporte gearbeitet hätte. Das beträfe unter anderem Flüssiggaslieferungen von unserem verlässlichen Partner, den USA. Außerdem sei das Wetter milde gestimmt, da es auf tiefe Temperaturen verzichte.

Wie man die nicht näher quantifizierten US-Frackinggasladungen in hinreichender Menge anlanden will, wurde allerdings nicht gesagt. Fakt ist, dass die verfügbaren Terminals nicht ansatzweise den vollständigen Verzicht auf russisches Gas erlauben würden. Die Gasversorgung der EU ist zu 41 Prozent russisch, 16 Prozent norwegisch, acht Prozent algerisch und fünf Prozent katarisch. Die USA sind zwar ihr größter Flüssiggaslieferant, sie kommen unten den ersten Versorgern aber nicht vor. Unter den Ländern ist Deutschland das mit Abstand abhängigste Land von Russland. Es verfügt über kein eigenes Seeterminal zum Bezug von Flüssiggas.

Mit Öl wird Deutschland ebenfalls hauptsächlich aus Russland versorgt. Bei diesem Energieträger haben sich die USA als Lieferant immerhin schon auf Platz zwei vorgearbeitet. Aufgrund der hohen strategischen Ölvorräte, über die die Länder der EU verfügen, besteht hier etwas mehr politischer Handlungsspielraum als beim Gas. Da mittlerweile alle Energieträger, dezidiert auch die fossilen, knappe Güter sind, haben die Verbraucherländer allerdings die Plätze im Glashaus inne. Dort bietet es sich definitiv nicht an, irgendeinen gewichtigen politischen Stein zu werfen. Insofern können derartige Handlungsspielräume nur homöopathischer Natur sein. Derlei Medizin kennt Wladimir W. Putin vermutlich gar nicht.

Über Härte bei wirtschaftlichen Sanktionen gegen Russland zu schwadronieren, verbietet sich eigentlich. Mit dem Wirtschaftsgut Energie wird der Spieß einfach umgedreht. Bei Licht betrachtet hat die EU weder eine militärische noch eine ökonomische Möglichkeit, Russland zum Einlenken zu bewegen. Sie verfügt zwar über eine sehr starke Wirtschaft. Eine Macht ist sie aber in keiner Weise.

Vor diesem Hintergrund liegt es nahe, dass die Energiepreise in diesem Moment nur den Weg nach oben kennen. Das Barrel Rohöl der Sorte Brent steht kurz vor dem Durchbruch der 100 Dollar-Marke.

Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 95,48 Dollar und das Barrel Brent zu 99,09 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 855,50 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,8832 Euro. Damit kostet der Euro 1,1319 Dollar.

Nationaler Markt

Die Heizölpreise steigen wieder, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Die politischen Ereignisse lassen nicht anderes erwarten. Die Teuerung wird vermutlich in den nächsten Tagen andauern. Eine Umkehr ist erst zu erwarten, wenn Deutschland und die EU das Sanktionsgerede einstellen und ihre Energiebeziehung mit Russland klären.

Der Binnenmarkt für Heizöl ist trotz der hohen Preise außerordentlich belebt. Bestellt wird aus Sorge vor stetiger Teuerung oder aufgrund einer Vorratsnot. Die Hoffnung auf tiefere Preise ist an der Realität zerplatzt. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf sehr hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem Minderheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.

Die Trendkanäle für die Heizölpreisentwicklung lassen keine Preiszuversicht zu. Sie weisen allesamt aufwärts. Für die 10-Jahres-Ansicht verzichten wir auf einen Trend, da dieser nur durch einen fast vollflächigen Seitwärtskanal dargestellt werden könnte. Das wäre aussagelos.

Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Nennenswert günstiger wird Heizöl in naher Zukunft kaum werden.

Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.

Im Übrigen sind wir der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.

Quelle: esyoil