
Internationaler Markt
Öl wurde gestern billiger. Rohöl verlor gut zwei Prozent an Wert. Der Gasölpreis sankt sogar um mehr als drei Prozent. Ursächlich waren nicht etwaige Erfolge bei den Friedensverhandlungen zum Ukraine-Krieg, sondern die öffentlich kundgetane Vorliebe Indiens für russisches Öl. Das Land sei nicht bereit, von seinen veritablen Wirtschaftsinteressen unter dem Druck westlicher Strafzölle und Sanktionen abzurücken. Das ist die Botschaft, die Wladimir Putin von seiner Indien-Reise mitbringt.
Die EU hat in ihrem 19. Sanktionspaket erstmals auch Firmen in Drittstaaten wie Indien und China ins Visier genommen, um Umgehungsgeschäfte zu verhindern. Die USA erhöhten zudem die Zölle auf indische Importe, um Druck auf Indien auszuüben und dessen Ölimporte aus Russland zu reduzieren. Falls Indien tatsächlich an seinem Kurs festhält, wonach es derzeit aussieht, dürften sich die Spannungen zwischen Washington und Neu-Delhi wieder verstärken. Die Angebotslage am Ölmarkt würde indes noch üppigere Formen annehmen und die Preise abwärtstreiben.
Für Preisabtrieb sorgte gestern zudem eine Meldung über die in dieser Woche mögliche Wiederinbetriebnahme einer Verladestelle im von der Ukraine angegriffenem Schwarzmeerhafen Noworossijsk. Dort existieren drei Terminals, von denen sich eins im Wartungs-Shutdown befindet, eins zerstört wurde und nur noch eins funktionsfähig ist. Über diesen Hafen werden normalerweise rund 80 Prozent der kasachischen Ölexporte abgewickelt. Der eingeschränkte Betrieb hat zur Folge, dass Kasachstan seine Ölproduktion drosseln muss. Mit dem Abschluss der Wartungsarbeiten kann die volle Leistungsfähigkeit dieser Produktion wiederhergestellt werden. Gleiches gilt für das Exportvolumen des Hafens von Noworossijsk. Aufgrund des zerstörten Terminals gibt es allerdings keine Reservekapazität. Eine weiterer Angriff auf den Hafen könnte abermals zu Einschränkungen führen.
Die Ölpreise befinden sich momentan in einer relativ engen Handelsspanne. Das ist der guten Versorgung des Ölmarkts und den unwägbaren Friedensgesprächen zum Ukraine-Krieg geschuldet. Größere Bewegungen der Preise sind erst zu erwarten, wenn diese Gespräche eine sichtbare Kontur für eine Neugestaltung der geopolitischen Lage bekommen. Bei einem Abbruch muss mit steigenden Preisen gerechnet werden. Mit einer Friedensaussicht und dem absehbaren Ende der Sanktionen gegen Russland werden die Preise fallen. Derzeit liegt der Gesprächsabbruch näher. Ein Waffenstillstand oder mehr wäre indes eine handfeste Überraschung. Diese könnte die Preise eruptiv bewegen, während der Abbruch eine vergleichsweise moderate Reaktion erwarten lässt.
Heute Morgen zeigen sich die Ölbörsen tiefenentspannt. Die Notierungen für Rohöl und Gasöl bewegen sich so gut wie gar nicht. Es wirkt so, als warteten die Broker auf irgendeinen Knall.
Das Barrel WTI (West Texas Intermediate) wird aktuell zu 58,73 Dollar und das Barrel Brent zu 62,37 Dollar gehandelt. Die Tonne Gasöl kostet 661,00 Dollar. Der US-Dollar kostet aktuell 0,8584 Euro. Damit kostet der Euro 1,1647 Dollar.
Nationaler Markt
Die Heizölpreise kippen heute Morgen abwärts, wie der aktuellen Heizölpreis-Tendenz zu entnehmen ist. Sie folgen mit dieser Bewegung den gestrigen Vorgaben des internationalen Geschehens. Heizölkunden stehen weiterhin vor der Wahl, den jüngsten Preiseinbruch zum Kauf zu nutzen oder auf eine Fortsetzung des Abgangs zu spekulieren. Es handelt sich um eine Glaubensfrage, da die geopolitische Lage zu unwägbar ist, um die Entscheidung rational treffen zu können. Die Trendkanäle in den verschiedenen Zeitansichten deuten eher auf Kaufen hin, da sie in den kaufrelevanten Perioden allesamt aufwärts weisen.
Die Heizölnachfrage im Binnenmarkt wirkt sediert. Die Hoffnung auf tiefere Preise wird situativ von der Preisentwicklung geprägt. Dabei ist den Beobachtern entgangen, dass die Preise am internationalen Markt bereits gestern nachgaben. Unser Schwarm-O-Meter für Heizöl, das die Käufe der Kunden ins Verhältnis zu ihren Preisanfragen setzt, und die Lesereinschätzung zur Preisentwicklung zeigen die Befindlichkeit der Kunden entsprechend an. Das eine steht heute Morgen auf mittlerem Niveau für die Kaufintensität, das andere auf einem durchschnittlichen Mehrheitswert für die Erwartung auf fallende Heizölpreise.
Das mathematische Tiefpreis-System zeigt im Norden und Osten der Republik Kaufsignale an.
Unser Satz an alle unentschlossenen Kunden lautet: Das aktuelle Niveau ist im längerfristigen Vergleich nicht teuer. Wem Sicherheit vor Spekulation geht, kauft jetzt, zumal am 01.01.2026 eine weitere Erhöhung der CO2-Abgabe auf dem Programm steht.
Wie hoch diese Erhöhung ausfällt, ist regierungsamtlich noch nicht abschließend geklärt. Bisher war von 3,2 Cent pro Liter Heizöl die Rede. Die Erhöhung wird in diesem Monat eingepreist, da sie bei Lieferung ab dem 01.01. enthalten sein muss.
Im Übrigen sind wir mehr denn je der Meinung, dass wir alle verbrauchsreduzierende Maßnahmen und Verhaltensweisen entwickeln müssen, um zukunftsfähig zu sein.
Quelle: esyoil