Internationaler Markt

Moskau sperrt mal wieder eine Pipeline zu. Diesmal geht es nicht um Gas, sondern um Öl. Es handelt sich um den polnischen Teil der Erdölleitung Freundschaft (Druschba-Pipeline), der bis nach Deutschland führt. Ungarn und Tschechien werden weiterhin über das System beliefert, das in Belarus in einen nördlichen und einen südlichen Strang verzweigt. Im Gegensatz zu Öltransporten über den Seeweg, boykottiert die EU Lieferungen über eine Pipeline nicht. Dennoch vermochte die überraschende Maßnahme keine nennenswerten Kursbewegungen an den Ölbörsen auszulösen. Die Abnehmer sind auf derartige Vorkommnisse mittlerweile eingestellt.

Polen hängt nur noch zu zehn Prozent von russischem Öl ab. In Deutschland ist der Anteil etwas höher. Angesichts der gelungenen großvolumigen Umlenkung der Versorgungsströme für Polen und Deutschland, stehen die Länder der neuen Herausforderung gelassen gegenüber. Aus Polen ist zu hören, dass Ölkunden keine Auswirkung des Pipelinestopps spüren werden. Man verfüge über hinreichend Infrastrukturkapazität, um den Ausfall, auf den man übrigens vorbereitet sei, aus anderen Provenienzen zu kompensieren. Die Infrastruktur erlaube es sogar, Deutschland bei der Belieferung der Raffineriestandorte Schwedt und Leuna unter die Arme zu greifen.

In dieser Woche beginnt die angekündigte Förder- und Liefereinschränkung Russlands um 0,5 Mio. Barrel pro Tag. Ob das abgeschnittene Pipelineöl ein Teil der Kürzung darstellt, ist nicht bekannt. Es gibt Gerüchte, dass allein der Wegfall des über die westlichen Seehäfen exportierten Öls größer sei, als die vorgesehene Reduzierung. Nach wir vor gibt es Zweifel, dass die Drosselung aus freien Stücken beziehungsweise aus politischen Gründen erfolgt. Im Westen geht man davon aus, dass sie eher eine Folge des EU-Boykotts gegen Russland sei, der den Verkauf des förderbaren Öls nicht in vollem Umfang zulässt.

Trotz der Widrigkeiten wirkt die Lage am Ölmarkt relativ entspannt. Das ist nicht zuletzt deshalb der Fall, weil die Ölvorräte der USA in den letzten Monaten bemerkenswert deutlich aufgebaut wurden. Der Umstand zeugt von einer guten Versorgung, an der auch ein moderater Zuwachs der US-Förderung beteiligt ist. Darüber hinaus dämpft die latente Rezessionsangst, insbesondere bei der Finanzszene der Wall Street, jedweden bullischen Impuls. Man sieht die Ölnachfrage dadurch permanent gebremst.

An den Ölbörsen zeigt sich zur Stunde ein Hauch von Preisauftrieb. Mit einer emotionsgetriebenen Bewegung aufgrund einer Versorgungsstörung hat das bisher nichts zu tun.

Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird zu 76,49 Dollar und das Barrel Brent zu 83,30 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 822,75 Dollar. Der US-Dollar kostet aktuell 0,9474 Euro. Damit kostet der Euro 1,0551 Dollar.

Nationaler Markt

Die Heizölpreise folgen nach wie vor ihren hinterlegten Trendkanälen, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. In der 6-Monats-Ansicht nähert sich die Entwicklung der oberen Grenze. Eine Trendumkehr ist aber selbst bei ihrem Erreichen nicht absehbar. Es würde nach heutigem Stand allenfalls zu einer Verschiebung des Trendkanals in seinem aktuellen Charakter kommen. Das Geschehen ist so erfreulich wie erstaunlich. Der Zustand des internationalen Markts würde genauso gut einen leichten Aufwärtstrend hergeben.

Aktuell ist das Bestellaufkommen im Binnenmarkt entspannt. Die Lieferzeiten drohen nicht erneut davonzulaufen. Gleichzeitig erweist sich die Hoffnung auf günstigere Heizölpreise als stabil hoch. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf mittlerem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem sehr starken Mehrheitswert für die Erwartung für fallende Heizölpreise.

Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Wenn Ihr Tank es verlangt, sollten Sie einfach kaufen.

Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.

Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.

Quelle: esyoil