Internationaler Markt

Die globalen Ölpreise erholen sich heute vom gestrigen Preisrutsch. Brent-Rohöl kostet im Moment über 110 Dollar je Barrel. Damit bleibt der Ölpreis in der schon seit März andauernden Seitwärtsbewegung.

Gestern ging es allerdings steil bergab. Öl wurde von der allgemein schlechten Stimmung an den Finanzmärkten nach unten gezogen. Ob Aktien, Bitcoins oder Rohstoffe – überall gab es rote Vorzeichen. Hohe Inflationsraten, der Krieg in der Ukraine, Rezessionssorgen und neue Lockdowns in Tianjin, der Nachbarregion Pekings: Kaum jemand wollte in diesem Umfeld auf steigende Kurse spekulieren.

Der Einbruch im Ölmarkt verlief vergleichweise glimpflich. Dafür gab es zwei Gründe. Zum einen ist das Ölembargo der EU gegen Russland noch nicht vom Tisch. Ungarn stellt sich quer, aber die Verhandlungen gehen weiter. Die Kompromissbereitschaft Brüssels wird allerdings stark strapaziert, denn die kaum verhohlene finanzielle Erpressung kostet Orban die letzten Sympathien. Das sechste Sanktionspaket könnte also scheitern.

Bis zum Jahr 2027 soll ohnehin Schluss sein mit russischem Öl und Gas. Die EU-Kommission legte gestern ihr Paket RePowerEU vor. Eine Kombination aus mehr erneuerbaren Energien, beschleunigtem Energiesparen und alternativen Importquellen soll dafür sorgen, dass die EU schon in fünf Jahren vollständig auf russische Energieimporte verzichten kann.

Auch der Wochenbericht des amerikanischen Energieministeriums stützt die Ölpreise. Entgegen den Erwartungen fielen die Rohölbestände in der Vorwoche um 3,4 Mio. Barrel, trotz der Freigabe zusätzlicher Mengen aus der Strategischen Ölreserve. Auch die Benzinlager leerten sich erneut.

Dafür sind nicht zuletzt die hohen Ölexporte der USA verantwortlich, denn wegen der Rekordpreise in Übersee laufen die Raffinerien auf Maximallast. Trotzdem bleibt es vielen Beobachtern ein Rätsel, dass die Ostküste der USA unzureichend mit Benzin, Diesel oder Jet Fuel versorgt wird, während zur selben Zeit große Produktmengen das Land verlassen.

Hier der Wochenbericht im Überblick:

Rohöl: -2,4 Mio. Barrel (API) bzw. -3,4 Mio. Barrel (DOE)

Heizöl und Diesel: +1,1 Mio. Barrel (API) bzw. +1,2 Mio. Barrel (DOE)

Benzin: -4,8 Mio. Barrel (API) bzw. -5,1 Mio. Barrel (DOE)

Ölproduktion: 11,9 Mio. Barrel pro Tag (0,9 Mio. über Vorjahreswert)

Nachfrage (4-Wochen-Durchschnitt): 19,5 Mio. Barrel pro Tag (0,3 Mio. über Vorjahreswert)

Nach dem gestrigen Einbruch geht es heute zum Handelsstart leicht aufwärts. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht aktuell bei 110,34 US-Dollar je Barrel. Die Nordseesorte Brent kostet 110,49 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasöl notiert bei 1046,00 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,9555 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,0465 Dollar.

Nationaler Markt

Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am Morgen ein sinkendes Preisniveau von knapp 126 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Seit April reagiert der Heizölmarkt allerdings kaum noch auf die Rohölpreise oder den Eurokurs. Wichtiger sind die Nachfragesituation im Heizölmarkt und der Preis für Rotterdamer Gasoil, dem Vorprodukt von Heizöl. Dort hat sich die Lage etwas entspannt.

Der leichte Rückgang der Heizölpreise in den letzten Tagen war offenbar ausreichend, um zögernde Verbraucher zu motivieren. Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft der Heizölkunden nach Preisanfragen misst, kletterte auf die Stufe “Hoch”. Auch der Preisoptimismus hat zugelegt: Drei von vier Stimmen setzen in der täglichen Lesereinschätzung auf demnächst fallende Preise.

Was tun? Noch immer gibt es im Ölmarkt erhebliche Preisrisiken. Wer demnächst bestellen muss, sollte Preisdellen nutzen.

Doch nichts ist billiger als eingespartes Heizöl: Entwickeln Sie verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen, um Ihre Kosten zu senken und die Umwelt zu schonen.

Quelle: esyoil