Internationaler Markt

Der Ölhandel starrte auch gestern auf die amerikanische Zinspolitik wie das Kaninchen auf die Schlange. Die Zentralbanker machten in den letzten Tagen keinen Hehl daraus, dass sie die Zinsen weiterhin kräftig anheben wollen. Das gilt im Ölmarkt als klares Signal dafür, dass die Nachfrage schwächer als erwartet ausfallen wird. Brent-Rohöl fiel auf 82 Dollar je Barrel zurück.

Nur die Hoffnung auf einen starken Anstieg der chinesischen Ölimporte hält im Moment die Rohölpreise über 80 Dollar. Alle anderen News sprechen eher dagegen. Die russischen Ölexporte bleiben offenbar auf einem hohen Niveau. Gleichzeitig werden die Raffinerien in Frankreich bestreikt. Das verknappt zwar das Angebot an Ölprodukten wie Benzin oder Diesel, stoppt aber auch den Rohölverbrauch der Anlagen. Die Tanker müssen andere Abnehmer finden, was ebenfalls auf die Preise drückt.

Selbst der wöchentliche Ölmarktbericht des amerikanischen Energieministeriums (DOE) konnte den Trend nicht drehen.

Zwar sind zum ersten Mal seit Jahresbeginn die Lagerbestände in den USA im Vergleich zur Vorwoche gefallen. Der Rückgang um 1,7 Mio. Barrel fiel allerdings schwächer als erwartet aus, wird aber immerhin durch ein Minus bei den Benzinlagern um 1,1 Mio. Barrel unterstützt.

Die Nachfrage ist allerdings nach wie vor schwach, so dass der Bericht die Stimmung der Trader nicht heben konnte. Die Zahlen werden im Moment ohnehin recht kritisch beäugt. Erst vor wenigen Tagen musste die Energiebehörde der USA, die EIA, ihre Zahlen für die letzten Monate korrigieren. Immer wieder gab es eine große Lücke zwischen dem errechneten Angebot und der errechneten Nachfrage. Dadurch blieb unklar, weshalb die Lagerbestände seit Jahresbeginn so deutlich gestiegen sind.

Allmählich wird deutlich, woran das Durcheinander liegen könnte. Zum einen wissen die Behörden erst mit einiger Verzögerung, wieviel Öl tatsächlich im Land gefördert wird. Viele Ölfirmen melden ihre Zahlen erst verspätet. Zum anderen ist immer wieder unklar, wo die Grenze zwischen Rohöl und den diversen Zwischenprodukten gezogen wird. Das führt vor allem bei den Exporten immer wieder zu Fehlern.

Hier die Veränderungen der Ölvorräte in den USA im Vergleich zur Vorwoche. Die Zahlen stammen aus den Wochenberichten des Energieministeriums (DOE) und des Branchenverbandes API:

Rohöl: -1,7 Mio. Barrel (DOE) bzw. -3,8 Mio. Barrel (API)

Heizöl und Diesel: +0,1 Mio. Barrel (DOE) bzw. +1,9 Mio. Barrel (API)

Benzin: -1,1 Mio. Barrel (DOE) bzw. +1,8 Mio. Barrel (API)

Ölproduktion in den USA: 12,2 Mio. Barrel pro Tag (0,6 Mio. über Vorjahreswert)

Ölnachfrage in den USA (4-Wochen-Durchschnitt): 19,7 Mio. Barrel pro Tag (1,8 Mio. unter Vorjahreswert)

Im frühen Handel liegt der Rohölpreis auf dem üblichen Niveau der letzten Monate. Schon seit November bewegen sich die Preise seitwärts. Die Nordseesorte Brent kostet aktuell 82,50 US-Dollar je Barrel. Die US-Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) steht bei 76,48 US-Dollar je Barrel. Rotterdamer Gasoil notiert bei 807,50 Dollar je Tonne. Der US-Dollar ist 0,9472 Euro wert. Damit steht der Euro bei 1,0556 Dollar.

Nationaler Markt

Die Heizölpreis-Tendenz zeigt am Morgen einen landesweiten Durchschnittspreis von etwas unter 102 Euro je 100 Liter für eine Standardlieferung (3000 Liter). Bereits seit sechs Wochen kostet Heizöl zwischen 100 und 105 Euro. Das sind die niedrigsten Werte seit über einem Jahr.

Die Zahl der Bestellungen stieg in den letzten Tagen. Die gute Versorgungslage, stabile Preise und niedrige Temperaturen beleben offenbar den Markt. Das Schwarm-O-Meter, das die Kaufbereitschaft nach Preisanfragen misst, hält sich auf der zweithöchsten Stufe.

Dennoch zeigt sich ein kräftiger Preisoptimismus. Im Moment setzen 85% der Stimmen in der täglichen Lesereinschätzung auf niedrigere Heizölpreise in den kommenden Tagen.

Der internationale Ölmarkt wirkt in der Tat recht entspannt. Dennoch bewegen sich die Preise dort nur seitwärts, denn nach wie vor gibt es Versorgungsrisiken. Das gilt auch für den deutschen Markt, wie die Streiks in Frankreich und relative niedrige Pegelstände auf dem Rhein zeigen. In Frankreich droht nach dem extrem trockenen Winter sogar ein Versorgungsnotstand in vielen Regionen.

Die Klimakrisen werden an der deutsch-französischen Grenze nicht halt machen. Nach wie vor gilt daher: Nichts ist billiger als Heizöl, das nicht verbrannt wird. Reduzieren Sie Ihren Verbrauch und überdenken Sie Ihre aktuelle Heizlösung, auch vor dem Hintergrund der Klimakrise. Die Verbraucherzentralen halten zahlreiche Tipps und Empfehlungen bereit.

Quelle: esyoil