Internationaler Markt

Der kurze Ölpreisboom, ausgelöst durch die Bank of England, hielt nur einen Tag an. Gestern traten die Ölpreise auf der Stelle und gaben am Abend sogar leicht auf 88 Dollar je Barrel nach. Nur ein schwächerer Dollar verhinderte einen noch steileren Rückgang.

Die Ölexporteure des OPEC-Plus-Kartells, zu dem auch Russland gehört, sind damit alles andere als zufrieden. Während die Anbieter von Erdgas, Kohle oder Strom das Geschäft ihres Lebens machen, darben die Rohölpreise erneut auf dem Vorkriegsniveau.

Moskau, Riad und die anderen Kartellmitglieder hatten seit dem Beginn der Pandemie im Jahr 2020 dafür gesorgt, dass Öl auf den Weltmärkten knapp blieb. Nur zögerlich wurden die Förderkürzungen aus dem Jahr 2020 aufgehoben. Die Lagerbestände sind daraufhin fast überall gefallen. Als dann im Frühjahr auch noch Sanktionen gegen russisches Öl angekündigt wurden, schien die Situation für Ölpreise weit jenseits der 100-Dollar-Grenze perfekt.

Doch es kam anders. Die Aussicht auf einen globalen Wirtschaftsabschwung, der starke Dollar, die Freigabe der nationalen Ölreserven in den USA und eine generelle Unlust der Hedgefonds und anderer Spekulanten, auf steigende Ölpreise zu wetten, verhinderten einen dauerhaften Ölpreisanstieg. Bis zum Sommer blieben zudem die russischen Ölexporte auf einem relativ hohen Niveau.

Doch die Lage könnte sich in den kommenden Monaten durch zwei Entwicklungen ändern. Die EU-Sanktionen gegen russisches Rohöl treten am 5. Dezember in Kraft. Sie werden eventuell durch einen weltweiten Preisdeckel ergänzt. Die EU will sich nun doch dem amerikanischen Vorschlag anschließen, der den Kauf von russischem Öl außerhalb der EU bis zu einer Preisgrenze erlaubt. Wer mehr zahlt, muss mit harten Sanktionen des Westens rechnen. Die EU braucht für diesen Beschluss Einstimmigkeit. Ungarn ist wie immer dagegen, aber die EU-Kommission hat einige Tricks auf Lager, die Orban auf Linie bringen könnten.

Schon in der kommenden Woche treffen sich die OPEC-Minister. Immer mehr Stimmen rechnen mit einer Kürzung der offiziellen Förderziele. Problem ist jedoch, dass das Kartell einschließlich Russland schon jetzt 3,4 Mio. Barrel pro Tag weniger bereitstellt als vereinbart. Da niedrigere Förderquoten jedoch auf alle Kartellmitglieder verteilt werden, hätte ein entsprechender Beschluss trotzdem eine preistreibende Wirkung.

Etwas unklar sind hingegen die Folgen der chaotischen Entwicklung im französischen Ölmarkt. Dort werden im Moment 60% der Raffinerien bestreikt. Das Management von TotalEnergies und Exxonmobil will trotz der konzernweiten Rekordgewinne den Lohnforderungen der Gewerkschaften nicht nachgeben. Die Produktpreise werden daher wohl merklich steigen, was auch der deutsche Markt zu spüren bekommt. Das könnte auch die Rohölpreise mit nach oben ziehen, obwohl für den Moment erst einmal weniger Rohöl verbraucht wird.

Doch an den Ölbörsen herrscht noch die Ruhe vor dem Sturm. Die Preise bewegen sich am frühen Morgen nur wenig. Die Nordseesorte Brent kostet aktuell 88,56 US-Dollar je Barrel. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 81,38 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasoil notiert bei 980,75 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 1,0171 Euro wert. Damit steht der Euro bei 0,9826 Dollar.

Nationaler Markt

Die Heizölpreise bleiben seit einer Woche zwischen 150 und 155 Euro. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am Morgen einen landesweiten Durchschnittspreis von 154 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Ein schwächerer Dollar und höhere Gasoil-Preise in Rotterdam halten sich die Waage.

Noch immer wird überdurchschnittlich viel bestellt. Die Aktivität liegt nun aber merklich unter den Rekordwerten der letzten Wochen. Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, bleibt auf der Stufe “Hoch”. Der Bestelldruck ist also noch immer da. Ein relativ starker Preispessimismus könnte dazu beitragen. Nur etwa 60 Prozent der Stimmen in der täglichen Lesereinschätzung rechnen mit einem Rückgang der Heizölpreise in den nächsten Tagen.

Der Winter kommt – und damit die eigentliche Belastungsprobe im deutschen Gas- und Heizölmarkt. EU-Sanktionen und neue OPEC-Beschlüsse werden die Lage ab Dezember eher noch verschärfen. Die Preisrisiken bleiben also hoch.

Daher gilt nach wie vor: Nichts ist billiger als Heizöl, das nicht verbrannt werden muss. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihr Heizverhalten und ihre Heizlösung. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche nützliche Tipps bereit. Das senkt die Kosten und schont Klima und Umwelt.

Quelle: esyoil