Internationaler Markt
War da was? Der Krieg am Persischen Golf wird an den Ölbörsen abgehakt. Rohöl der Leitsorte Brent kostet am Morgen 68,2 Dollar je Barrel. Die „Kriegsprämie“ ist damit vollständig aus den Preisen verschwunden. Auch am dritten Tag hält der Waffenstillstand zwischen Tel Aviv und Teheran.
Angebot und Nachfrage bestimmen nun wieder das Tagesgeschehen im Ölmarkt. Hier fällt die Bilanz anscheinend eindeutig zugunsten der Verbraucher aus. Die Bankanalysten von Macquarie erwarten in ihrer Analyse für dieses Jahr einen Angebotsüberschuss von 2 Mio. Barrel pro Tag, also knapp 2 Prozent des weltweiten Ölangebots. Die Konkurrenz sieht das ähnlich, wenn auch mit etwas niedrigeren Zahlen.
Die Tanklager müssten also weltweit unaufhaltsam anschwellen. Aber das tun sie offenbar nicht. Der aktuelle Bericht zum amerikanischen Ölmarkt zeigt eher das Gegenteil. Seit Wochen schrumpfen dort die Rohölbestände. In Europa und Asien ist es kaum möglich, einen aktuellen Überblick über die Lagerbestände zu erhalten. Das wird erst im Rückblick mit einigen Monaten Verspätung möglich sein.
Obwohl Öl ein eher simples Gut ist und praktisch jeder Tanker in Echtzeit verfolgt werden kann, bleibt der Ölmarkt undurchsichtig. Er ähnelt eher einem Bazar mit zahlreichen Hinterzimmern als einem transparenten Weltmarkt. Auch die Sanktionen gegen Russland und das Wachstum der Schattenflotte für russisches, iranisches oder venezolanisches Öl erschweren den Durchblick. Ein großer Teil des Ölhandels findet jetzt im Graubereich dubioser Trader und Makler in Dubai statt.
Trotzdem sind sich fast alle Analysen darin einig, dass eher zuviel als zuwenig Öl im Markt angeboten wird. Die Nachfrage ist schwach, aber wohl nicht so schwach, wie es noch im Frühjahr erwartet wurde.
Gestern kamen erneute eher stabile Konjunktursignale aus den USA. Dasselbe gilt für China. Die Exporteure haben sich dort sehr schnell auf die Handelskonflikte mit den USA eingestellt. In Washington wiederum wird man noch viele Monaten damit beschäftigt sein, das handelspolitische Porzellan wieder zu kitten, das Trump Anfang April zerschlagen hat.
Öl wird in diesem Jahr eher billig als teuer sein, so die allgemeine Erwartung. Das einst mächtige Ölkartell OPEC+ ist ratlos. Der Chef des größten russischen Ölkonzerns Rosneft schlägt jetzt eine Flucht nach vorn vor. Ein großer Teil der Förderkürzungen soll schon bis Ende des Jahres aufgehoben werden. Sie stammen noch aus den Pandemie-Jahren.
Das wäre aus Sicht der OPEC-Länder ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Der Ölpreis könnte dann rasch unter 60 Dollar je Barrel fallen. Das wird in vielen OPEC-Ländern, die ohnehin schon Haushaltsprobleme haben, wenig Begeisterung auslösen. Am 6. Juli soll das nächste OPEC-Meeting stattfinden.
Auch die Ölbörsen ignorieren diese Idee zum Handelsstart in Europa. Die Preise sind gegenüber gestern nur wenig verändert. Brent-Rohöl kostet aktuell 68,11 US-Dollar je Barrel. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 65,63 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasoil notiert bei 685,50 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,8553 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,1683 US-Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise fallen weiter, wenn auch nur in kleinen Schritten. Am frühen Morgen liegt der landesweite Durchschnittspreis bei 90,8 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3.000 Liter). Das ist ein halber Euro weniger als gestern Morgen.
Die Zahl der Bestellungen im Heizölmarkt ist seit Mitte der Woche sehr gering. Für Panikkäufe ist die Lage zu ruhig, für Sparfüchse sind die Preise noch zu hoch. Auch die sommerlichen Temperaturen drängen das Thema Heizölkauf nicht in den Vordergrund.
Offenbar ist die Nachfrage zu schwach, um die Gewinnspannen im Handel zu halten. Nach einem wochenlangen steilen Anstieg schrumpfen die Margen der Raffinerien für europäisches Gasoil bzw. Diesel/Heizöl. Sie sind allerdings noch immer höher als normal.
Das Schwarm-O-Meter, das die Zahl der Bestellungen nach Preisanfragen erfasst, verharrt auf der zweitniedrigsten Stufe. Fast 90 Prozent der Stimmen setzen in der täglichen Lesereinschätzung auf eine Fortsetzung der Preisschwäche.
Fazit: Viele Kaufinteressenten warten jetzt einfach ab. Das ist nicht unbedingt die schlechteste Idee. Wenn die Handelsmargen wieder im Normalbereich sind, wird sich der Heizölmarkt vermutlich wieder beleben.
Davon unabhängig gilt: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung. Die Verbraucherzentralen halten Tipps und Empfehlungen bereit.
Quelle: esyoil