Internationaler Markt

Die Rohölpreise konnten ein neues Langzeithoch erklimmen, weil die Trader auch gestern verstärkt Versorgungsunsicherheiten in den Blick nahmen. Nach einem ruhigen Vormittag, an dem sich die Notierungen etwas weicher zeigten, setzten die Rohölfutures mit Einstieg der US-Börsen in der zweiten Tageshälfte ihre Preisrallye vom Vortag fort. Für Gasöl allerdings war das Aufwärtspotenzial bereits ausgeschöpft.

Die ukrainischen Drohnenangriffe auf russische Raffinerien blieben einer der wichtigsten preisstützenden Faktoren für die Ölpreise. Nach neuesten Schätzungen soll eine Raffineriekapazität von 600.00 bis 900.00 Barrel pro Tag offline sein. Mit Langstreckendrohnen griff die Ukraine zuletzt Anlagen in der Umgebung von Moskau an. Die Marktteilnehmer gehen davon aus, dass man weiter auf diese Kriegstaktik setzen wird und preisen eine Risikoprämie ein.

Darüber hinaus geht es um die Frage, wohin die russischen Rohölmengen, die in den betroffenen Raffinerien nicht mehr verarbeitet werden können, künftig fließen oder ob sie überhaupt noch fließen. Denn Russland wird derzeit weniger Öl auf dem Weltmarkt los. Die Türkei stoppte Anfang März bereits Ölimporte über ihren Mittelmeerhafen in Dortyol. Indien hält sich inzwischen ebenfalls zurück, um Sanktionen wegen des Preisdeckels zu umgehen, seit die USA dessen Einhaltung strenger kontrolliert. Muss die Ölförderung gedrosselt werden, weil Lagerkapazitäten knapp werden? Das würde die weltweite Knappheit mittelfristig befördern und am Ende preisstützend wirken.

Aktuell stützen außerdem die angekündigte Exportdrosselung des Iraks, die Verlängerung der freiwilligen Kürzungen der OPEC-plus bis Ende Juni und jüngste Zahlen, die auf mehr Ölnachfrage in den USA und China hindeuten.

Mit Spannung warten die Trader heute auf die Ergebnisse der US-Notenbanksitzung: Sollte Fed-Chef Jerome Powell eine baldige Zinssenkung in Aussicht stellen, würde das die höheren Ölpreise weiter begünstigen. Sollten die Währungshüter die Hochzinsphase verlängern, so würde das die globale Nachfrageerwartung trüben und den Aufwärtstrend begrenzen.

Wichtig für die weitere Markteinschätzung sind außerdem die offiziellen US-Ölbestandsdaten des Energieministeriums DOE, die am Nachmittag anstehen und die Entwicklung von Angebot und Nachfrage in der vergangenen Woche abbilden.

Die Rohöl-Notierungen starten heute Morgen unterhalb ihrer Tageshochs von gestern und testen ihr Abwärtspotenzial. Gasöl setzt die gestern begonnene Abwärtsbewegung fort.

Das Barrel der US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht aktuell bei 82,77 Dollar. Brent kostet 86,68 US-Dollar das Barrel. Eine Tonne Gasöl wird zu 839,25 Dollar gehandelt. Der US-Dollar kostet heute Morgen 0,9217 Euro. Damit ist der Euro 1,0846 Dollar wert.

Nationaler Markt

Die Heizölpreise geben leicht nach. Sie zeichnen den gestrigen Preisrückgang bei Gasöl nach. Anders als Rohöl, das am Dienstag an den internationalen Ölbörsen ein neues Mehrmonatshoch markierte, orientierte sich Gasöl abwärts. Damit zeigt die aktuelle Heizölpreis-Tendenz heute früh im Binnenland einen Durchschnittspreis von rund 102,45 Euro je 100 Liter (Standardlieferung 3.000 Liter).

Das Bestellaufkommen ist nach dem jüngsten Preisanstieg mäßig. Heizölkunden blicken bislang pessimistischer auf mögliche Preisrücksetzer in naher Zukunft. Das Schwarm-O-Meter für Heizöl zeigt eine mittlere Kaufbereitschaft. Es misst die tatsächlich aufgegebenen Bestellungen nach einer Preisanfrage. In der tagesaktuellen Lesereinschätzung erwarten 64 Prozent künftig sinkende Preise. Das ist ein vergleichsweise zurückhaltender Wert.

Orientierungshilfe für alle Unentschlossenen: Wer Heizöl braucht, sollte die Entwicklung heute eng beobachten. Auf den steilen Preisanstieg zu Wochenbeginn könnte an den internationalen Ölbörsen eine Preiskorrektur folgen. Sollte auch Rohöl abwärts korrigieren, wäre das ein Impuls, der bei den Preisen im Binnenland ankommen dürfte. Allerdings: Möglich ist auch das Gegenteil, wenn die US-Ölbestandsdaten heute Nachmittag und die Ergebnisse der US-Notenbanksitzung am Abend preistreibende Impulse geben.

Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.

Quelle: esyoil