Internationaler Markt

Die Rohölpreise machten gestern überraschend einen Satz nach oben und erwischten damit viele Trader auf dem falschen Fuß. Aktuell kostet Brent-Rohöl über 82 Dollar je Barrel. Das sind drei Prozent mehr als gestern Morgen und der bislang höchste Wert in diesem Jahr.

Der Markt ignorierte gestern den extrem bearishen Wochenbericht des amerikanischen Energieministeriums (DOE), der die Vorabschätzungen des Branchenverbandes API sogar noch übertroffen hatte. Die Rohöllager legten laut DOE um enorme 19 Mio. Barrel zu, obwohl kaum Öl aus der nationalen Ölreserve freigegeben wurde. Auch die Benzinlager wuchsen deutlich um 4,1 Mio. Barrel. Nur die Heizöl-/Dieselvorräte schrumpften leicht, was angesichts der Winterstürme nicht überraschen konnte.

Auch die übigen Daten sprachen für einen gut versorgten Markt: Die Ölförderung in den USA legte leicht zu, während die Nachfrage im Vier-Wochen-Durchschnitt knapp eine Mio. Barrel pro Tag unter dem Vorjahreswert blieb. In der Berichtswoche war die Nachfrage wegen des Sturms naturgemäß noch schwächer.

Die Statistikbehörde hatte dennoch Mühe, die exorbitanten Zahlen zu erklären und verwies auf die niedrigen Ölexporte und mögliche statistische Verzerrungen durch die Winterstürme. Das Ergebnis ist allerdings dasselbe: Der amerikanische Ölmarkt wirkt im Moment gut versorgt, selbst wenn die Ursache die wetterbedingt schwache Nachfrage war.

Hier die Veränderungen der Ölvorräte in den USA gegenüber der Vorwoche. Die Zahlen stammen aus den Wochenberichten des Energieministeriums (DOE) und des Branchenverbandes API:

Rohöl: +19,0 Mio. Barrel (DOE) bzw. +14,9 Mio. Barrel (API)

Heizöl und Diesel: -1,1 Mio. Barrel (DOE) bzw. +1,1 Mio. Barrel (API)

Benzin:+4,1 Mio. Barrel (DOE) bzw. +1,8 Mio. Barrel (API)

Ölproduktion in den USA: 12,2 Mio. Barrel pro Tag (0,5 Mio. über Vorjahreswert)

Ölnachfrage in den USA (4-Wochen-Durchschnitt): 19,9 Mio. Barrel pro Tag (0,9 Mio. unter Vorjahreswert)

Doch der Ölmarkt ignorierte kurzerhand diese Zahlen und konzentrierte sich voll auf die Makroperspektive. Ähnlich wie in den Aktienmärkten wird im Moment darauf spekuliert, dass die Inflationsraten ihren Scheitelpunkt erreicht haben. Die Zinspolitik kann daher einen Gang zurückschalten, so die Erwartung. Die Wirtschaft werde dann schneller wachsen und der US-Dollar sollte sich abschwächen – beides stützt die Ölnachfrage.

Ob diese Rechnung aufgeht, werden die amerikanischen Inflationszahlen am Nachmittag zeigen. Bis dahin halten sich die Trader mit zusätzlichen Wetten offenbar zurück. Aktuell kostet die Nordseesorte Brent 82,52 US-Dollar je Barrel. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 77,23 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasoil notiert bei 916,25 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,9298 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,0753 Dollar.

Nationaler Markt

Die Heizölpreise treten auf der Stelle. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt wie schon gestern einen landesweiten Durchschnittspreis von etwas über 113 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter).

Die Zahl der Bestellungen bleibt auf einem leicht unterdurchschnittlichen Niveau. Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, bleibt ebenfalls unverändert auf der mittleren Stufe. Kaum jemand steht unter Druck, so hat es den Anschein. Das mathematische Tiefpreis-System rät allerdings wie schon gestern zum Kauf.

Der Preisoptimismus ist leicht geschrumpft, aber noch immer setzen knapp über 80% der Voten in der täglichen Lesereinschätzung auf einen Rückgang der Heizölpreise.

Der gestrige Preissprung demonstrierte allerdings die Risiken im Ölmarkt. Wenn sich ein Szenario durchsetzt, in dem die Weltwirtschaft stabil bleibt und russisches Öl am Markt knapper wird, dann könnten die Ölpreise sogar recht kräftig anziehen. Wer nur noch geringe Vorräte hat, sollte angesichts der jetzt wieder fallenden Temperaturen nicht zu lange abwarten.

Nach wie vor gilt jedoch: Nichts ist billiger als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche wertvolle Tipps bereit. Das senkt die Kosten und bremst die Erderhitzung.

Quelle: esyoil