Internationaler Markt

Seit einem Monat sinken die Rohölpreise stetig. Im gleichen Zeitraum gaben die Gasölpreise (Vorprodukt für Heizöl) ebenfalls nach. Ihr Trend ist allerdings uneindeutig. Vor zwei Wochen drehte er wieder aufwärts. Begründet wird das mit ungenügenden Raffineriekapazitäten zur Verarbeitung des Rohöls. Die strukturelle Schwäche wird in den kommenden Wochen um planmäßige Anlagenstillstände aufgrund von Wartungs- und Umstellungsarbeiten ausgeweitet. Daher ist es unwahrscheinlich, dass der Abwärtstrend der Gasölpreise bald wieder aufgenommen wird.

Die Preisentwicklung beim Röhöl wird von Analysten ebenfalls nicht so eindeutig gesehen, wie die letzten Wochen das nahelegten. Bullische und bärische Einschätzungen sind gleichermaßen vertreten. Wirklich überzeugend für eine Preisrichtung ist keins der konträren Argumente. Im Kern geht es um knappes Öl in stabiler wirtschaftlicher Lage oder um auskömmliches Öl in einem rezessiven Wirtschaftsrahmen. Beispielhaft für die erste Meinung ist die Analyse der Schweizer UBS. Dort geht man davon aus, dass Öl selbst bei einer Rückkehr des Irans als Lieferant ein knappes Gut bleiben wird, weil bald weitere Anteile russischen Öls aus dem Markt sanktioniert werden. In der Analyse der Niederländischen ING Bank dominiert indes eine abnehmende globale Ölnachfrage bei kaum reduzierten russischen Exporten. Während die UBS den Preis für das Barrel Brent am Jahresende bei 125 Dollar sieht, erwartet man bei der ING im vierten Quartal einen Durchschnittspreis von 97 Dollar.

Aufwind bekommen die Bären unter den Finanzjongleuren am Wochenbeginn durch neue Problemmeldungen aus China. Dort muss die durch Lockdowns geschwächte Wirtschaft in der Region Sichuan nun zusätzlich mit Stromausfällen kämpfen. Ursächlich ist eine extreme Trockenperiode, die die hauptsächlich aus Wasserkraft gespeiste Stromproduktion dezimiert. Gleichzeitig steigt der Strombedarf zur Bekämpfung der Hitze durch Klimaanlagen. Die Versorgungsprobleme aufgrund ausbleibender Wassermengen können sich auf andere Regionen ausdehnen.

An den Börsen kommen die Ölnotierungen heute Morgen ein wenig zurück. Eine aussagekräftige Tendenz ist allerdings noch nicht zu erkennen.

Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 89,11 Dollar und das Barrel Brent zu 95,12 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 1.073,25 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,9981 Euro. Damit kostet der Euro 1,0018 Dollar.

Nationaler Markt

Entgegen den Vorgaben des internationalen Markts steigen die Heizölpreise in Deutschland, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Vom Weltmarkt sind die Preise inzwischen weitgehend abgekoppelt, weil der Binnenmarkt eigene schwerwiegende Probleme hat. Zum einen ist die Nachfrage nach Heizöl als Krisenbevorratung ungewöhnlich hoch. Zum anderen sind die Versorgungswege hierzulande aufgrund extremer Wasserarmut behindert und teilweise sogar blockiert. Ein Ausweichen auf alternative Routen ist kaum möglich, da hierzu entsprechende Kapazitäten fehlen. Das Land hat sich über Jahrzehnte aus ökonomischen Gründen auf fast allen Ebenen des öffentlichen und wirtschaftlichen Lebens von risikovorsorgenden Strukturen getrennt. Das zeigt nun breite Wirkung.

Besonders deutlich wird die Wirkung in den Energiepreisen. Sie stiegen und steigen in einem nie gekannten Ausmaß. Dabei bleiben die Preise für die typischen Wärmeenergieträger recht nahe beieinander. Im Vergleich zu Heizöl sind Holzpellets aktuell etwa zehn Prozent günstiger. Erdgas ist rund zehn Prozent teurer. Strom spielt grundsätzlich in einer eigenen Liga. Sein Arbeitspreis ist aktuell gut dreimal so teuer wie Heizöl. Es braucht schon ein zeitgemäß gedämmtes Haus und eine gute Wärmepumpe, um mit diesem Energieträger zu vergleichbaren Kosten Wärme zu erhalten.

Die Heizölbestellungen gehen trotz oder wegen der genannten Probleme recht rege ein. Jeder nachgebende Preis beflügelt den allgemeinen Drang zur Wintereindeckung besonders. Die Hoffnung auf noch günstigeres Heizöl schwindet allerdings. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf hohem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem Minderheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.

Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Wenn Sie Heizöl benötigen, sollten Sie präventiv kaufen. Es muss ja keine komplette Füllung des Tanks sein.

Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.

Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.

Quelle: esyoil