Internationaler Markt

Die Erwartung einer neuen russischen Kriegsoffensive in der Ukraine machte die Ostertage in puncto Ölpreise zu einem Ritt auf der Rasierklinge. Ohne Börsenhandel hätte keine fundierte Preisanpassung hergeleitet werden können. Das Militär scheint sich nach einer Erholungspause zwar tatsächlich wieder in Bewegung gesetzt zu haben, der große Osterknall blieb aber aus, so dass es preislich nichts zu verpassen gab.

Die EU verzichtet derzeit auf ein Ölembargo gegen Russland. Das wird allerdings in kleinen aber stetigen Schritten von global tätigen Ölhändlern vorangetrieben. So kann die Angelegenheit ohne extreme Preissteigerungen vonstatten gehen. Stärkere Preisausschläge drohen nun allerdings aufgrund von Lieferausfällen libyschen Öls. Seine Förderung musste weitreichend eingestellt werden, weil an diversen Ölfeldern für den Rücktritt des libyschen Premierministers Abdul Hamid Dbeibah demonstriert wird. Der Mann blieb seinem Volk einen für Dezember 2021 geplanten Wahlgang schuldig. Nun soll er sein Amt nach dem Willen der Demonstranten an seinen Rivalen Fathi Baschagha übergeben. Die National Oil Corporation sieht sich mal wieder gezwungen, Force Majeure auf ihr Rohöl auszurufen, um finanzielle Forderungen gegen sie abzuwenden. Bisher ist knapp die Hälfte des Öls aus Libyen betroffen. Die Fehlmenge wird wachsen und der Konflikt droht länger zu dauern.

Die EU bezieht derzeit 26 Prozent ihres Öls aus Russland und acht Prozent aus Libyen. Dazwischen liegt lediglich Norwegen mit einem Anteil von neun Prozent. Andere nennenswerte Lieferanten mit kleineren Anteilen sind Kasachstan, Irak, Großbritannien, Aserbaidschan, Algerien und Ägypten. Im Vergleich dazu sieht die deutsche Hauptlieferantenliste wie folgt aus: Russland 34 Prozent, USA 13 Prozent, Kasachstan und Norwegen je zehn Prozent sowie Großbritannien neun Prozent. Die Zahlen machen deutlich, dass ein sofortiger Ölboykott gegen Russland derzeit ausschließlich den Boykotteuren schadet, insbesondere wenn man weiß, dass der Ölpreis mit jedem zusätzlichen Barrel, das dem Markt fehlt, steigt und damit den Schaden des nicht verkauften Öls beim Verkäufer annulliert.

Misslicherweise ist die Lage bei der Gasversorgung noch dramatischer. Dessen ist sich Putin vollends bewusst. Er kommentiert seine Machtposition gegenüber der EU mit den Worten, Europa hat keine Alternative zu russischem Gas. Derzeit ist nicht vorstellbar, dass er diese Position im kommenden Winter nicht nutzen wird, um Chaos zu stiften. Die aktuelle Sprachlosigkeit des Bundeskanzlers mag damit tun haben.

Direkt vor Ostern hat die Europäische Zentralbank (EZB) über den zukünftigen Zinssatz befunden. Wider andere Erwartungen kam dabei heraus, diesen trotz der hohen Inflation weiterhin bei null zu belassen. Das wirkt nicht wie entschlossenes Handeln, sondern wie Kopf in den Sand gesteckt. Etwas fachkundiger betrachtet könnte man darin indes die Hypothese von der Monokausalität der Energiepreise bei der Inflation erkennen. Wenn dem so ist, muss sie mit sinkenden Energiepreisen wieder verschwinden. Das wird sobald nicht geschehen.

Die Ölbörsen öffneten bereits gestern, weil Ostermontag kein internationaler Feiertag ist. Die Notierungen legten in überschaubarem Rahmen zu. Den Löwenanteil des hier zu kommentierenden Anstiegs sammelten sie bereits Gründonnerstag im Tagesverlauf ein. Heute Morgen dümpeln sie seitwärts auf dem gestrigen Mittelwertniveau.

Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 107,36 Dollar Preise steigen und das Barrel Brent zu 112,45 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 1.143,50 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,9271 Euro. Damit kostet der Euro 1,0784 Dollar.

Nationaler Markt

Die Heizölpreise legen weiterhin zu, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Relativ ist der Anstieg überschaubar. In absoluten Zahlen sind aber innerhalb von 12 Tagen 10 Euro pro 100 Liter hinzugekommen. Bei 3.000 Liter Bestellmenge ergibt sich ein Plus von 300 Euro. Die Teuerung wird sich mit hoher Wahrscheinlichkeit fortsetzen. Der Abwärtstrend, in dem sie verläuft, ist sachlich zwar korrekt, effektiv ist er aber trügerisch. Ursächlich dafür ist der am Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine explodierte Preis, am dem die folgende Entwicklung gemessen wird.

Das Bestellaufkommen für Heizöl ist trotz der hohen Preise recht lebhaft. Viele Verbraucher verabschieden sich wieder von der Erwartung eines fortgesetzten Preisrückgangs. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf mittlerem Niveau für die Kaufintensität, das andere einem immer noch ordentlichen Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.

Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Wenn Sie Heizöl benötigen, sollten Sie präventiv kaufen. Es muss ja keine komplette Füllung des Tanks sein.

Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.

Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.

Quelle: esyoil