Internationaler Markt
Die No-Covid-Strategie Chinas durchkreuzt seine Wachstumspläne heftig. Mittlerweile machen sich die Auswirkungen der Maßnahmen im Ölmarkt bemerkbar. Im Land selbst wächst der Unmut über die Corona-Politik in Bevölkerung und Wirtschaft. Die Autoritäten sehen sich daher trotz steigender Inzidenzen zu Lockerungen gezwungen. Dass die hoch ansteckende Omikron-Variante des Virus recht milde verläuft, erhöht das Verlangen nach einem Strategiewechsel.
Aus europäischer Sicht kommen die Probleme Chinas zum richtigen Zeitpunkt, zumindest soweit sie den globalen Ölmarkt betreffen, in dem China als größter Käufer auftritt. Während dieser Markt seit einiger Zeit als knapp versorgt gilt, will sich die EU von ihrem Haus- und Hoflieferanten Russland so schnell wie möglich trennen. Das dürfte, wenn es überhaupt gelingen sollte, teuer werden. Da China derzeit aber zurückhaltend einkauft, bleiben uns explodierende Ölpreise momentan erspart. Die Zurückhaltung ist so einschneidend, dass angolanisches Öl, was hauptsächlich nach China verschifft wird, gerade wie Sauerbier angeboten wird.
Auch wenn Entsprechendes hierzulande gern medial verkündet wird, laufen Russland längst nicht alle Kunden weg. Indien, ebenfalls ein sehr großer Ölimporteur, nutzt die Gunst der Stunde und kauft gewaltige Menge an Ural-Öl zu einem extrem günstigen Preis ein. Im letzten Monat wurde davon so viel aus Russland bezogen wie sonst in einem Jahr. Dafür bleibt das üblicherweise aus Nigeria importierte Öl dort gerade liegen. Es dürfte ebenfalls mit deutlichen Abschlägen zu haben sein.
Europäische Raffineure greifen trotzdem nicht sie. Sie halten den Preis immer noch für zu hoch. Das ist beileibe kein Zeichen für einen knappen Markt. Es ist eine Momentaufnahme in einer dynamischen Entwicklung. Wenn der politische Trennungswille der EU zur Tat wird und wenn China sein Corona-Problem in den Griff bekommt, wird Knappheit schnell wieder ein virulenter Umstand.
Das Wenn darf großgeschrieben werden, soweit es das Handeln der EU betrifft. Das mag man unter hoch emotionalisierten Medienvertretern angesichts der Kriegsdramen in der Ukraine gerade gar nicht akzeptieren. Aufrufe für Energieboykott und Waffenlieferungen haben Hochkonjunktur. Denen, die sonst gern über die Strategielosigkeit zeitgenössischer westlicher Politik klagen, kann die aufopferungsvolle, martialische Handlung nun nicht schnell genug zu Tage gebracht werden. Was das Ziel derartiger Handlungen am Ende einer Auseinandersetzung mit der angestrebt destabilisierten größten Nuklearmacht der Welt ist, wird allerdings nicht dargelegt.
Wie schnell Russland neue Kunden für sein Öl finden kann, zeigt das Beispiel Indien. In dem Fall war der Deal schon abgeschlossen, bevor die EU anfing, Ausstiegspläne zu schmieden. Man ahnt, dass die notwendigen Energieströme in knapp versorgten Märkten nicht zum Stillstand kommen werden, auch und schon gar nicht die russischen. Dafür sorgt das systemtypische Wachstumsgebot des Kapitalismus, das durch Moral und Emotionalität kaum zu besiegen sein wird. In anderen Worten, ohne die Reduzierung des derzeitigen Anspruchs an Energiemengen wird es keine politische oder moralische Handlungsfreiheit zum Wohl oder Wehe für irgendwen oder irgendetwas geben.
Zur aktuellen Entspannung der Ölpreise trägt sicher auch die umfangreiche Freigabe strategischer Reserven diverser Staaten bei. Der erhoffte Beitrag aus einem neuen Atomabkommen mit dem Iran und den sich damit öffnenden Ölströmen liegt indes noch immer auf Eis. Es gibt momentan keine konkrete Erfolgsaussicht.
Heute Morgen werden die Ölnotierungen an den Börsen aufwärtsgetrieben. Dem liegen im Wesentlichen sogenannte technische Impulse zugrunde. Fundamentaler Natur ist der chinesische Strategiewechsel in der Corona-Angelegenheit. Sein Preisbeitrag wird nun vermutlich steigen.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 97,20 Dollar und das Barrel Brent zu 101,38 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 1.079,00 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,9199 Euro. Damit kostet der Euro 1,0868 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise steigen etwas, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Sie folgen dem internationalen Börsengeschehen damit recht eng. Partiell kann es aber Abweichungen geben, da die Versorgung in Deutschland nicht rund läuft. Es kommt immer wieder zu einzelnen Leerständen in Tanklagern. Seien Sie also duldsam mit Ihren Lieferanten, wenn die einen Liefertermin nicht einhalten können.
Das Bestellaufkommen für Heizöl ist trotz der hohen Preise recht lebhaft. Viele Verbraucher erwarten oder erhoffen aber weiter fallende Preise. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf mittlerem Niveau für die Kaufintensität, das andere einem sehr starken Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.
Langsam wagen wir uns wieder an die Trendkanäle zur Heizölpreisentwicklung heran. Mit dem Überfall Russlands auf die Ukraine verloren die alten Betrachtungen ihr Fundament. Es brach eine neue Zeit an. Die findet derzeit nur in der 3-Monats-Ansicht mit einem strikten Abwärtstrend Ausdruck. Die anderen Zeitbereiche werden wieder aufgenommen, sobald sie zusätzliche Perspektiven eröffnen.
Das mathematische Tiefpreis-System zeigt in allen Regionen Deutschlands Kaufsignale an.
Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Beobachten Sie die Preisentwicklung eng! In den kommenden Wochen können sich durchaus attraktive Kaufmomente ergeben.
Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil