Internationaler Markt

Die Rohölpreise bewegen sich schon seit zwei Wochen in engen Bahnen. Heute kostet Brent-Rohöl fast unverändert gegenüber gestern 86 Dollar je Barrel. Das Preisniveau ist angesichts der politischen Lage erstaunlich niedrig, aber anscheinend wissen viele Trader nicht, wie sie die Mischung gegenläufiger Einflüsse bewerten sollen.

Das EU-Ölembargo gegen russische Ölprodukte tritt in zehn Tagen in Kraft. Andererseits hatte der Ölmarkt das Embargo gegen russisches Rohöl, das schon im Dezember startete, ohne große Blessuren überstanden. Russland konnte auf Indien ausweichen, auch wenn das für Moskau mit erheblichen Einbußen für die Staatskasse verbunden war. Einige Händler setzen auch bei russischem Diesel auf den Schwarzmarkt und auf undurchsichtige Dreiecksgeschäfte. Wiederum verliert Moskau dabei viel Geld, aber der Ölmarkt funktioniert weiter.

Vom OPEC-Treffen in der kommenden Woche werden ebenfalls keine großen Impulse für den Ölmarkt erwartet. Vermutlich lassen die Kartellstaaten ihre Förderquoten unverändert.

Ähnlich unentschieden ist der Blick auf die Weltwirtschaft. Nach der Wende in der chinesischen Coronapolitik kam zunächst Optimismus auf, doch mittlerweile halten sich die Stimmen die Waage.

Auch neue Zahlen aus dem Ölmarkt selbst können im Moment keine Richtung vorgeben. Nach zwei Wochen steil steigender Lagerbestände fiel der aktuelle Wochenbericht zum amerikanischen Ölmarkt unspektakulär aus. Die Rohöllager bauten im Vergleich zur Vorwoche lediglich 0,5 Mio. Barrel auf. Bei den Produkten gab es ebenfalls nur geringe Veränderungen.

Noch immer kämpfen einige Raffinerien mit den Folgen der Schneestürme. Sonst wären die Rohöllager vermutlich geschrumpft. Trotzdem wirkt der leichte Anstieg der Bestände eher preisdämpfend, denn erneut kam kein zusätzliches Öl aus der nationalen Ölreserve in den Markt. Gleichzeitig gingen die Importe zurück. Die Statistikbehörde erklärt den Lageraufbau daher vor allem mit der weiterhin schwachen Ölnachfrage.

Hier die Veränderungen der Ölvorräte in den USA gegenüber der Vorwoche. Die Zahlen stammen aus den Wochenberichten des Energieministeriums (DOE) und des Branchenverbandes API:

Rohöl: +0,5 Mio. Barrel (DOE) bzw. +3,4 Mio. Barrel (API)

Heizöl und Diesel: -0,5 Mio. Barrel (DOE) bzw. -1,9 Mio. Barrel (API)

Benzin: +1,8 Mio. Barrel (DOE) bzw. +0,6 Mio. Barrel (API)

Ölproduktion in den USA: 12,2 Mio. Barrel pro Tag (0,6 Mio. über Vorjahreswert)

Ölnachfrage in den USA (4-Wochen-Durchschnitt): 18,9 Mio. Barrel pro Tag (2,3 Mio. unter Vorjahreswert)

Vor diesem uneindeutigen Hintergrund von Einschätzungen und Zahlen halten sich die meisten Händler auch heute Morgen erst einmal zurück. Aktuell kostet die Nordseesorte Brent 86,22 US-Dollar je Barrel. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 80,45 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasoil notiert bei 954,25 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,9160 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,0915 Dollar.

Nationaler Markt

Schwache internationale Vorgaben und ein starker Dollar sorgen dafür, dass die Heizölpreise nachgeben. Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am heutigen Morgen einen landesweiten Durchschnittspreis von etwas über 112 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Das sind immerhin zwei Euro weniger als gestern.

Trotzdem bleibt Heizöl teuer. Rohöl kostet im Moment, in Euro gerechnet, so viel wie vor einem Jahr. Die Preise für Gasoil, das Raffinerievorprodukt für Heizöl und Diesel, und für Heizöl selbst sind im gleichen Zeitraum jedoch um etwa 25% gestiegen. Die Raffinerien verdienen also weiterhin prächtig – zu Lasten der Endverbraucher.

Trotzdem wird im Moment viel bestellt. Die Aktivität liegt deutlich über dem Durchschnitt. Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, bleibt auf der zweithöchsten Stufe. Auch das deutet auf einen gewissen Kaufdruck.

In der täglichen Lesereinschätzung setzen 80% Prozent der Stimmen auf einen Rückgang der Heizölpreise in den nächsten Tagen. Das ist eher ein durchschnittlicher Wert.

Die Temperaturen sollen bald wieder steigen, aber der Winter ist vermutlich noch lange nicht vorbei. Das gilt auch für die Risiken im Ölmarkt. Vorsorge kann also nicht schaden.

Nach wie vor gilt jedoch: Nichts ist billiger als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung angesichts der unübersehbaren Klimakrise. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.

Quelle: esyoil