Internationaler Markt

Öl wird billiger. Dieser Satz wirkt angesichts des Krieges in der Ukraine und der dadurch provozierten Haltung zu russischen Energielieferungen deplatziert. Das ist er auch im gewählten Kontext. Motor der Bewegung ist in diesem Fall die Aussicht auf eine vergleichsweise kräftige Erhöhung der US-Leitzinsen zur Bekämpfung der Inflation. Mehr als im Ölkomplex schlägt die Notiz bei anderen Wertpapieren ein. Aktien und Anleihen verzeichnen höhere Verluste.

Sekundiert wird der Wertverfall durch die knallharte chinesische Corona-Politik. Die nicht endende Serie von Lockdowns lässt eine signifikante Schwäche des Wirtschaftswachstums erahnen. Die Nachfrage nach Benzin, Diesel und Kerosin wird für April mit einem Minus von rund 20 Prozent gegenüber Vorjahr erwartet.

Wenig Einfluss auf die Ölpreise geht indes von der begonnenen Zuteilung aus den strategischen Reserven der USA aus. Diese sollen über einige Monate eine Million Barrel pro Tag betragen. Damit sind sie allerdings kein hinreichendes Äquivalent zu dem politisch geforderten Boykott russischen Öls. Der Ausfall wäre dreimal höher. Mit dem Beitrag der USA und anderer Länder, die ihre strategischen Lager anzapfen, wird in erster Linie das, was sonst noch fehlt, ersetzt. Das sind Lieferungen aus Libyen und einigen anderen Mitgliedsstaaten der OPEC.

Grundsätzlich ist der Ölmarkt knapp versorgt. Chinas gedämpfte Nachfrage und die strategischen Reserven stellen lediglich eine günstige Momentaufnahme in einem von nennenswerter Knappheit bedrohten Markt dar. Diesem Markt freiwillig einen deutlich größeren Ausfall zu bescheren, ist für die Boykotteure ein wirtschaftlicher Suizidversuch. Er zeugt von ungenügender Sachkenntnis des politischen Spitzenpersonals europäischer Staaten. Während der Wirtschaft westlich von Russland im Fall eines Ölboykotts schwere Einschnitte drohen, wird sie im Zielland kaum zu Buche schlagen, weil der Ölpreisanstieg den mengenbedingten Einnahmeverlust direkt ausgleichen wird und weil das boykottierte Öl anderweitig gut verkaufbar ist.

Die Leichtfertigkeit, mit der der Ölboykott in Europa gefordert wird, hat die Finanzministerin der USA, Janet Yellen, zu dem dringenden Appell animiert, von diesem Schritt abzusehen. Die USA haben sich zwar selbst von russischem Öl frei gemacht. Sie können das, weil die Mengen durch eigene Produktion ersetzbar sind. Europa kann das aber nicht, weil es über viel zu geringe Eigenressourcen verfügt. Ein europäischer Boykott würde die Ölpreise ins Unermessliche treiben. Das will im Westen niemand, insbesondere nicht die USA, weil dort Wahlergebnisse am Ölpreis hängen.

Während ein Ölboykott lediglich der versuchte wirtschaftliche Suizid ist, wäre ein Gasboykott sein Vollzug. Russisches Gas ist in der EU unverzichtbar. Es bedarf jahrelanger Anstrengungen, um von der Abhängigkeit wegzukommen. Das Bündel von Maßnahmen umfasst Einsparungen großen Ausmaßes, den Ausbau regenerativer Energieerzeugung, die das Gros der Bevölkerung ob ihres Eingriffs in die Natur nur schwer dulden wird, und den Bezug von e-Fuels aus wind- und sonnenreichen Regionen der Welt. Die Erzeugungsstruktur dafür existiert noch nicht. Wie wenig realistisch ein schneller Wechsel zu den Erneuerbaren ist, wird an folgenden Zahlen deutlich. Derzeit werden mit Biomasse, Geothermie und Wasserkraft rund neun Prozent des Energieaufkommens in Deutschland erzeugt. Acht Prozent stammen aus Wind- und Solaranlagen. Ihr zügiger Ausbau ist das Ziel aktueller Politik. Sie müssen nennenswerte Teile vom Öl, das 33 Prozent des Energieaufkommens ausmacht, und vom Gas, das mit 27 Prozent zu Buche schlägt, ersetzen. Das aktuelle Verhältnis beträgt somit 8 zu 60.

In die deutsche Energiepolitik ist im Vergleich zu den europäischen Partnern ein gehöriges Maß an Realitätsbezug hineingeraten. Die Schweigsamkeit des Kanzlers lässt erahnen, dass er sich der Handlungszwänge, in denen seine Regierung steckt, vollkommen bewusst ist. Wir sind weder in der Lage, Zeichen zu setzen noch Forderungen an Russland zu stellen. Wir können allenfalls Geld und Waffen an die Ukraine liefern, allerdings nur solange unsere Wirtschaft intakt ist. Nichts von beidem ist derzeit geeignet, den Krieg so schnell wie möglich zu beenden. Die Waffen bewirken sogar das Gegenteil. Daran können wir genauso wenig Interesse haben wie am Untergang der Ukraine. Angesicht dieser klassischen Tragödie kann einem das Setzen starker Worte, die wirklich verantwortungsvoll ausgesprochen werden, verständlicherweise vergehen.

Die Ölpreise geben derweil weiter nach. An den Börsen herrscht ein Hauch von Panik. Seit Freitagfrüh verloren die Notierungen rund sechs Prozent.

Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 98,45 Dollar und das Barrel Brent zu 102,94 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 1.074,25 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,9315 Euro. Damit kostet der Euro 1,0735 Dollar.

Nationaler Markt

Die Heizölpreise geben nach, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Vor dem Hintergrund von Krieg und Energieknappheit wirkt der aktuelle Preisrückgang wie ein unverdientes Geschenk. Das kann man gleichwohl ohne Scham mitnehmen. Die Umkehrung der Preisbewegung im Verlauf der nächsten Wochen ist so gut wie sicher.

Das Bestellaufkommen für Heizöl ist trotz der hohen Preise recht lebhaft, denn viele Verbraucher hatten sich von der Erwartung eines fortgesetzten Preisrückgangs verabschiedet. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere einem starken Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.

Das mathematische Tiefpreis-System zeigt im Südosten Deutschlands wieder ein Kaufsignal an.

Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Wenn Sie Heizöl benötigen, sollten Sie präventiv kaufen. Es muss ja keine komplette Füllung des Tanks sein.

Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.

Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.

Quelle: esyoil