Internationaler Markt
Nach der Veröffentlichung der US-Arbeitsmarktdaten am Freitag legte der Dollar kräftig zu. Damit kam es zu einem impliziten Anstieg der Ölpreise in Europa. Ursächlich ist wieder einmal der Tanz um die Zinspolitik der Notenbank. Die von Finanzjongleuren sehnlichst gewünschte Senkung wird es nach Datenlage nicht geben.
Im Mai wurden weit mehr neue Stellen in den USA geschaffen, als die Auguren erwartet hatten. Die starke Arbeitsmarktlage zeugt von einer robusten Wirtschaft. Hingegen soll eine Zinssenkung ein Stimulus in einer schwachen Konjunkturphase sein. Diese will sich einfach nicht einstellen. Mit den Wirtschaftslagen verhält es sich aus Sicht der Finanzszene offensichtlich wie mit dem Wetter. Irgendwas gibt es immer zu beklagen.
Hohe Zinsen drosseln die Kreditvergabe und reduzieren die Menge an US-Dollar im Umlauf. Das macht ihn teuer. Gleichzeitig verlor der Euro an Wert, nachdem die Europäische Zentralbank tags zuvor die Zinsen gesenkt hatte. Dies führte dazu, dass der Euro auf den niedrigsten Stand der Woche fiel, was die Kosten für in Dollar gehandelte Waren im Euroraum erhöht, insbesondere für Ölprodukte.
Die Situation am Währungsmarkt setzt die OPEC-Plus unter zusätzlichen Druck. Sie hatte angekündigt, ab Oktober die freiwilligen Produktionskürzungen zurückzufahren. Dem lag allerdings eine andere Einschätzung des Ölmarkts zugrunde. Um die Marktstimmung nicht gänzlich fehlzuleiten, stellte sie ihre Entscheidung bald darauf infrage. Damit konnte sie die unliebsamen Konsequenzen ihrer Ankündigung einigermaßen bändigen. Sie unterstrich, dass sie bei fallenden Preisen die Kürzungen beibehalten werde.
Innerhalb der OPEC-Plus wächst die Skepsis bezüglich ihrer mittelfristigen Marktprognosen. In Russland schätzt man das globale Nachfragewachstum für dieses und nächstes Jahr niedriger ein als im Rest der Allianz. Dem Preis geben die Russen kein nennenswertes Aufwärtspotential. Das wird es nur mit überzeugenden Signalen für eine Verknappung der Ölbestände geben. Die Ölbestände in den OECD-Ländern sind im Mai um satte 48 Millionen Barrel gestiegen. Das ist deutlich mehr als der saisonale Anstieg in vielen Jahren vor der Corona-Pandemie hergab und ein Zeichen für eine tendenzielle Nachfrageschwäche.
Während Finanzjongleure derzeit besonders die Nachfrageseite im Blick haben, droht der Produzentengruppe ein weiteres Problem auf der Angebotsseite. Das dreht sich mal wieder um die Kirkuk-Ceyhan-Pipeline, die kurdisches Öl in den türkischen Verladehafen transportiert. Seit dem Stopp der Pipeline im letzten Jahr gibt es fortlaufend Verhandlungen über deren Wiederaufnahme. Am Sonntag trafen sich Vertreter des irakischen und kurdischen Ölministeriums sowie internationale Konzerne in Bagdad, um entsprechende Bedingungen zu besprechen. Der Hauptstreitpunkt, die Verteilung der Einnahmen, scheint nun gelöst zu sein. Zunächst gehen alle Zahlungen an die irakische Zentralregierung, danach erfolgt die Aufteilung. Die Modalitäten für die technischen Arbeiten zur Wiederinbetriebnahme könnten schon in den nächsten Tagen geklärt werden. Eine Wiederaufnahme der Exporte würde das Angebot um bis zu eine halbe Million Barrel pro Tag erhöhen.
An den Ölbörsen kommt in diesen Tagen nicht viel Zählbares heraus. Das betrifft besonders die Rohölnotierungen. Sie bewegen sich weitgehend seitwärts, auch heute Morgen. Der Dollar bewegt sich indes streng aufwärts im Verhältnis zum Euro.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird zu 75,66 Dollar und das Barrel Brent zu 79,95 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 727,00 Dollar. Der US-Dollar kostet aktuell 0,9290 Euro. Damit kostet der Euro 1,0763 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise steigen, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Sie folgen damit den Vorgaben der internationalen Börsen. In diesem Fall ist der US-Dollar das treibende Element. Die abwärts gerichteten Trendkanäle sind durch die Ereignisse aber keinesfalls infrage gestellt. Etwas Preisauftrieb kommt von den Frachtkosten im Binnenmarkt. Die Wasserstraßen sind durch die Regenfälle der letzte Wochen nur eingeschränkt schiffbar. Dadurch wird Frachtraum knapper. Wenn dieser Umstand auf eine erhöhte Heizölnachfrage treffen sollte, wird der Preiseffekt sicher spürbarer werden.
Die Nachfrage im Binnenmarkt ist etwas ruhiger geworden. Das betrifft aber nicht die Hoffnung auf günstigeres Heizöl. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf mittlerem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem sehr starken Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.
Das mathematische Tiefpreis-System zeigt nur noch im Südwesten der Republik ein Kaufsignal an.
Unser Satz an alle Unentschlossenen lautet: Verfolgen Sie die Preisentwicklung eng, um gegebenenfalls kurzfristig zu kaufen. Sie könnte in die falsche Richtung driften.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil