Internationaler Markt

Gestern legten die Ölpreise weltweit kräftig zu. Brent-Rohöl stieg von 67 Dollar auf über 70 Dollar je Barrel. Das ist der höchste Stand seit Anfang April, als Präsident Trump den drastischen Anstieg der Zollsätze auf Importe aus aller Welt verkündet hatte. Über Nacht gaben die Preise wieder nach. Am heutigen Morgen kostet Rohöl 69,2 Dollar je Barrel.

Der Höhenflug der Ölpreise ist vor allem spekulativ. Trader und Hedgefonds setzen auf zwei Trends: Eine Entspannung im Zollkrieg zwischen den USA und China. Und auf eine Zuspitzung des Konflikts zwischen Israel bzw. den USA und dem Iran.

Für die US-Regierung ist eine Einigung mit Peking anscheinend schon unter Dach und Fach. So konnte man zumindest einige Statements von Trump und seinen Kabinettsmitgliedern interpretieren. Doch die Lage blieb unklar, denn es fehlten die Details.

Doch Trump wäre nicht Trump, wenn er nicht wenige Stunden später schon wieder die Zollkonflikte anheizen würde. Er kündigte an, dass er gegenüber vielen Handelspartnern „in zwei Wochen“ einseitig neue Zollsätze diktieren werde. Der Ausdruck „in two weeks (or so)“ ist in Washington bereits zum geflügelten Wort geworden, denn er bedeutet im Klartext, dass der Präsident gegenüber den Medien Entschlossenheit demonstrieren will, aber eigentlich noch nicht weiß, was er wann tun wird.

Das gilt auch für die Verhandlungen mit dem Iran. Teheran kündigte Angriffe auf US-Militärbasen in der Region an, falls die Atomverhandlungen scheitern sollten und die Sanktionen nicht aufgehoben werden.

Die Ölpreise reagierten allerdings erst, als das Pentagon den Angehörigen der US-Streitkräfte im Irak die Ausreise empfahl und Personal in den Botschaften abzog. Auch hier ist unklar, ob die USA tatsächlich einen Angriff Israels auf die Atomanlagen des Irans und Gegenschläge des Iran erwarten, oder ob Teheran lediglich verunsichert werden soll, um bei den Atomverhandlungen einzulenken.

Wie auch immer, viele Spekulanten bekamen über Nacht kalte Füße und lösten einen Teil ihrer Ölpreiswetten wieder auf. Auch die Aktien und der Dollar gaben nach.

Im geopolitischen Trubel gingen die Neuigkeiten aus dem Ölmarkt selbst beinahe unter.Der Wochenbericht zum Ölmarkt in den USA meldete erneut einen Abbau der Rohölvorräte. Die Raffinerien arbeiten auf vollen Touren und setzen offenbar auf eine starke Ölnachfrage im Sommer. Doch die lässt noch auf sich warten, denn die Lagerbestände wachsen. Das gilt für Benzin ebenso wie für Diesel/Heizöl. Insgesamt bleibt die Endnachfrage in etwa auf dem Niveau des Vorjahres.

Hier die Zahlen des amerikanischen Energieministeriums (DOE) und die Umfragewerte des Branchenverbandes der Ölindustrie (API). Sie zeigen die Veränderungen im Vergleich zur Vorwoche:

Rohöl: -3,6 Mio. Barrel (DOE) bzw. -0,4 Mio. Barrel (API)
Heizöl und Diesel: +1,2 Mio. Barrel (DOE) bzw. +3,7 Mio. Barrel (API)
Benzin: +1,5 Mio. Barrel (DOE) bzw. +3,0 Mio. Barrel (API)
Rohölförderung (4-Wochen-Durchschnitt): 13,4 Mio. Barrel pro Tag (0,3 Mio. über Vorjahresniveau)
Ölnachfrage (4-Wochen-Durchschnitt): 19,9 Mio. Barrel pro Tag (0,1 Mio. über Vorjahresniveau)

Die Märkte ignorierten den Wochenbericht weitgehend. Die Zollverhandlungen mit China und die Lage am Persischen Golf beherrschen die Schlagzeilen. Brent-Rohöl kostet aktuell 69,27 US-Dollar je Barrel. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 67,73 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasoil notiert bei 657,75 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,8681 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,1515 Dollar.

Nationaler Markt

Der steile Preisanstieg an den internationalen Ölbörsen zieht auch die deutschen Heizölnotierungen nach oben. Lediglich der sehr starke Euro kann den Trend etwas entschärfen.

Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am frühen Morgen einen landesweiten Durchschnittswert von 86,9 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Das liegt knapp zwei Euro über dem Jahrestief.

Der Heizölmarkt bleibt dennoch recht lebendig. Mittelfristig zeigen die Trendkanäle bei den Heizölpreisen weiterhin nach unten, aber viele Verbraucher wollen das vergleichweise niedrige Preisniveau nicht verpassen und bestellen.

Das Schwarm-O-Meter, das die Zahl der Bestellungen nach Preisanfragen erfasst, bleibt daher auf der Stufe „Hoch“, während die tägliche Lesereinschätzung einen allmählich schwindenden Preisoptimismus widerspiegelt.

Im Moment ist noch unklar, ob der Preisanstieg nur ein Sturm im Wasserglas ist. Der Markt ist nach wie vor sehr gut versorgt, während die Nachfrage unter den Prognosen bleibt. Doch wer auf Nummer Sicher gehen will, sollte das immer noch sehr moderate Preisniveau nutzen.

Trotzdem gilt nach wie vor: Nichts ist billiger und klimaschonender als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung. Ab dem Jahr 2027 könnten die CO2-Abgaben für Heizöl deutlich steigen. Die Verbraucherzentralen halten Tipps und Empfehlungen bereit.

Quelle: esyoil