Internationaler Markt

Deutschland atmet auf, und das nicht nur wegen der fallenden Temperaturen. Seit heute Morgen fließt wieder russisches Gas durch die Ostseepipeline Nord Stream 1. Die Gasversorgung für den kommenden Winter ist damit allerdings noch lange nicht gesichert.

Anders im Ölmarkt. Trotz der Sanktionen gegen Russland bleiben die Ölpreise jetzt schon seit fünf Monaten in der Nähe von 100-110 Dollar je Barrel. Heute stehen sie bei 106 Dollar. Die meisten Prognosen aus dem Frühjahr hatten deutlich höhere Werte erwartet. Doch einmal mehr zeigte sich, dass das beste Gegenmittel gegen hohe Ölpreise eben hohe Ölpreise sind: Monat für Monat mussten die Auguren ihre Erwartungen zur globalen Ölnachfrage zurückschrauben.

Der Effekt hoher Tankstellenpreise zeigte sich auch gestern im Wochenbericht des amerikanischen Energieministeriums. Die Lagerbestände für Rohöl und Heizöl/Diesel fielen minimal, aber die Benzinlager wuchsen weiter an. Nach knapp 6 Mio. Barrel im letzten Bericht kamen in dieser Woche 3,5 Mio. Barrel dazu. Passend dazu zeigen die Nachfragedaten, dass deutlich weniger gefahren wurde als in den Vorjahren. Vermutlich fällt die Bilanz in Deutschland nach den Rekordpreisen für Benzin und Diesel nicht viel anders aus, aber hierzulande gibt es keine zeitnahen Statistiken.

Hier die Zahlen des US-Energieministeriums DOE und des Branchenverbandes API im Überblick (Vergleich zur Vorwoche):

Rohöl: -0,4 Mio. Barrel (DOE) bzw. +1,9 Mio. Barrel (API)

Heizöl und Diesel: -1,3 Mio. Barrel (DOE) bzw. -2,2 Mio. Barrel (API)

Benzin: +3,5 Mio. Barrel (DOE) bzw. +1,3 Mio. Barrel (API)

Ölproduktion: 11,9 Mio. Barrel pro Tag (0,5 Mio. über Vorjahreswert)

Nachfrage (4-Wochen-Durchschnitt): 20,1 Mio. Barrel pro Tag (0,5 Mio. unter Vorjahreswert)

Neben der schwachen Nachfrage in den USA drückt auch das Wiederaufflackern der Corona-Infektionen in China auf die Stimmung. Knapp 1000 Neuinfektionen pro Tag meldet das Land mittlerweile. Schlagartige Lockdowns und pausenlose Testserien sind die Folge. Die Folgen für das Verkehrsaufkommen und die Wirtschaftsleistung sind absehbar.

Aber es gibt auch preistreibende Nachrichten und zwar ausgerechnet aus dem deutschen Markt. Die Pegelstände auf dem Rhein sind auf einem kritischen Level. Die Binnenschiffe können nur noch geringe Mengen an Heizöl, Benzin oder Kohle laden, wenn sie flußaufwärts ins Hinterland fahren wollen. Heute bringen Regenfälle Entlastung, aber die nächsten Tage scheinen wieder trocken zu werden.

Der Handelsauftakt in Europa ist erneut zurückhaltend. Der Markt wartet vor allem auf die Zinsentscheidung der EZB. Die Nordseesorte Brent kostet aktuell 106,67 US-Dollar je Barrel. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 99,42 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasöl notiert bei 1067,75 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,9788 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,0216 Dollar.

Nationaler Markt

Ähnlich träge wie die internationalen Rohölpreise zeigen sich die deutschen Heizölnotierungen. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am Morgen einen landesweiten Durchschnittspreis von knapp 150 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung von 3000 Liter.

Schon seit über einer Woche gibt es nur geringe Preisbewegungen. Der Rückgang der Rohöl- und Dieselpreise geht am Heizölmarkt offensichtlich vorbei. Die Kauflust der privaten Haushalte ist dennoch auf einem durchschnittlichen Niveau. Trotz der hohen Preise muss jetzt hier und da nachgekauft werden.

Aber auch gewerbliche Käufe nehmen zu. Immer mehr Unternehmen wechseln von Erdgas zu Heizöl, wenn ihre Brenner das erlauben, denn die Gasversorgung wirkt im Moment alles andere als sicher. Hinzu kommt die kritische Lage auf den Wasserstraßen. Kein Wunder, dass viele Händler und Betriebe auf Vorrat kaufen.

Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft der privaten Kunden nach Preisanfragen misst, steht weiterhin auf der mittleren Stufe. Auch der Preisoptimismus hält sich. Knapp drei Viertel der Stimmen in der täglichen Lesereinschätzung rechnen demnächst mit fallenden Heizölpreisen.

Trotzdem sind die Risiken im Heizölmarkt hoch. Internationale Konflikte, niedrige Rheinpegel und die Nebeneffekte der Gaskrise könnten die Preise weiterhin auf einem hohen Niveau halten. Zumindest ein Vorrat für die nächsten Monate sollte daher im Tank sein.

Doch generell gilt: Nichts ist billiger als Heizöl, das man nicht verbrennt. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihr Heizverhalten. Das senkt die Kosten und schont Klima und Umwelt.

Quelle: esyoil