Internationaler Markt
Die Rohölpreise liegen heute wieder unter 90 Dollar. Der Ansturm auf die 100-Dollar-Marke wurde gestern durch mehrere Faktoren gestoppt.
Nach starken US-Arbeitsmarktdaten legte der Dollar vorübergehend zu, was Öl für andere Währungsräume teurer machte. Viele Rohstoffe, darunter auch Öl, gaben daraufhin nach.
Auch gibt es immer mehr Zweifel, dass Russland seine Ölmengen tatsächlich so stark wie angekündigt reduzieren wird. Erste Schätzungen gehen davon aus, dass die Exporte im September erst einmal steigen, auch weil viele russische Raffinerien wegen der üblichen Instandhaltungspausen und wegen der Umstellung auf die Wintersorten weniger Rohöl benötigen.
Noch wichtiger waren jedoch Gewinnmitnahmen. Der Anstieg der Ölpreise war in den letzten Wochen so steil, dass einige Trader nun eine Korrektur befürchteten. Sie verringerten die Zahl ihrer Wetten auf steigende Ölpreise.
Der Wochenbericht des amerikanischen Energieministeriums konnte diesen Trend nicht drehen. Die offiziellen Daten bestätigten zwar die ersten Schätzungen: Die Rohöllager sind im Vergleich zur Vorwoche deutlich um 6,3 Mio. Barrel geschrumpft. Auch die Benzinvorräte wurden kleiner, während sich bei Heizöl/Diesel nicht viel veränderte.
Der Markt reagierte jedoch nur wenig. Einmal mehr musste die Energiebehörde (EIA) einräumen, dass ihre Zahlen nicht zusammenpassen. Auf etwas über 8 Mio. Barrel summiert sich der „Adjustment Factor“ in der Berichtswoche. Die Lagermengen gelten als einigermaßen sicher, aber unklar bleibt, wie es zum Lagerabbau kam: War es eine stärkere Nachfrage, eine geringere Ölförderung oder ein Exportschub?
Den genaueren Trend wird man erst im Rückblick erfahren, wenn mit einiger Verspätung die stärker belastbaren Monatsberichte vorliegen. Dabei kommt es immer wieder zu starken Korrekturen. So musste z.B. zuletzt die Schätzung zur heimischen Ölproduktion um enorme fünf Prozent noch oben korrigiert werden.
Hier die gestern gemeldeten Veränderungen im amerikanischen Ölmarkt im Vergleich zur Vorwoche. Die Zahlen stammen aus den Wochenberichten des Energieministeriums (DOE) und des Branchenverbandes der Ölindustrie (API):
Rohöl: -6,3 Mio. Barrel (DOE) bzw. -5,5 Mio. Barrel (API)
Heizöl und Diesel: +0,7 Mio. Barrel (DOE) bzw. +0,3 Mio. Barrel (API)
Benzin: -2,7 Mio. Barrel (DOE) bzw. -5,1 Mio. Barrel (API)
Ölproduktion in den USA: 12,8 Mio. Barrel pro Tag (0,7 Mio. über Vorjahreswert)
Ölnachfrage in den USA (4-Wochen-Durchschnitt): 21,1 Mio. Barrel pro Tag (1,0 Mio. Barrel über Vorjahresniveau)
Zum heutigen Handelsstart in Europa kostet Brent-Rohöl 89,61 US-Dollar je Barrel. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 86,46 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasoil notiert bei 960,25 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,9329 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,0716 Dollar.
Nationaler Markt
Heizöl notiert heute den dritten Tag in Folge auf einem fast unveränderten Niveau. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt einen landesweiten Durchschnittspreis von 110 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Die schwächeren internationalen Rohölpreise schlagen nicht auf den deutschen Markt durch, denn die Preise für Rotterdamer Gasoil, das Vorprodukt der Raffinerien für Heizöl und Diesel, sind gegen den Trend gestiegen.
Der deutsche Heizölmarkt ist dennoch lebendig. Die Bestellmengen bleiben über dem Durchschnitt. Allerdings rutschte das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, auf die mittlere Stufe zurück. Der Kaufdruck ist also geringer. Dafür werden die Verbraucher optimistischer. Etwa 60% der Stimmen setzen in der täglichen Lesereinschätzung auf einen Rückgang der Heizölpreise. Gestern war es nur die Hälfte.
Der Optimismus ist jedoch riskant. Die aktuellen Gewinnmitnahmen im Rohölmarkt bedeuten nicht unbedingt eine Trendwende. Wer demnächst ordern muss, sollte daher den Preistrend nicht aus den Augen verlieren.
In jedem Fall gilt jedoch: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, nicht zuletzt vor dem Hintergrund der globalen Klimakrise und der demnächst wieder steigenden CO2-Abgaben. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.
Quelle: esyoil