Internationaler Markt

In Erwartung einer veritablen Rezession verlieren die Rohölnotierungen seit einem viertel Jahr stetig an Wert. Die dabei auftretenden Preisschwankungen sind Ausdruck einer tiefen Unsicherheit über das quantitative Ölangebot. Einschätzungen dazu wabern zwischen mangelhaft und auskömmlich hin und her. Die Quellen des Ölaufkommens sind zu vielfältig, um jeder Zeit über vollständig gesicherte Informationen verfügen zu können. Recht gut abgesichert ist indes die Information über die Angebotslage der OPEC-Plus-Plattform, zu der neben den 13 OPEC-Mitgliedern zehn weitere Länder mit Russland an der Spitze gehören. Die Tagesproduktion dieser Gruppe weist derzeit ein Defizit von 3,6 Mio. Barrel gegenüber der Planmenge auf. Das entspricht nominell rund 3,6 Prozent der globalen Ölnachfrage.

Das Gros der 23 OPEC-Plus-Länder ist nicht in der Lage, die ab Sommer 2020 gedrosselte Förderung auf den alten Stand zurückzuführen. Vermutlich würde sich heute niemand Gedanken über die Angebotslage machen, wenn allein dieser Umstand beseitigt werden könnte. Die monatlich veröffentlichten Förderziele der Gruppe sind angesichts des aufgelaufenen Defizits Makulatur und nicht wert wahrgenommen zu werden, egal ob es sich um eine Produktionserhöhung oder Produktionsreduzierung handelt.

Es ist zu erwarten, dass das Angebotsdefizit Anfang Dezember wächst, wenn der angekündigte Boykott russischen Öls durch die EU in Kraft tritt. Dieser Boykott ist mit dem mittlerweile gesammelten Wissen um die Wirkung von abgeschnittenen russischen Energielieferungen eine nicht zu rechtfertigende politische Maßnahme, die bar jedweder Auswirkung auf den Kriegsverlauf in der Ukraine ist. Sie bereichert indes den russischen Staatshaushalt und schadet den Boykotteuren.

Teilweise wurde das fehlende Ölangebot durch die Freigabe strategischer Reserven westlicher Länder mit den USA an der Spitze ersetzt. Aktuell haben die USA eine weitere Charge dieser Mengen zum Verkauf ausgeschrieben. Der Einfluss auf die Preisbildung wirkt vergleichsweise gering. In den USA sollen die Kraftstoffpreise nach Berechnungen des Finanzministeriums allerdings spürbar reduziert worden sein.

Deutlich mehr Preisrelevanz geht derzeit von China und den Notenbanken aus. Beide zeichnen sich dadurch aus, dass sie die Rezessionssorgen beflügeln. China steht im Begriff, seine Wirtschaft mit einer nicht endenden Serie von Lockdowns als Konsequenz der Null-Covid-Politik zu ruinieren. Die Notenbanken, allen voran die amerikanische Fed, kämpfen mit einer Serie von Zinserhöhungen gegen die Inflation und ruinieren damit ebenfalls die Wirtschaft. Ihren Ursprung hat die Inflation in den durch die Corona-Pandemie hervorgerufenen Lieferkettenproblemen. Ihre explosive Wirkung bezieht sie aus den Energiepreissteigerungen. Eine implodierende Wirtschaft wird die Ölnachfrage dramatisch drosseln.

Gestern trafen aus China freundliche Wirtschaftsdaten und Berichte über beendete Lockdowns ein. Prompt stiegen die Ölnotierungen und das in einer Phase viral steigender Rezessionssorgen. Damit wurde unter anderem der gerade beginnende Abwärtstrend beim Gasöl (Vorprodukt für Heizöl) ausgebremst.

Heute Morgen zeigt sich an den Ölbörsen noch keine Tendenz zur Rückkehr in den Abwärtsmodus. Es sieht eher so aus, als würden die Notierungen im Tagesverlauf weiter steigen.

Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 85,88 Dollar und das Barrel Brent zu 92,38 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 986,00 Dollar. Der US-Dollar kostet 0,9976 Euro. Damit kostet der Euro 1,0027 Dollar.

Nationaler Markt

Die Heizölpreise steigen wieder, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Die Preisumkehr erfolgt am Boden der relevanten Trendkanäle. Das ist leider eine Bestätigung des Aufwärtsdrangs der Heizölpreise. Unsere gestrige Einschätzung wird damit konterkariert. Für das Problem ungenügender Verfügbarkeit von Heizöl aufgrund hoher Nachfrage und unzureichender Logistikkapazitäten ist die vom internationalen Markt eingebrachte Preisentwicklung irrelevant. Die extremen Umstände im Binnenmarkt zwingen Händler zum temporären Aussetzen von Heizölangeboten und führen zu einem außergewöhnlichen Kalkulationsniveau.

Die Heizölbestellungen kommen in hoher Frequenz herein. Ursächlich ist der jüngste Preisrückgang, der durch die aktuelle Richtungsumkehr Flügel bekommt. Er hindert viele Verbraucher aber nicht daran, weiterhin auf günstigere Preise zu spekulieren. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf höchstem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem ordentlichen Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.

Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Sie sollten kaufen, um mit Ihrer Bestellung nicht in eine Versorgungskrise zu geraten.

Klarstellung: Seit einiger Zeit nehmen wir Missverständnisse der öffentlichen Meinung über die Zukunft der Ölheizung wahr. Deshalb möchten wir darauf hinweisen, dass das Heizen mit Öl durch den Gesetzgeber nicht verboten ist, weder jetzt noch in Zukunft und auch nicht ab 2026. Ab dem Jahr müssen neue Ölheizungen lediglich mit einem regenerativen Anteil ausgestattet sein, beispielsweise mit Solarkollektoren für die Erwärmung von Brauchwasser.

Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.

Quelle: esyoil