Internationaler Markt

Die Rohölpreise geben heute weiter nach und liegen am frühen Morgen unter 74 Dollar je Barrel. Damit kommen allmählich wieder die Jahrestiefststände vom März und Mai wieder in Sicht.

Der Unterschied zum Frühjahr ist jedoch, dass die OPEC bzw. Saudi-Arabien mittlerweile am Ende ihres Lateins angekommen sind. Der Alleingang Riads in der letzten Woche, einseitig die Förderung ab Juli zu kürzen, ist verpufft. Jedes Barrel saudischen Öls, das dem Markt in Asien fehlt, wird sofort durch russisches Öl ersetzt, das nicht mehr in Europa abgesetzt werden kann.

Erst gestern meldete der Premierminister Pakistans, dass die erste stark rabattierte Tankerladung mit russischem Rohöl in seinem Land angekommen sei. Da das Land in schweren finanziellen Turbulenzen steckt, ist dort jede Option willkommen, die Geld spart. Der Krieg in der Ukraine ist weit weg. Vermutlich wird das Öl mit komplizierten Dreiecksgeschäften über Afghanistan und Iran bezahlt. Dadurch spart das Land zusätzlich noch an Dollardevisen.

Die Trader an den Ölbörsen wiederum schauen vor allem auf die Sitzung der amerikanischen Zentralbank in dieser Woche. Wahrscheinlich wird die Fed die Zinsen dieses Mal nicht erhöhen. Aber das reicht dem Markt mittlerweile nicht mehr. Vor dem ersten Anzeichen, dass die Zinsen wieder sinken, halten sich die Spekulanten an den Rohstoffbörsen zurück und wetten auf weiter fallende Ölpreise.

Die übrigen, weniger spekulativ orientierten Händler blicken hingegen vor allem nach China. Etwa die Hälfte des erwarteten Nachfragewachstums in diesem Jahr soll dort entstehen. Doch danach sieht es im Moment noch nicht aus.

Die Wirtschaft kommt nur langsam aus ihrer Lähmung durch die langen und harten Corona-Lockdowns heraus. Die Dynamik könnte schon in wenigen Tagen durch die extremen Hitzewellen im Land zusätzlich gebremst werden. Da die Stromversorgung wegen der allgegenwärtigen Klimaanlagen allmählich an seine Grenzen stößt, droht die zeitweise Stilllegung von Fabriken.

Das saudische Königshaus steht nun unter enormem politischen Druck. Seit Jahren pflegt der saudische Kronprinz sein Image vom allmächtigen Manager des globalen Ölmarktes. Das wird nun gleich zweifach angekratzt: Die Trader an den Ölbörsen wetten gegen seine Preispolitik und die russische Exportoffensive nimmt ihm immer größere Marktanteile im asiatischen Markt ab. Möglicherweise bald steigende iranische Ölexporte könnten dann das Fass zum Überlaufen bringen.

Der Ölhandel in Europa läutet die Handelswoche am heutigen Morgen mit fallenden Preisen ein: Brent-Rohöl kostet am frühen Vormittag 73,90 US-Dollar je Barrel. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 69,32 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasoil notiert bei 689,50 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,9304 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,0745 Dollar.

Nationaler Markt

Auch die Heizölpreise in Deutschland geben zum Wochenstart nach und folgen damit dem internationalen Rohölmarkt. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am frühen Morgen einen landesweiten Durchschnittspreis von 88 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Das Jahrestief vom April bei 86 Euro kommt allmählich wieder in Sicht.

Der Markt ist weiterhin sehr ruhig. Die Zahl der Bestellungen ist gering. Noch ist Heizöl offenbar nicht billig genug, um Interesse zu wecken. Dazu passend bleibt das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, auf einer mittleren Stufe. Dafür steigt nun aber die Zahl der Preisoptimisten. Über 80 Prozent der Stimmen setzen in der täglichen Lesereinschätzung auf billigeres Heizöl. Wenn ein neues Jahrestief gemeldet werden sollte, wird wohl wieder Bewegung in den Markt kommen.

Die Chancen dafür stehen im Moment nicht schlecht. Der Rohölmarkt reagiert noch immer mit Preisverlusten auf jede schlechte Nachricht. Es ist also noch Luft nach unten.

In jedem Fall gilt jedoch: Nichts ist billiger als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, auch vor dem Hintergrund der globalen Klimakrise. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.

Quelle: esyoil