Internationaler Markt

Die Ölpreise legten gestern erneut etwas zu, aber die 80-Dollar-Marke bleibt in weiter Ferne. Brent-Rohöl kostet heute am frühen Morgen knapp 77 Dollar je Barrel.

Die Preise werden noch immer von der Diskussion über die schon am Wochenende angekündigte Förderkürzung Saudi-Arabiens unterstützt. Einige Beobachter fürchten nun ein erhebliches Versorgungsdefizit in den Sommermonaten. Das könnte die Folgen der schwachen Weltkonjunktur vorübergehend in den Hintergrund drängen.

Doch im Moment gewinnt diese Sicht der Dinge nicht viele Anhänger. Zu häufig laufen derzeit ernüchternde Meldungen zur Weltwirtschaft oder zur Zinspolitik über den Ticker. Dennoch scheint es dem Ölkartell zumindest zu gelingen, einen weiteren Fall der Ölpreise zu verhindern.

Der Ölmarkt wirkt im Moment noch gut überversorgt. Das zeigte sich gestern im Wochenbericht des amerikanischen Energieministeriums. Während die Rohölbestände kaum verändert waren, gab es starke Aufbauten bei Diesel/Heizöl und überraschenderweise auch bei Benzin. Vor allem bei den Benzinvorräten war das nach den reisestarken Ferientagen nicht erwartet worden.

Ebenso unerwartet war der Anstieg der heimischen Ölförderung auf 12,4 Mio. Barrel pro Tag. Allerdings werden erst die nächsten Wochen zeigen, ob es sich hier um einen statistischen Ausreißer handelt.

Hier die Veränderungen im amerikanischen Ölmarkt im Vergleich zur Vorwoche. Die Zahlen stammen aus den Wochenberichten des Energieministeriums (DOE) und des Branchenverbandes API:

Rohöl: -0,5 Mio. Barrel (DOE) bzw. -1,7 Mio. Barrel (API)
Heizöl und Diesel: +5,1 Mio. Barrel (DOE) bzw. +4,5 Mio. Barrel (API)
Benzin: +2,7 Mio. Barrel (DOE) bzw. +2,4 Mio. Barrel (API)
Ölproduktion in den USA: 12,4 Mio. Barrel pro Tag (0,5 Mio. über Vorjahreswert)
Ölnachfrage in den USA (4-Wochen-Durchschnitt): 19,7 Mio. Barrel pro Tag (in etwa auf Vorjahresniveau)

Welche Folgen der ungebremste Ölverbrauch hat, erfährt im Moment der gesamte Norden und Osten der USA. Die Folgen des Klimawandels werden immer deutlicher spürbar. Die Waldbrände im nördlichen Nachbarland Kanada reichen mittlerweile von der Westküste bis zur Ostküste des Landes. Riesige Rauchschwaden ziehen nun Richtung Süden in die USA und bremsen praktisch jede Tätigkeit außerhalb der eigenen vier Wände. Die Behörden raten in vielen Regionen dazu, nicht ins Freie zu gehen.

New York City wird dadurch aktuell zur Metropole mit den höchsten Smogwerten weltweit. Die Abteilungen der Krankenhäuser für Atemwegserkrankungen sind überfüllt. Die Krise ist ein Vorgeschmack auf das, was der Klimawandel auch in reichen Ländern in den nächsten Jahren verursachen wird.

Die Ölbörsen ficht das erwartungsgemäß nicht an: Brent-Rohöl kostet am frühen Vormittag 76,90 US-Dollar je Barrel. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 72,52 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasoil notiert bei 710,75 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,9331 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,0713 Dollar.

Nationaler Markt

Die Heizölpreise bewegen sich im Moment nur wenig. Zum Tagesstart zeigt die Heizölpreis-Tendenz einen landesweiten Durchschnittspreis von knapp 90 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter).

Durch die ruhigere Preisbewegung flaut das Bestellinteresse wieder ab. Auch das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, gibt nach und steht nur noch auf der mittleren Stufe. Viele warten nun ab und hoffen auf günstigere Preise. Die Zahl der Preisoptimisten ist messbar gewachsen. Über 80 Prozent der Stimmen rechnen in der täglichen Lesereinschätzung mit fallenden Heizölpreisen. Zum Wochenbeginn waren es nur zwei Drittel.

Der Ölmarkt weiß im Moment noch nicht, wie er die saudische Förderkürzung einschätzen soll. Ein Preisverfall ist ebenso wenig in Sicht wie eine Preisrallye nach oben. Wer demnächst Heizöl kaufen will, muss daher nichts überstürzen.

In jedem Fall gilt jedoch: Nichts ist billiger als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, auch vor dem Hintergrund der globalen Klimakrise. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.

Quelle: esyoil