Internationaler Markt
Der Krieg am Persischen Golf ließ den Ölpreis gestern zunächst weiter ansteigen. Brent-Rohöl sprang sogar über die Marke von 79 Dollar je Barrel. Doch inzwischen geht es wieder bergab. Am frühen Morgen kostet Öl weniger als 77 Dollar je Barrel.
Preisdämpfend wirkte gestern vor allem eine Nachricht aus dem Weißen Haus. Trump verschob die Entscheidung über einen Kriegseintritt an der Seite Israels. Wie bei vielen anderen Krisen nannte er eine Frist von „zwei Wochen“. Das ist die übliche Trumpsche Zeitformel, um Problemlösungen auf die lange Bank zu schieben.
Ein militärisches Eingreifen der USA wäre in der Tat riskant. Die Invasionen der USA in Afghanistan und Irak endeten außen- und innenpolitisch in einem Desaster. Hinzu kommen die Risiken für den Ölpreis. Die Tankstellenpreise im eigenen Land sind den Republikanern im Zweifel wichtiger als die Lage im Nahen Osten.
Das Zögern der US-Regierung lässt den Ölmarkt erst einmal durchatmen. Zumindest in den nächsten Wochen, so das Kalkül, sind Transitprobleme durch das Nadelöhr der Straße von Hormus unwahrscheinlich.
Nutznießer sind im Moment vor allem die Reedereien und Versicherungen. Die Frachtraten für Tanker haben sich in den letzten Tagen auf den wichtigsten Routen verdoppelt. Die Versicherungskosten für die Schiffe sind um 60 Prozent gestiegen, meldet die Financial Times. Das sind Zusatzkosten, die demnächst auch bei den Ölverbrauchern ankommen werden.
Mittlerweile machen auch die ersten Szenarien der Bankanalysten die Runde. Ein Stopp der iranischen Ölexporte hat demnach keine großen Auswirkungen auf den Ölpreis. Brent-Rohöl wird dann eher unter als über 80 Dollar je Barrel stehen, so der Tenor.
Eine längerfristige Sperrung der Straße von Hormus, also der Super-GAU der globalen Ölversorgung, könnte die Ölpreise allerdings bis auf 120-130 Dollar je Barrel katapultieren. Das wäre eine Preisniveau, das zuletzt im Jahr 2022 gesehen wurde. Damals war unklar, ob russisches Öl weiterhin den Markt versorgen wird.
Doch bisher laufen die Ölexporte ohne Störungen. Die Rohölpreise bleiben auf dem für diese Woche üblichen Niveau. Brent-Rohöl kostet aktuell 76,74 US-Dollar je Barrel. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 75,00 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasoil notiert bei 766,50 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,8678 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,1519 Dollar.
Nationaler Markt
Trotz der leichten Entspannung an den Rohölbörsen klettert der Heizölpreis weiter nach oben. Am frühen Morgen liegt der landesweite Durchschnittspreis bei 99,3 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Das ist das höchste Preisniveau seit Januar.
Erneut ist Gasoil für diesen Trend verantwortlich. Gasoil ist das Vorprodukt der Raffinerien für Diesel und Heizöl. Es wird in den Raffinerien in Deutschland und Rotterdam aus Rohöl hergestellt oder direkt über die Häfen aus aller Welt importiert, vor allem von den Raffinerien am Persischen Golf.
Es gibt zwar keine größeren Störungen im Gasoilmarkt, aber die Margen sind in den letzten Wochen von einem niedrigen Niveau aus deutlich gestiegen. Zusatzkäufe der Händler nach Kriegsausbruch, spekulative Gasoil-Käufe an den Ölbörsen und einige technische Probleme bei Raffinerien haben den Markt zusätzlich nervös gemacht.
Die Heizölkunden sind mit der Preisentwicklung offensichtlich unzufrieden. Die Bestellmengen sind im Wochenverlauf stark gesunken und liegen jetzt unter dem Durchschnitt. Die Verbraucher sind nach wie vor pessimistisch. Über die Hälfte der Stimmen erwarten in der täglich erhobenen Lesereinschätzung noch höhere Heizölpreise in den nächsten Tagen.
Fazit: Die Lage ist unübersichtlich. Am Persischen Golf ist eine rasche Eskalation ebenso wie ein plötzlicher Waffenstillstand denkbar. Wer noch ausreichend Vorräte im Tank hat, muss den Preisen also nicht unbedingt hinterherlaufen. Versorgungsengpässe sind nicht in Sicht.
Davon unabhängig gilt jedoch: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung. Die Verbraucherzentralen halten Tipps und Empfehlungen bereit.
Quelle: esyoil